TUHH-Wissenschaftler ringen in New Orleans um den sinnvollen Einsatz von Chemikalien bei Tiefseeunfällen

19.02.2018

TUHH-Forschergruppe bei der „Gulf of Mexico Oil Spill & Ecosystem Science Conference“ in New Orleans.
TUHH-Forschergruppe bei der „Gulf of Mexico Oil Spill & Ecosystem Science Conference“ in New Orleans. Foto: TUHH

Welche Sofortmaßnahmen sollen getroffen werden, wenn es bei Tiefseebohrungen künftig zu Ölkatastrophen kommt? Diese Frage versuchen derzeit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der TUHH auf der „Gulf of Mexico Oil Spill & Ecosystem Science Conference“ in New Orleans zu beantworten. Nach der Explosion der Ölbohrplattform Deepwater Horizon (DWH) im Jahre 2010 traten mehr als 800 Millionen Liter Öl in den Golf von Mexiko aus und führten zu großen ökologischen und ökonomischen Schäden. Weder die Ausbreitung von Öl und Gas, noch die Wirkung auf das Ökosystem konnten vorhergesagt werden, da in einer Wassertiefe von 1500 m ein Druck von 150 bar bei einer Wassertemperatur von 4°C herrscht. Seitdem nutzt die Gulf of Mexico Research Initiative (GoMRI) einen Teil der Entschädigungszahlungen des Mineralölkonzerns BP zur Finanzierung von internationalen Forschungsverbünden, um die Gefahren von Rohölaustritten in der Tiefsee künftig besser abschätzen zu können. Initiiert vom Leiter des ehemaligen Instituts für Meerestechnik, Prof. Dr. Giselher Gust, ist ein Team von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Technischen Universität Hamburg (TUHH) von Anfang an dabei und hat die Tiefsee ins Labor geholt.

Im Projektverbund „Center for the Integrated Modeling and Analysis of Gulf Ecosystem“ (C-Image) entwickelt das TUHH-Institut für Produktentwicklung und Konstruktionstechnik/PKT unter der Leitung von Professor Dieter Krause das im Institut für Meerestechnik erstellte Drucklabor weiter. Mit dem Drucklabor können Tiefseebedingungen exakt nachgestellt werden. Die Weiterentwicklung ermöglicht es, unter Tiefseebedingungen Rohölaustritte, sogenannte „Mini-Blowouts“, zu erzeugen, die mit hochauflösenden Kameras beobachtet und ausgewertet werden. Für die Auswertung der Versuche und die Modellierung der Prozesse ist das Institut für Mehrphasenströmungen verantwortlich, dessen Leiter Prof. Michael Schlüter die Hochdruckversuche auch international koordiniert. Am Institut für Technische Biokatalyse werden schließlich unter der Leitung von Professor Andreas Liese und Prof. Dr. Rudolf Müller Versuche zum biologischen Abbau des Rohöls unter Tiefseebedingungen durchgeführt. Durch die Versuche ist es dem Team gelungen, die große Bedeutung der besonderen Bedingungen in der Tiefsee für solche Ölkatastrophen international bekannt zu machen. So konnte z.B. mit Laborversuchen belegt werden, dass die Sättigung des Öls mit Methan am Meeresgrund einen entscheidenden Einfluss auf alle biologischen, chemischen und physikochemischen Prozesse hat und dazu führt, dass der umstrittene Einsatz von Chemikalien zur besseren Verteilung des Rohöls vermieden werden kann. Diese wichtige Erkenntnis fließt derzeit in Handlungsempfehlungen der National Academy of Science ein, um bei künftigen Tiefseekatastrophen effizienter und umweltverträglicher handeln zu können.

Aufgrund des großen Erfolges werden die Wissenschaftler nun für weitere zwei Jahre mit knapp 2 Millionen US-Dollar gefördert.

Video:

https://youtu.be/ZLTRIgjAnNs

https://youtu.be/lN4TE0IBhkk


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