Mit Pflanzenresten in eine fossilfreie Zukunft

TU-Forschende treiben die nachhaltige Kreislaufwirtschaft voran

09.11.2021

Das Molekül Lignin könnte fossile Ressourcen ersetzen und die Wirtschaft nachhaltiger gestalten. Es findet sich in fast allen Pflanzen und Gehölzen, wie Gräsern, Sträuchern und Bäumen. Photo by David Vig on Unsplash
Das Molekül Lignin könnte fossile Ressourcen ersetzen und die Wirtschaft nachhaltiger gestalten. Es findet sich in fast allen Pflanzen und Gehölzen, wie Gräsern, Sträuchern und Bäumen. Photo by David Vig on Unsplash

Die Bioökonomie ist der Schlüssel, wenn es um die Zukunft der Wirtschaft geht. Indem fossile Ressourcen durch verschiedene, nachwachsende Rohstoffe ersetzt werden, sollen mit ihr globale Herausforderungen gelöst werden. Eine fossilfreie Alternative ist beispielsweise das Molekül Lignin. Dieses findet sich in fast allen Pflanzen und Gehölzen, wie Gräsern, Sträuchern und Bäumen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Technischen Universität Hamburg, unterstützt durch das TU Center for Bio Based Solutions, forschen in dem durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Konsortium „ELBE – NH“ daran, Lignin effizienter für die Bioökonomie zu nutzen. Ihre Ergebnisse stellen die Forschenden am 26. November 2021 der Öffentlichkeit vor.

Ein Rohstoff mit viel Potential

Lignin kann aufgrund seiner chemischen Beschaffenheit vielfältig eingesetzt werden, beispielsweise als biobasierter Kunststoff oder auch zur umweltfreundlichen Gewinnung von Medikamenten und Aromastoffen. Expertinnen und Experten sehen in dem Rohstoff deshalb eine Möglichkeit, die Gesundheits- und Energiewirtschaft, oder auch die Nahrungsmittelversorgung zu revolutionieren. Die Herausforderung dabei ist, die Produktion von Lignin wirtschaftlich und konkurrenzfähig gegenüber Erdöl und anderen fossilen Brennstoffen zu halten.

In einer Anlage auf dem Campus der TU Hamburg wird eine wässrige Mischung dazu genutzt, Holzreste oder Stroh unter hohem Druck und Temperatur in ihre Grundbestandteile zu zerlegen. Diese können anschließend wirtschaftlich genutzt werden.
In einer Anlage auf dem Campus der TU Hamburg wird eine wässrige Mischung dazu genutzt, Holzreste oder Stroh unter hohem Druck und Temperatur in ihre Grundbestandteile zu zerlegen. Diese können anschließend wirtschaftlich genutzt werden. Grafik: TU Hamburg

Vollständige Verwertung

In einer Anlage auf dem Campus der TU Hamburg wird eine wässrige Mischung dazu genutzt, Holzreste oder Stroh unter hohem Druck und Temperatur in ihre Grundbestandteile zu zerlegen. Neben Lignin fallen dabei auch Nebenprodukte an, sogenannte Hydrolysate. „Das aus der Küche bekannte „Nose-To-Tail“-Prinzip sieht vor, von einem Tier alle Teile zu verwerten. Wir versuchen bei der Lignin-Produktion etwas ganz ähnliches“, so die Motivation des Forschungsteams. Der Ingenieurgruppe aus Universitäten, Forschungszentren und Industrie ist es gelungen, aus Hydrolysaten Milchsäure und chemische Verbindungen aus Fruktose- und Glukose herzustellen. Das zuvor ungenutzte Nebenprodukt der Lignin Herstellung wird so zu einem gefragten Bestandteil der Kunststoff- und Lebensmittelindustrie.

„Die vollständige Verwertung der Einsatzstoffe und die hohe Wertschöpfung tragen enorm zu einer gesteigerten Wirtschaftlichkeit bei der Lignin-Produktion bei und machen diese zu einer konkurrenzfähigen, fossilfreien Alternative“, so die Forscherinnen und Forscher der Bioraffineriegruppen aus den drei teilnehmenden TU-Instituten. „Aus den geringen Abfallströmen, die dann noch übrig bleiben, produzieren wir mit Hilfe von Biogasanlagen Energie oder Dünger für die Landwirtschaft“.

Was: Öffentliche Abschlussveranstaltung und Präsentation der Ergebnisse von ELBE-NH
Wann: 26. November 2021, ab 13 Uhr
Wo: online
Anmeldung unter www.biobasedsolutions.de/events/

Mehr zu ELBE-NH unter https://www.tuhh.de/v8/research/elbe-nh.html sowie https://www.tuhh.de/iue/forschung/projekte/elbe-nh.html


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