12.07.2012
Dr.-Ing. Peter Seibt spricht über Wärme und Strom aus tiefen Erdschichten und stellte Projekte vor
Im letzten Vortrag innerhalb der zwölfteiligen Ringvorlesung "Regenerative Energien für Wärme und Strom", wird Dr.-Ing Peter Seibt seine Erfahrungen bei der Planung und Realisierung geothermischer Energieversorgungssysteme darstellen. Bietet doch der Erdboden eine Vielzahl von Möglichkeiten hinsichtlich der Vorratshaltung von heißem und kaltem Wasser. Die Veranstaltung findet von 15 bis 16.30 Uhr in der Denickestraße 15, Gebäude K, Raum 0506, statt.
"Die Energiespeicherung im Erdboden dient der Verbesserung der Effizienz und fördert Einsatzmöglichkeiten anderer Energiequellen", sagt Dr.-Ing. Peter Seibt, Geschäftsführer der Geothermie Neubrandenburg GmbH. Das Planungsbüro hat sich der Erschließung und Nutzung von Erdwärme und Thermalwasser zum Heizen, zur Stromversorgung und balneologischer Anwendung in Bädern spezialisiert.
Seibt wird zudem Technologie- und Projektbeispiele vorstellen, darunter die Energieversorgung der Berliner Parlamentsbauten mit dem Reichstagsgebäude. Strom und Wärme für den Reichstag werden ausschließlich mit Hilfe erneuerbarer Energien erzeugt.
Den Strom liefert ein kleines Blockheizkraftwerk (BHKW) im Keller des alten und neuen deutschen Parlamentsgebäudes. Betrieben wird es mit chemisch verbessertem Rapsöl, besser bekannt als Bio-Diesel. Die entstehende Wärme wird ins Heizungssystem des Reichstags ein- gespeist.
Der Clou der Anlage ist die Kombination des unterirdischen Bockheizkraftwerks (BHKW) mit einem so genannten Aquifer. Das sind poröse Gesteinsschichten, die nach allen Seiten von Fels oder wasserundurchlässigen Tonschichten abgedichtet sind. Dort kann Wärme oder Kälte lange Zeit gespeichert werden, ohne dass sich die Temperatur merklich ändert. Dies Reichstags-Aquifer arbeitet mit zwei Reservoiren: einem heißen in rund 300 Meter Tiefe und einem kalten im Grundwasserbereich, nur 50 Meter unter dem Parlamentsviertel.Während der warmen Monate wird 67 Grad heißes Wasser in das tiefe Reservoir geleitet. Fängt die kalte Jahreszeit an, hat sich das Wasser auf 65 Grad abgekühlt. Mit dieser Temperatur wird es entweder direkt in das Heizwassersystem eingespeist oder – 110 Grad heiß – über Absorptionswärmepumpen zum Teil in Kälte umgewandelt. Ähnlich funktionierte das Kältereservoir.
Info:
Die direkte Nutzung der Erdwärme kann als klassisches Gebiet der Geothermie betrachtet werden. Bereits vor tausenden von Jahren dienten natürliche Thermalwasservorkommen zum Baden, Heizen und Kochen. Frühe balneologische Anwendungen finden sich bereits in der Antike. In den Bädern des Römischen Reiches, im Mittleren Königreich der Chinesen sowie bei den Ottomanen wurde das aus natürlichen Thermalquellen austretende Wasser für Bade- und Heizzwecke genutzt. In Chaudes-Aigues im Herzen von Frankreich existiert das erste historische geothermische Fernwärmnetz, dessen Anfänge bis ins 14. Jahrhundert zurückreichen. (Quelle: Bundesverband Geothermie)
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Martina Brinkmann
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