Herzfehler im Mutterleib feststellen: Forscher der TU Hamburg und des UKE produzieren innovative Ultraschallgeräte

21.07.2020

Der smart sync-Prototyp im Einsatz am UKE.
Der smart sync-Prototyp im Einsatz am UKE. Foto: northh medical GmbH.

Das Herz eines ungeborenen Kindes in hochauflösender Qualität darstellen – das ermöglicht die innovative Technologie von Sven-Thomas Antoni, Doktorand am Institut für Medizintechnische und Intelligente Systeme der Technischen Universität Hamburg und Dr. Fabian Kording, Wissenschaftler in der Klinik und Poliklinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie und Nuklearmedizin des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE). In dem Startup northh medical GmbH haben sie das Ultraschallgerät „smart sync“ entwickelt, um mithilfe von Kernspintomographie Herzfehler von ungeborenen Kindern bereits im Mutterleib feststellen zu können. Ein Teilprojekt ihrer Forschung am UKE wurde über die Förderlinie des Forschungszentrums Medizintechnik Hamburg (FMTHH) finanziert.

Die Kernspintomographie, auch Magnetresonanztomographie (MRT) genannt, wird in der Medizin vor allem dafür genutzt, Organe sichtbar darzustellen. Wer sich allerdings für eine Untersuchung in einer MRT-Röhre befindet, darf sich mehrere Minuten nicht bewegen, da die Aufnahmen nur sehr langsam erfolgen. „Die Bildgebung eines schlagenden Herzens durch das MRT gestaltet sich durch das ständige Bewegen schwierig. Deswegen haben wir das Ultraschallgerät „smart sync“ entwickelt, das den Herzschlag des Fötus mit den Aufnahmen des MRTs synchronisiert“, erklärt northh medical-Gründer und Absolvent der TU Hamburg Dr. Christian Ruprecht. Im ersten Schritt ermittelt „smart sync“ mithilfe von Doppler Ultraschall die Herzfrequenz des Kindes im Mutterleib. Der Schallkopf ist über ein Kabel mit der „Sensor Box“ verbunden, die die Signale aufnimmt, verarbeitet und an die „Connector Box“ übermittelt. Diese Box verbindet das Ultraschallgerät mit dem MRT-Gerät. Dadurch werden die Informationen der Herzfrequenz an das Bildgebungssystem weitergeleitet.

Mit der neuen Technologie kann die
Mit der neuen Technologie kann die Bildqualität verbessert werden. Foto: northh medical GmbH.

Dies ermögliche eine verbesserte Bildqualität, betont UKE-Wissenschaftler Dr. Fabian Kording. „Dank unserer Technologie ist die Bildqualität gestochen scharf. Dadurch können Ärztinnen und Ärzte angeborene Herzfehler erstmalig mit Hilfe des MRT in diagnostischer Qualität darstellen“. Das Ultraschallgerät „smart sync“ ist in der finalen Entwicklungsphase und wird zum Jahresende für den europäischen Markt zertifiziert. Prototypen seien aber bereits an verschiedenen Standorten weltweit im Einsatz, so der Wissenschaftler weiter. „Wir haben schon einige Geräte an ausgewählte Partner liefern können, unter anderem an das Boston Children’s Hospital in den USA.“ In Zukunft will die Firma weitere medizintechnische Produkte für den internationalen Markt entwickeln.

Das Startup northh medical GmbH wurde 2015 von Kai Fehrs, Dr. Fabian Kording und Dr. Christian Rupprecht gegründet, die sich während ihres Studiums an der TU Hamburg kennen gelernt haben. Seit 2016 ist auch TU-Forscher Sven-Thomas Antoni an dem Projekt beteiligt. Mit ihrer interdisziplinären Forschung wurden sie in das Förderprogramm EXIST, den Philips Health Works Accelerator aufgenommen und arbeiten nun im Inkubator HIP Health Innovation Port.

Im FMTHH forschen seit 2013 Ingenieure der TUHH und Mediziner des UKE aus den Bereichen Bildgebung, Biomobilität und Vernetzte Implantate gemeinsam. Dabei entwickeln sie mithilfe ingenieurwissenschaftlicher Methoden neue Technologien für den klinischen Einsatz z.B. in der Regenerativen Medizin, der Implantologie und Endoprothetik, der Onkologie, Telemedizin oder für Kardiovaskuläre Erkrankungen. Eine alljährliche Förderlinie unterstützt gemeinsame interdisziplinäre Nachwuchsforschungsprojekte.

Weitere Informationen:

www.northh.de

www.fmthh.de


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