Eine Insel zum Selberbauen: TU-Forscher gestalten Plattforminsel für Windenergie, Logistik, Wohnraum und Aquafarming

04.05.2020

Die Plattform-Installation in der Simulation.
Die Plattform-Installation in der Simulation. Foto: Space@Sea.

Das Institut für Fluiddynamik und Schiffstheorie der Technischen Universität Hamburg (TUHH) ist Teil des Projekts Space@Sea und forscht an der Entwicklung von schwimmenden Plattform-Inseln für eine erweiterte Nutzung des Meerraums. Ziel ist es, die Plattformen umweltfreundlich und innovativ für Energieerzeugung, Aquafarming, Wohnraum und Logistik zu nutzen. Space@Sea wird von dem internationalen EU-Förderprogramm für Forschung und Innovation Horizon 2020 mit 7,63 Millionen Euro unterstützt.

Eine Insel zur Selbstmontage: Die Idee hinter Space@Sea ist eine schwimmende Insel, die kosteneffizient und mit geringen ökologischen Auswirkungen für beispielsweise Windenergie und Logistik genutzt werden kann. Die Insel besteht dabei aus mehreren Plattform-Modulen, die je nach Bedarf flexibel installiert werden können. Untersucht werden vier verschiedene Ansätze und Optionen für das Leben und Arbeiten auf den Plattform-Modulen: Die Arbeitsgruppe Energy@Sea beschäftigt sich hier beispielsweise mit der Energieerzeugung und Wartung von schwimmenden Windenergieparks. Im Projekt Farming@Sea untersuchen Biologinnen und Biologen Aquakulturen, um Algen, Muscheln und Fische auf den künstlichen Inseln züchten zu können. Die Projektbeteiligten von Logistics@Sea entwickeln wiederum Konzepte von Schwimmhäfen als logistische Drehscheibe für den Seehandel. Und mit Living@Sea soll eine innovative Unterbringung der Besatzung der Offshore-Plattform geschaffen werden.

Die Plattform-Module können flexibel installiert und genutzt gewerden.
Die Plattform-Module können flexibel installiert und genutzt gewerden. Foto: Space@Sea.

Die praktische Umsetzung des Teilprojekts Energy@Sea, an dem auch die TUHH beteiligt ist, findet bei dem Mittelmeer-Energiezentrum Golfe du Lion in der Nähe des französischen Marseilles statt. „Dort sind die Gewässer sehr tief, weswegen Windkraftanlagen im Meer nicht mehr direkt mit dem Meeresboden verbunden werden, sondern weit vor der Küste schwimmen. Mit dem Energyhub@Sea schaffen wir die Möglichkeit vor Ort Offshore-Anlagen zusammenzusetzen und auch zu warten“, erklärt TUHH-Forscher Gerrit Olbert. Die Module für den Einsatz im Mittelmeer werden direkt im Hafen von Marseille produziert. Für die Installation und den Transport vor Ort hat das Forschungsteam des TUHH-Instituts ein Handbuch entwickelt. Darin wurden die Abschlepp- und Einsetzungsverfahren sowie die Berechnung der Installationsdauer und Kosten untersucht. „Die Installation einer Insel aus etwa 70 Modulen würde voraussichtlich einen Sommer lang andauern. Darin sind auch die Ausfallzeiten miteinkalkuliert, die aufgrund schlechter Wetterbedingungen eintreten können“, sagt Gerrit Olbert. „Mit unserer Forschung ermöglichen wir vor allem eine sichere, aber auch eine effiziente und detailgenaue Installation der Plattform-Inseln, damit wir sie schnellstmöglich innovativ, ökologisch und nachhaltig nutzen können.“

Mit dem EU-Programm Horizon 2020 sollen die globale Wettbewerbsfähigkeit Europas gesichert und gesellschaftliche Herausforderungen durch die Zusammenarbeit von Wissenschaft und Wirtschaft bewältigt werden. An dem Projekt Space@Sea sind 17 internationale Forschungspartner aus den Bereichen Ingenieurwesen, Sozialwissenschaften, Meeresbiologie und Logistik beteiligt, unter anderem die Universität Graz, DeltaSync und DEME Offshore. Das Teilprojekt wurde am 1. November 2017 gestartet und soll Oktober 2020 nach einer Demonstration der Anwendungen im Offshore-Versuchstank der Versuchsanstalt MARIN abgeschlossen werden.

Weitere Informationen: spaceatsea-project.eu


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