Hamburg als Schwammstadt

Gründächer sollen vor Starkregen schützen

29.07.2021

Vision: Dachbegrünung für die Hamburger Innenstadt
Vision: Dachbegrünung für die Hamburger Innenstadt Bild: © BUKEA - Visualisierung: TH Treibhaus Landschaftsarchitektur, Luftbild: Matthias Friedel

Flächenversiegelung und Nachverdichtung führen in Großstädten wie Hamburg dazu, dass bei Starkregen große Wassermassen über die Kanalisation abfließen. Bei Überlastung des Kanalnetzes kann es dann zu Überschwemmungen und Sturzfluten kommen. Eine mögliche Lösung könnte das Konzept der Schwammstadt sein, in der Regenwasser unter anderem mit Hilfe begrünter Flächen zwischengespeichert werden kann. Peter Fröhle, Professor am Institut für Wasserbau der Technischen Universität Hamburg, analysiert und bewertet in diesem Zusammenhang die Effekte von Gründächern unter Realbedingungen an Gebäuden der TU Hamburg. Mit seiner Forschung trägt der Wissenschaftler zu Hamburgs Gründachstrategie bei, deren Ziel es ist, mindestens 70 Prozent der Neu- und Bestandsbauten zu begrünen.

Forschung unter freiem Himmel

Ein Teil von Peter Fröhles Labor befindet sich in circa neun Metern Höhe, genauer gesagt auf dem Dach des neugebauten Zentrums für Studium und Promotion auf dem Campus der TU Hamburg. Unter freiem Himmel erforscht er im Feldversuch unterschiedliche Gründach-Aufbauten und deren Wirkung auf das Abflussverhalten von Regenwasser in Städten. Die Gründächer unterscheiden sich dabei in ihrer Stärke und in ihrem Aufbau und dementsprechend in ihrem Rückhaltevermögen von Regenwasser. So besitzen manche Aufbauten, so genannte Mäander-Dächer, beispielsweise einen internen Speicher. Zusätzlich zu Boden und Substrat wird das Wasser dort direkt zwischengespeichert, bevor es verzögert in die Kanalisation weitergeleitet wird. Die Testergebnisse der Gründachaufbauten an der TU Hamburg nutzen Fröhle und sein Team anschließend für komplexe Modellierungen. Die Forschenden wollen wissen, was mit dem Regenwasser konkret passiert, wenn es auf den Boden, das Gründach oder versiegelte Fläche fällt. Dafür erstellen sie Modelle, die quantifizieren, wie sich Wasser in einer Stadt wie Hamburg bewegt, wo es zusammenläuft und wie die konkreten Auswirkungen von Starkniederschlägen sind.

Professor Peter Fröhle erforscht auf dem Dach des neugebauten Zentrums für Studium und Promotion auf dem Campus der TU Hamburg unterschiedliche Gründach-Aufbauten und deren Wirkung auf das Abflussverhalten von Regenwasser in Städten.
Professor Peter Fröhle erforscht auf dem Dach des neugebauten Zentrums für Studium und Promotion auf dem Campus der TU Hamburg unterschiedliche Gründach-Aufbauten und deren Wirkung auf das Abflussverhalten von Regenwasser in Städten. Foto: Institut für Wasserbau.

Wasser auf den Dächern, statt in den Straßen

„Wenn es zum Beispiel lediglich zehn Minuten lang extrem stark regnet, dann kommt es in Städten häufig zu Überflutungen. Je mehr Wasser wir also künftig auf den Dächern oder auf anderen geeigneten Flächen zurückhalten oder gezielt zusätzlich versickern lassen, desto weniger kann es in den Straßen stehen“, erklärt Fröhle. Mit Hilfe von Gründächern sollen Niederschläge zeitverzögert und gepuffert an das bestehende Kanalnetz abgegeben werden, zudem kann ein Teil der Niederschlagsmenge verdunsten. So können über das Jahr gesehen insgesamt bis zu 70 Prozent des gesamten Regenwassers zurückgehalten werden. Bei Starkniederschlägen ist die Menge des auf einem Gründach zurückgehaltenen Wassers geringer. „Wenn nur ein Teil des Starkniederschlags abfließt und das über Stunden verteilt, statt innerhalb weniger Minuten, dann können wir aber dennoch viel gewinnen“, meint der Wasserbau-Experte.

Nach Meinung des TU-Forschenden ist Hamburg durch Förderprogramme und Projekte wie der Gründachstrategie auf einem guten Weg, seine Regeninfrastruktur weiter anzupassen und zu verbessern. „Gründächer bringen nicht nur wasserwirtschaftliche, sondern auch klimatische und optische Vorteile für die Stadt“, sagt Fröhle. So sieht der Wissenschaftler die Stadt von oben in Zukunft deutlich grüner. Dennoch gibt er zu bedenken, dass Gründächer kein Allheilmittel seien, um alle Probleme im Zusammenhang mit Niederschlägen und Starkniederschlägen zu lösen. Dafür brauche es ein Gesamtkonzept an Maßnahmen und eben auch mehr Flachdächer, die sich für Begrünungen eignen.


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