09.01.2020
Das Institut für Abwasserwirtschaft und Gewässerschutz der Technischen Universität Hamburg (TUHH) ist Teil des internationalen Projekts „DECISIVE“, das ein Kreislaufwirtschaftskonzept für Lebensmittelabfälle in der Umgebung von Lyon entwickelt und als Pilot umgesetzt hat. Ziel ist eine lokale und nachhaltige Zweitverwertung von Bioabfällen. Finanziert wird das Projekt mit 7,7 Millionen Euro durch das Forschungs- und Innovationsprogramm der Europäischen Union Horizon 2020.
In der Europäischen Union fallen jährlich etwa 88 Millionen Tonnen Lebensmittelabfälle an. Nur für einen kleinen Teil erfolgt eine getrennte Sammlung, welche Grundbedingung für eine effiziente Verwertung ist. In Deutschland finden beispielsweise nur 27 Prozent der Lebensmittelabfälle aus Haushalten ihren Weg in die Biotonne und sind zudem mit Plastik verunreinigt. Das stellt die Abfallwirtschaft vor immer größere Herausforderungen. Genau aus diesem Grund realisierten die Forscherinnen und Forscher des „DECISIVE“-Projekts in der ländlichen Umgebung von Lyon eine Demonstrationsanlage für eine innovative und dezentrale Verwertung von Lebensmittelabfällen. Die Kreislaufwirtschaft sieht dabei vor, dass Verbraucher ihren Bioabfall einer zur Demonstrationsanlage zugehörigen Farm überlassen und im Austausch dafür frische Kräuter und Gemüse erhalten, die vor Ort angebaut werden. Das Kernelement des Konzeptes ist eine kleine Pilot-Biogasanlage auf der Farm. Sie gewinnt aus den Abfall-Bioressourcen Strom und Wärme für die Versorgung der Farm und die Gärreste der Anlage werden vor Ort als organischer Dünger verwendet. Darüber hinaus wird ein Teilstrom zu bio-basierten Pestiziden verarbeitet. Pro Jahr können so 50 Tonnen Lebensmittelabfälle aus der direkten Umgebung lokal und nachhaltig verwertet werden.
Das Team des TUHH-Instituts ist bei dem Projekt in erster Linie für die Entwicklung eines Sammel- und Transportkonzepts zuständig. So untersuchten die Forschenden mit Hilfe von Abfallsortierungen vorerst die Qualität des Bioabfalls, um die Verbraucher für eine korrekte Mülltrennung zu sensibilisieren. Im Anschluss planten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Sammlung und den Transport des Mülls in luftdicht verschlossenen Behältern mit Hilfe von elektrischen Cargo-Fahrrädern und Kleinlastwagen.
Das EU-Programm Horizon 2020 hat zum Ziel die globale Wettbewerbsfähigkeit Europas zu sichern und durch die Zusammenarbeit von Wissenschaft und Wirtschaft gesellschaftliche Herausforderungen zu bewältigen. Umgesetzt wird das Projekt unter der Koordination von IRSTEA in Zusammenarbeit mit der TUHH, der Universitat Autónoma de Barcelona, der Aarhus Universitet und 9 weiteren Forschungseinrichtungen und Unternehmen.
Mehr Informationen über das DECISIVE-Projekt unter http://www.decisive2020.eu, sowie über
Ina Körner (i.koerner@tuhh.de) und Steffen Walk (steffen.walk@tuhh.de)
Mehr Informationen über Horizon 2020 unter https://ec.europa.eu/programmes/horizon2020/en
TUHH - Public Relations Office