01.07.2013
Der neue egn13 ist da! Rechtzeitig zur bevorstehenden Rennsaison enthüllte das e-gnition Hamburg Team während seines fulminanten Roll-Outs im mit 500 Gästen fast vollbesetzten Auditorium Maximum der TUHH den neuen Boliden. Der von einem Elektromotor angetriebene Rennwagen ist der zweite des Teams, an dessen Konstruktion, Performance, Finanzplanung und Marketing 50 Mitglieder des e-gnition-Vereins beteiligt waren und sind. Der neue Flitzer überflügelt seinen Vorgänger, den egn12, in Zuverlässigkeit, Fahrerergonomie, Renn-Performance und Leichtigkeit.
"Der egn13 ist das Auto, was wir uns Ende letzten Jahres gewünscht hatten. So verwundert es nicht, dass wir das grundlegende Konzept nicht geändert haben. Stattdessen ist es um die Erfahrungen des letzten Jahres gereift", sagt Technikleiter Hauke Becker bei der Vorstellung des neuen Wagens, dessen Styling, inklusive der anthrazit glänzenden aus Carbon gefertigten Außenhaut, den Gästen ein Raunen entlockte. Das Ziel des Teams vor einem Jahr sei relativ einfach gewesen, so Becker: "Wir wollten mit unserem ersten Wagen in Hockenheim mitfahren. Der egn12 wurde so gebaut dass er fährt - manchmal besser manchmal schlechter. Doch wollen wird ein Nachfolger, der zuverlässig fährt sich dabei auch vorhersehbar verhält. Mit unserem neuen egn13 wollen auf internationaler Bühne vor allem zeigen, dass aus Hamburg nicht nur tolle Verbrennerautos kommen und wir an der TUHH mehr als nur Theorie können."
So half eine Top-down-Analyse im Bezug auf das Wagengewicht, die ambitionierten 50 Kilogramm Gewichtsersparnis auch in die Tat umzusetzen. "Der egn13 wiegt nunmehr 270 Kilogramm und fährt 110 Stundenkilometer nahezu geräuschlos", so Becker, Student der Flugzeug-Systemtechnik, Master 2. Semester. In nur vier Sekunden beschleunigt der Bolide von 0 auf 100 km/h. Ein klares Packaging ermöglicht die saubere Unterbringung der einzelnen Komponenten im Fahrzeug. Dies hat unter anderem einen hohen Einfluss auf die Ergonomie. Beispielsweise kann die gesamte Motor-Getriebe-Anordnung außerhalb des Fahrzeugs zusammengebaut werden und als eine gesamte Baugruppe im Fahrzeug montiert werden. Die Akkubox wird durch den Fahrzeugboden entnommen, was den Austausch des Akkus zu Ladezwecken enorm vereinfacht.
Um jederzeit auf Messdaten für die Drehmotorsteuerung und die Fahrzeugsicherheit zurückgreifen zu können, wurden im egn13 mehr als 50 Sensoren eingebaut. Über eine Telemetrie-Einheit werden drahtlos auf einen speziell dafür eingerichteten Server sämtliche interessante Leistungsdaten des egn13 gesendet. Wie schnell ist der Wagen? Wie viel Energie haben wir noch? Wo befindet er sich gerade? Wie hoch sind die Temperaturen des Akkus? Daten dieser Art sind mit einer Verzögerung von nur 0,25s auf dem Server, informieren Fahrer und Team.
Becker kündigt an: "Dieses Jahr fahren Sie mit uns gemeinsam das Rennen und können uns vor dem Bildschirm anfeuern. Gepaart mit dem Formula Student TV sind Sie live dabei und verpassen nichts."
Bereits Anfang August soll der egn13 in Hockenheim an dem Formular Student Electric-Wettbewerb an den Start rollen. Der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) rief 2010 diesen Konstruktionswettbewerb für Rennwagen mit Elektromotor ins Leben. "Als erstes Team gelang es uns, in nur einjähriger Entwicklungszeit einen Rennwagen mit Elektromotor zu konstruieren, zu fertigen und damit gleich auf dem Hockenheimring bei der deutschen Formular Student Electric an den Start zu gehen", begrüßte Alexander Knittler, Teamleiter e-gnition Hamburg die Gäste. Er lud sie ein, mit dem neuen Rennwagen ein ebenfalls neues Kapitel im Motorsport und Automobilbau weg vom Verbrenner hin zum Stromer aufzuschlagen.
Das Gesamtpaket aus Konstruktion, Performance, Finanzplanung und Marketing gemeinsam zu stemmen, darf als Meisterleistung des Hamburg-Teams bezeichnet werden. Dahinter stehen Studierende aus den Bereichen Elektrotechnik, Maschinenbau und Informatik. Die Mehrbelastung neben dem Studium ist enorm. So manche Nacht wird in Hochzeiten zum Tag, Vorlesungen fallen aus und ein 36-Stunden Werkstatt-Marathon wie vor dem aktuellen Roll-Out ist die Regel. Doch die Studierenden sind motiviert. Das Team übernimmt Verantwortung und bringt Dinge auf den Weg, die für Studium und den Beruf von Nutzen sind. So ist es gelungen, rund 50 Sponsoren für das Projekt zu gewinnen. Mit ihrer Unterstützung war es möglich, einen Boliden wie den egn13 im Wert von 130.000 Euro zu entwickeln und zu bauen.
Ebenfalls unterstützt die Technische Universität Hamburg das Team, vorweg TUHH-Präsident Garabed Antranikian. "Der Weg, den sie gehen, den geht auch die Technische Universität Hamburg. Was wir in der Lehre als Problem Based Learning (PBL) einführen - eine Lernmethode, die Studierende neugierig macht und zum Nachforschen motiviert -, ist für das e-gnition-Team bereits eine Selbstverständlichkeit. Sie alle tun das bereits, was wir uns für die TU wünschen. Innovation ist Bildung und Bildung ist unsere wichtigste Ressource, die wir in Deutschland haben - das erleben wir an der TUHH", sagte Professor Antranikian zur Eröffnung des Roll-Outs.
Als Werkstatt und Unterstützer im Bereich des Laser-Schweißens und -Schneidens dient den Studenten das Laser Zentrum Nord. "Außerdem ist das LZN unsere einzige Werkstatt und unser gesamtes Auto wird dort zusammengeschraubt", betont Teamleiter Knittler.
Prof. Dr.-Ing. Claus Emmelmann, Leiter des TU-Instituts für Laser-und Anlagentechnik und des Laser Zentrums Nord: "Wir freuen uns, dem e-gnition-Team helfen zu können, seine gesteckten Ziele zu erreichen. Alle Studierenden in diesem Team sind unglaublich engagiert, die mit Willen und Kenntnis ihr Produkt zum Erfolg bringen. Wenn Kompromissfähigkeit, Kreativität und Konfliktvermögen zusammenkommen wie bei Ihnen, werden Sie in Hamburg erfolgreich sein."
Hauptsponsor des Projektes ist NXP Semiconductors, einer der großen Chiplieferanten für die Automobilindustrie, der das e-gnition-Team in Sachen Fahrzeugelektronik und -vernetzung berät und mit Bauteilen unterstützt. Für die Kommunikation innerhalb des Fahrzeugs zwischen den Elektronikbauteilen sowie nach draußen zur Außenwelt werden unterschiedliche Chips eingebaut. Die Telematiktechnologie von NXP wird eingesetzt, um live Daten zwischen Fahrzeug und Rennstall auszutauschen.
Sponsor Dow Chemical Stade stellte Epoxidharze zur Herstellung der Außenhaut des Rennwagens. Die Harburger Schweißtechnische Lehr- und Versuchsanstalt Nord (SLV Nord) stellte das Material für den Rahmen, den sie unter Anwendung der sognannten WIG-Schweißtechnik (Wolfram-Inertgasschweißen) mit besonders feinen und gewichtssparenden Nähten zusammenschweißte.
Durch die Show führten witzig, unterhaltsam und fachkundig Nikolai Reinke, Allgemeine Ingenieurwissenschaften, Bachelor 6. Semester, und Jan Mehnen, Maschinenbau, Master 2. Semester.
http://www.egnition-hamburg.de/
TUHH - Public Relations Office
Martina Brinkmann
E-Mail: pressestelle@tuhh.de