19.01.2017
Innovativ, anspruchsvoll, ungewöhnlich – nur einige Worte, mit denen die Arbeiten der diesjährigen Preisträger des SICK Förderpreises bedacht wurden. Zum dritten Mal wird der mit 10.000 Euro dotierte Förderpreis vergeben, in diesem Jahr erstmals von der Gisela und Erwin Sick Stiftung. Die Familienstiftung zeichnet damit herausragende Nachwuchswissenschaftler der Technischen Universität Hamburg (TUHH) aus. Gewürdigt wird dabei besonders die Entwicklung innovativer Sensorik-Technologien zur positiven Veränderung innerhalb der Arbeitswelt in den Bereichen Prozess-, Fabrik- oder Logistikautomatisierung sowie im Umweltschutz.
„Mit dieser Auszeichnung möchten wir junge Menschen fördern und auch dazu animieren, mit ihren hervorragenden Leistungen in den MINT-Wissenschaftsbereichen den technischen Fortschritt in Deutschland aktiv mitzugestalten“, erklärte Renate Sick-Glaser, Vorsitzende des Vorstands der Gisela und Erwin Sick Stiftung und Mitglied der Eigentümerfamilie der SICK AG. Dass Industrieunternehmen Mitarbeiter mit hoher technischer Kompetenz, voller neuer Ideen und einem unbändigen Tatendrang brauchen, hob Wolfgang Bay, Leiter Forschung und Entwicklung der SICK AG sowie Stiftungsrat der Gisela und Erwin Sick Stiftung, hervor.
Gleichzeitig sei der Austausch mit der Wissenschaft und Forschung von ausschlaggebender Bedeutung. „Wir können unsere Ziele nicht allein in unseren Labors und Büros erreichen. Nur durch den intensiven Kontakt sowohl zu unseren Kunden als auch zu Forschungseinrichtungen und Universitäten können wir dafür sorgen, dass die Entwicklungen bei den Anwendungen sowie im Technologiebereich nicht unbemerkt an uns vorüberziehen“, betonte Wolfgang Bay. Die beiden Entwicklungsstandorte der SICK AG in Hamburg seien daher in der glücklichen Lage, bei der Suche nach wissenschaftlicher Unterstützung und Mitarbeitern die Technische Universität Hamburg hier in Harburg vor dem Werkstor zu haben. Rund 70 Gäste nahmen an der feierlichen Preisverleihung teil.
Ausgezeichnet wurden Thomas Waterholter, Lisa Sophie Egger und Reent Schlegel.
Die Preisträger des SICK Förderpreises:
Dr. Thomas Waterholter für seine Dissertation (6.000 Euro)
„Lidar“ steht für „Light detection and ranging“ und ist der Oberbegriff für optische Verfahren zur Fernmessung von Abständen, Geschwindigkeiten und atmosphärischen Parametern. Bekannte Systeme arbeiten entweder mit Laserpulsen, aus deren Laufzeit auf den Messort geschlossen werden kann und deren Dauer die Ortsauflösung definiert, oder mit Dauerstrich-(CW-)-Quellen, also mit kontinuierlicher Strahlung. Messort und Ortsauflösung sind hierbei von der Fokussierung des Laserstrahls abhängig und nicht unabhängig voneinander wählbar. In der Dissertation „Continous-wave Doppler-Lidar using a synthetic broadband laser source" wird ein neuartiges Konzept für ein Dauerstrich-(CW-)Lidar-System präsentiert, dass seine Ortsauflösung aus künstlichen Kohärenzeigenschaften der Laserquelle bezieht und eine nachträgliche Verschiebung des Auflösungsbereiches längs der Sichtlinie ermöglicht. „Die Dissertation liefert völlig neue wissenschaftliche Erkenntnisse mit erheblicher Praxisrelevanz, etwa für die Erfassung von Windfeldern im Umfeld von Windkraftanlagen“, sagte Laudator Prof. Ernst Brinkmeyer, Leiter des TUHH-Instituts für Optische Kommunikationstechnik. Eine erste Patentanmeldung sei bereits auf Europa, die USA und Japan ausgeweitet worden. „Das Verfahren wird derzeit zudem mit ermutigenden Zwischenergebnissen von einer Firma im Feldversuch erprobt.“
Lisa Sophie Egger für ihre Masterarbeit (3.000 Euro)
Die Masterarbeit „Simultative Entwicklung und experimentelle Validierung eines Regelungskonzeptes für enzymatisch katalysierte reaktive Trennwandkolonnen" beschäftigt sich mit der Regelung der sogenannten Reaktiven Trennwandkolonne (RTWK). Da in der chemischen Industrie die Produktaufreinigung, also die Trennung eines Gemisches verschiedener chemischer Stoffe, einen Großteil der Energiekosten und Treibhausgasemissionen verursacht, werden für diesen Prozessschritt innovative Lösungen benötigt. Die neuartige RTWK ermöglicht eine 30-prozentige Energieeinsparung, indem mehrere Prozessschritte in einem einzigen Apparat realisiert werden. Da sich daraus auch eine hohe Komplexität beim Betrieb der Kolonne ergibt, ist die RTWK trotz ihres großen Einsparungspotentials bisher nicht im industriellen Einsatz. Die Zielstellung der Masterarbeit war es, ein Regelungskonzept für die RTWK zu entwickeln und zu testen, sodass Anlagenfahrer in der chemischen Industrie den energieeffizienten Apparat sicher und stabil betreiben können. „Frau Egger untersucht auf hervorragendem wissenschaftlichen Niveau das Prozessverhalten der RTWK und zeigt erstmals an einer enzymkatalysierten Technikumsanlage die grundsätzliche Regelbarkeit der Kolonne“, sagte Prof. Georg Fieg, Leiter des TUHH-Instituts für Prozess- und Anlagentechnik. Aufgrund der hohen technischen Praxisrelevanz führe Frau Egger ihre Untersuchungen zudem im Rahmen einer Dissertation fort.
Reent Schlegel für seine Bachelorarbeit (1.000 Euro)
„Kooperative Lokalisation in drahtlosen Netzwerken"
Heutigen Sensornetzwerken liegt oftmals die Kenntnis über die eigene Position der Sensoren zugrunde. Bestehende Lokalisierungsverfahren stellen dabei oftmals nicht die nötige Genauigkeit bei einem angemessenen Kostenaufwand zur Verfügung. Besonders in geschlossenen Räumen oder Wäldern, bei denen die Sichtverbindung zu den Satelliten unterbrochen ist, versagen Systeme wie GPS teils völlig. Daher gab es in den vergangenen Jahren einen hohen Forschungsbedarf, um neue Verfahren zur Positionsschätzung zu entwickeln. Die Bachelorarbeit „Kooperative Lokalisation in drahtlosen Netzwerken" vergleicht drei aktuell in der Forschung hochrelevante Positionierungsverfahren, die auf Laufzeitmessungen von Signalen beruhen, die zwischen sich ortenden Knoten im Netzwerk gesendet werden. Ein wesentlicher Teil der Arbeit bestand zudem darin, ein Software-Tool zu entwickeln mit dem die Verfahren untersucht und bewertet werden können. „Die Arbeit von Reent Schlegel zeichnet sich durch die Kombination von ungewöhnlich hohem theoretischen Anspruch bei gleichzeitiger Praxisnähe, durch didaktisches Geschick in der Darstellung und effizienter Umsetzung bei der Programmierung aus“, lobte Laudator Prof. Gerhard Bauch, Leiter des TUHH-Instituts für Nachrichtentechnik.
Der SICK Förderpreis
Zur Förderung der Ingenieur- und Naturwissenschaften vergibt die Gisela und Erwin Sick Stiftung der TUHH einen Förderpreis für herausragende Arbeiten zum Thema „Technisch-wissenschaftlicher Fortschritt zum Vorteil von Mensch und Gesellschaft“. Bei der Vergabe des Forschungspreises wird sowohl auf grundlegende wissenschaftliche Erkenntnisse als auch auf die technische Praxisrelevanz Wert gelegt. In den Arbeiten soll die Bedeutung von innovativer Technologie, insbesondere von Messmethoden, Sensoren oder Messtechniksystemen für einen nachhaltigen Vorteil für Mensch und Gesellschaft erkennbar sein.
Die Gisela und Erwin Sick Stiftung
Die Gisela und Erwin Sick Stiftung wurde 2008 von Gisela Sick, der Witwe von Dr.-Ing. e. h. Erwin Sick, dem Gründer der SICK AG und Erfinder, ins Leben gerufen. Zweck der eigenständigen, gemeinnützigen Familienstiftung ist die Förderung der Wissenschaft und Forschung, der Jugend sowie der Erziehung, Volks- und Berufsbildung einschließlich Studentenhilfe. Einen besonderen Schwerpunkt legt die Stiftung dabei auf die Naturwissenschaften und MINT-Fächer mit dem Ziel, einen Beitrag zur Sicherung des Technologie- und Zukunftsstandortes Deutschland zu leisten.
Die SICK AG
SICK ist einer der weltweit führenden Hersteller von Sensoren und Sensorlösungen für industrielle Anwendungen. Das 1946 von Dr.-Ing. e. h. Erwin Sick gegründete Unternehmen mit Stammsitz in Waldkirch im Breisgau nahe Freiburg zählt zu den Technologie- und Marktführern und ist mit mehr als 50 Tochtergesellschaften und Beteiligungen sowie zahlreichen Vertretungen rund um den Globus präsent. In Hamburg ist SICK mit zwei Niederlassungen vertreten. Im Geschäftsjahr 2015 beschäftigte SICK mehr als 7.400 Mitarbeiter weltweit und erzielte einen Konzernumsatz von knapp 1,3 Mrd. Euro.
Text: Sabrina Knoll
TUHH - Public Relations Office
Jasmine Ait-Djoudi
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