25.05.2004
Thesen von Prof. Kather, Technische Universität Hamburg-Harburg, Arbeitsbereich "Wärmekraftanlagen und Schiffsmaschinen", anlässlich der Pressekonferenz "Strommarkt 2020 - Durchbruch für die Erneuerbaren Energien?" am 25. Mai 2004 um 11.00 Uhr in Hamburg
Der Strommarkt wird auch im Jahr 2020 von den Einflussgrößen Wirtschaftlichkeit, Umweltschutz und Versorgungssicherheit bestimmt werden. Bei den Erneuerbaren Energien liegt der Schwerpunkt in diesem Einflussgrößendreieck heute eindeutig beim Umweltschutz. Bei den meisten Erneuerbaren Energien dagegen sind weder Wirtschaftlichkeit noch Versorgungssicherheit gegeben.
Hinsichtlich der Versorgungssicherheit ist festzustellen, dass diese bei den Primärenergieträgern Sonne und Wind nicht gegeben ist, da diese Primärenergieträger nur fluktuierend zur Verfügung stehen. Dadurch ergeben sich zusätzliche gravierende Nachteile bei der Wirtschaftlichkeit. Der Primärenergieträger Biomasse dagegen kann gespeichert werden und führt daher nicht zur Einschränkung der Versorgungssicherheit.
Hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit ist festzustellen, dass sämtliche Erneuerbare Energien heute gravierend subventioniert werden. Mit zunehmendem Anteil der Erneuerbaren Energien müssen diese Subventionskosten deutlich reduziert werden. Für den Primärenergieträger Biomasse bedeutet dies im Wesentlichen, dass die Kosten für den Primärenergieträger selbst gravierend reduziert werden müssen.
Hinsichtlich des Umweltschutzes aber auch hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit erscheint die Geothermische Stromerzeugung in Deutschland mehr als fragwürdig.
Erneuerbare Energien haben aufgrund ihrer Leistungsgrößen als notwendiges Übel die dezentrale Energieerzeugung zur Folge. Die heutige Struktur der Stromversorgung mit großen Kraftwerksblöcken in dem vorhandenen UCTE-Netz (Union for the Co-ordination of Transmission of Electricity) ist am ehesten geeignet, um großflächige Stromabschaltungen zu vermeiden.
Das Ziel der CO2-Minderung in der deutschen Kraftwerkstechnik kann nur unter Einbeziehung der fossilen Primärenergieträger (siehe "COORETEC", eine Initiative des Bundesministeriums für Wirtschaft und Arbeit zur Reduktion der CO2 Emissionen) erreicht werden.
Für das Jahr 2020 ergibt sich daraus folgende Prognose des deutschen Strom-Mixes:
- Obgleich die Windenergie eine fluktuierende Energie ist, wird sie noch zunehmen. Ob sie sich auch ohne Subventionen halten kann, ist ungewiss.
- Biomasse wird nur dann zunehmen, wenn es gelingt, die Kosten für die Biomasse deutlich zu senken.
- Solare Stromerzeugung wird sich in Deutschland nicht nennenswert durchsetzen. Die Weiterentwicklung dieser Technologie ist dennoch wichtig, da dies Chancen für den Export dieser Technologie in solche Länder bietet, in denen dies mehr Sinn macht.
- Geothermische Stromerzeugung wird in Deutschland keine Zukunft haben.
- Erdgas gefeuerte Gas-und-Dampf-Anlagen werden zunehmen und helfen, die Lücke, welche die Kernenergie hinterlässt, zu füllen.
- Kohle gefeuerte Dampfkraftwerke werden ihren heutigen Anteil am Strom-Mix mindestens behalten.
- Ein Durchbruch für die erneuerbaren Energien auf einen Anteil von 20 Prozent des erzeugten Stromes im Jahr 2020 ist eher unwahrscheinlich.
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