Doppelt gut: dual@TUHH

31.10.2014

Anna-Maria Liebhoff, 25 Jahre, TUHH-Masterstudentin  Jan Schattner, 24 Jahre, TUHH-Masterstudent    
Anna-Maria Liebhoff, 25 Jahre, TUHH-Masterstudentin  Jan Schattner, 24 Jahre, TUHH-Masterstudent     Fotos: privat

Theorie trifft Praxis – Als erste technische Universität Deutschlands startete die Technische Universität Hamburg (TUHH) gemeinsam mit dem Arbeitgeberverband NORDMETALL vor 10 Jahren ein duales Studienprogramm: „dual@TUHH“ kombiniert die Theorie auf Universitätsniveau mit der Praxis renommierter Unternehmen. Mittlerweile studieren 130 junge Menschen Informatik-Ingenieurwesen, Mechatronik, Maschinenbau, Schiffbau und Elektrotechnik dual an der TUHH. „dual“ steht dabei nicht für die Kombination aus Studium und gleichzeitiger Berufsausbildung, sondern für ein vollwertiges ingenieurwissenschaftliches Studium an der TUHH, das während der vorlesungsfreien Zeit um Praktikumsphasen im Unternehmen ergänzt wird.

In einem Interview schildern die beiden dual Studierenden Anna-Maria Liebhoff, und Jan Schattner ihre Erfahrungen.

Frau Liebhoff, womit sind Sie derzeit beschäftigt?

Ich studiere im Joint Master „Communication and Information Technologies“, der in Kooperation mit dem Politecnico di Torino, Italien, durchgeführt wird. Ende Oktober werde ich meine Masterarbeit in Turin verteidigen.

Bei welchem Kooperationspartner arbeiten Sie?

Airbus – Dort war ich bisher in der Abteilung für Forschung und Entwicklungsprojekte tätig.

Warum haben Sie sich für ein duales Studium entschieden?

Ich wollte unbedingt dual studieren, um meine Zeit so effektiv wie möglich zu nutzen – und das habe ich getan. Ich konnte gleich zwei Semester im Ausland verbringen, eines in Toulouse und eines in Turin.

Wo sehen Sie die Vorteile des dualen Studierens?

Da ich immer finanziell abgesichert war, waren auch die prägenden Auslandsaufenthalte kein Problem. Außerdem findet man viel schneller heraus, welche Inhalte des theoretischen Studiums eigentlich in der Arbeitswelt relevant sind und welche nicht. Dies war sogar nachteilig, als es zu Projekt- und Abschlussarbeiten im Unternehmen kam. Der Spagat zwischen Wissenschaft und Wirtschaft war oft schwer.

Welche Nachteile gibt es?

Das große Vorurteil des dualen Studiums, „man hat nie Zeit“, stimmt zwar, aber man entscheidet sich bewusst dafür. Ich habe das nie als großen Nachteil wahrgenommen. Irgendwie habe ich es schließlich immer geschafft, meinen vielen Nebentätigkeiten trotzdem nachgehen zu können: Ich tanze in einer erfolgreichen Jazz und Modern Dance Formation, organisiere jährlich Skifreizeiten für Jugendliche, habe Robotikkurse gegeben, lerne diverse Sprachen, verreiste in viele Länder und bin kürzlich dem Verein robotING@TUHH e.V beigetreten – und dabei habe ich es geschafft in der Regelstudienzeit zu bleiben.

Wo möchten Sie beruflich einmal hin?

Ich werde zum 1. November 2014 bei Airbus übernommen. Anders als gedacht, nicht in der FuE-Abteilung, sondern in der IT. Meine zukünftige Chefin war auf mein Profil aufmerksam geworden und hat mir eine Stelle als „Performance Manager“ angeboten. Die Stelle selbst hat wenig mit meinem Studium zu tun. Das heißt, ich werde mich wieder einmal auf einem völlig neuen Bereich weiterbilden können. Diese Schiene habe ich in meinem Studium schon verfolgt. Ich habe mich nie spezialisiert, sondern immer versucht alle Bereiche kennen zu lernen und ein breites Wissen aufzubauen. Die Schnittstellen interessieren mich am meisten, sowohl Zwischenmenschlich als auch zwischen verschiedenen Bereichen.

Die Frage nach der beruflichen Zukunft wird mir häufig gestellt. Im Ausland habe ich gelernt, dass sowieso alles anders kommt als geplant. Und obwohl ich eigentlich als ordentliche Organisatorin bekannt bin, lasse ich mich bei diesem Thema überraschen. Es gibt viel mehr, als man kennt, da kann ich mich doch jetzt nicht festlegen.

Herr Schattner, womit sind Sie derzeit beschäftigt?

Derzeit verbringe ich ein Auslandssemester an der UC Berkeley in Kalifornien, USA. Es ist mein erstes Mastersemester in dem Studiengang „Mechatronics“. Meinen Bachelor habe ich ebenfalls dual an der TUHH in „Mechatronik“ abgeschlossen.

Bei welchem Kooperationspartner arbeiten Sie?

Weinmann Medical Technology in Hamburg-Stellingen. Das Unternehmen entwickelt Beatmungsgeräte. Zwar habe ich auch Einblicke in andere Abteilungen erhalten, doch bin ich in erster Linie in der Forschung und Entwicklung (FuE) aktiv gewesen.

Warum haben Sie sich für ein duales Studium entschieden?

Ich wollte zum einen finanziell unabhängig sein – Wer dual studiert erhält ein regelmäßiges Einkommen, egal ob in einer Praxisphase oder Studienphase. Zum anderen wollte ich das, was ich im Studium lerne, gleich umsetzen können und andersherum aus meinen Erfahrungen in der Praxis die Vorlesungsinhalte besser verstehen.

Wo sehen Sie die Vorteile des dualen Studierens?

An der TUHH kann ich meinen Bachelor und meinen Master dual bei einem Unternehmen machen. Die TUHH ist für ihre solide Ausbildung bekannt – hier lerne ich Dinge, die ich direkt in die Praxis umsetzen kann. Andersherum motiviert mich die Praxis auch, mich für einige Unterrichtsinhalte stärker zu interessieren. So hätte ich vorher nicht gedacht, wie wichtig Patentrecht ist. In einem Studentenprojekt in meinem ersten Ausbildungsjahr ist mir das jedoch bewusst geworden, als ich die Entwicklung eines Produktes durchlaufen habe. Außerdem: Ohne das duale Studium und die finanzielle Absicherung wäre es mir wahrscheinlich nicht möglich gewesen, ein Auslandssemester an einer so renommierten amerikanischen Universität wie der UC Berkeley zu verbringen. Ich habe zwar auch ein Stipendium von der Studienstiftung des deutschen Volkes bekommen, das für die Studiengebühren aufkommt und Teile der Lebenshaltungskosten. Die monatliche Ausbildungsvergütung und eine weitere Unterstützung meines Unternehmens machen diese erlebnisreiche Zeit allerdings erst möglich. Viele denken, das duale Studium schränke Studenten, was beispielsweise Auslandsaufenthalte angeht, ein. Mir hat es diese Erfahrung erst ermöglicht.

Welche Nachteile gibt es?

Ich würde nicht sagen, dass es ein „Nachteil“ ist, aber klar, es ist eine Doppelbelastung, die gerade am Anfang an den Nerven zehrt. Ich bin froh, dass ich Freunde und Familie habe, auf die ich mich verlassen kann. Das Unternehmen berücksichtigt aber auch, was man für die Uni machen muss, man wird beispielsweise einen Tag vor der Prüfung freigestellt. Am allerwichtigsten ist ein gutes Zeitmanagement. Daran gewöhnt man sich. Ab dem zweiten Semester weiß man, wie es läuft - ich finde es wirklich machbar.

Wo möchten Sie beruflich einmal hin?

Ich freue mich darauf, in der FuE-Abteilung bei Weinmann bleiben zu können. Ich kann mich für Technik begeistern und es macht mir Spaß, neue Ideen umzusetzen. Danach könnte ich mir deshalb vorstellen, eines Tages als Projektleiter tätig zu sein, das interdisziplinäre Studium Mechatronik Studium hilft dabei.


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