10.07.2014
Ist das nächste Ärztehaus mit dem Bus erreichbar? Wie gut kommen die Kinder zu Schule? In einem auf drei Jahre angelegten Projekt wird die die Technische Universität Hamburg (TUHH) für die Metropolregion Hamburg einen „Erreichbarkeitsatlas“ erstellen, der regionsweit Verkehrsverbindungen transparent machen wird. Die Analyse soll helfen, Problemlagen zu analysieren und Lösungsansätze aufzudecken. Eine Datenbasis für die gesamte Metropolregion, die diese Anforderungen erfüllt, existierte bislang nicht.
Der Erreichbarkeitsatlas der TUHH wird einen Überblick geben, mit welchen Reisezeiten und Verkehrsmitteln wichtige Ziele wie Schulen, Bahnhöfe, Krankenhäuser, Arbeitsplätze, Einkaufsläden, Freizeiteinrichtungen und Behörden erreichbar sind. Der Fuß- und Radverkehr, Park- sowie Bike und Ride-Anlagen werden dabei ebenso berücksichtigt wie auch entstehende Mobilitätskosten.
Die Analysen sollen aber nicht nur den Status quo beschreiben, sie sind für die Planung auch deswegen wertvoll, da sich mit ihrer Hilfe Planungsvarianten und Szenarien „durchspielen“ lassen, um politische Entscheidungen und Prioritätensetzungen zu erleichtern. So werden die Ergebnisse Hilfestellungen für neue Nahverkehrspläne und Verkehrsinfrastrukturmaßnahmen geben. Potenziale von Park- und Bike and Ride-Anlagen können einfacher erkannt und Standortentscheidungen für Neubau- oder Gewerbegebiete leichter getroffen werden.
Fünf Teilprojekte analysieren exemplarisch Detailfragen, berücksichtigen planerische Überlegungen und geben praktische Handlungsempfehlungen:
Beispielhaft wird erarbeitet, wie der Landkreis Nordwestmecklenburg besser per ÖPNV an Schwerin, Lübeck und das Herzogtum Lauenburg angebunden werden kann. Die Landkreise Lüchow-Dannenberg und Lüneburg untersuchen, wie zentrale Orte durch Anrufbusse oder Anrufsammeltaxis besser erreicht werden können. Regionsweit wird analysiert, wie das Mobilitätsangebot durch Park- sowie Bike and Ride-Angebote verbessert werden kann. Ein weiteres Teilprojekt widmet sich dieser Fragestellung, indem das Potenzial von Radschnellwegen ermittelt wird.
Die Realisierung eines Wohn- und Mobilitätskostenrechners zielt darauf, die tatsächliche finanzielle Belastung privater Haushalte durch Wohnen und Pendeln im HVV-Gebiet zu ermitteln. Der Wohn- und Mobilitätskostenrechner soll als Service für Bürgerinnen und Bürger helfen, Kostentransparenz bei Entscheidungen über einen neuen Wohnort herzustellen. Untersuchungen zeigen, dass diese Kosten im individuellen Abwägungsprozess für einen neuen Wohnort bisher schwer zu ermitteln sind. Als Beratungswerkzeug wird er Umzugswilligen ermöglichen, die entstehenden Wohn- und Mobilitätskosten an verschiedenen Wohnorten individuell zu berechnen. So fällt es leichter, zu beurteilen, ob ein weiterer Pkw angeschafft werden muss, oder wie hoch der Zeit- und Kostenaufwand zum Erreichen des Arbeitsplatzes mit dem ÖPNV oder dem Pkw ist.
Das Gesamtprojekt hat ein Volumen von über 530.000 Euro und wird mit über 425.000 Euro zu 80 Prozent aus Mitteln der Förderfonds der Metropolregion Hamburg realisiert.
Bei der Vorstellung des Projekts sagte Professor Carsten Gertz vom TUHH-Institut für Verkehrsplanung und Logistik an der Technische Universität Hamburg-Harburg, der die Analysen wissenschaftlich betreut: „Die beschlossenen Projekte werden unseren Städten und Gemeinden wertvolle Werkzeuge an die Hand geben, um regionsübergreifend Bau- und Verkehrsplanungen an den Mobilitätsbedürfnissen der Menschen auszurichten. Angebotslücken können identifiziert und planerische Entscheidungen gestützt werden. Der Wohn- und Mobilitätskostenrechner wird als direkter Bürgerservice all denen eine große Hilfe sein, die bei ihrer Entscheidung für einen Wohnort einen Überblick über die tatsächlichen Kosten haben wollen.“
TUHH - Public Relations Office