03.12.2013
Als Prof. Bodo Fiedler 1998 zum Thema "Mikromechanische Betrachtung der Lasteinleitung und Lastübertragung in faserverstärkten Polymeren" bei Prof. Karl Schulte an der Technischen Universität Hamburg promovierte, hätte er wohl nicht absehen können, dass er Jahre später an seine Alma Mater zurückkehren und die Nachfolge seines Doktorvaters antreten würde. Seit Oktober 2013 ist der ehemalige TUHH-Maschinenbaustudent und Habilitand auf dem Fachgebiet der Faserverbundwerkstoffe nun Leiter des Instituts für Kunststoffe und Verbundwerkstoffe und ist von der Wandlung seiner ehemaligen Universität beeindruckt: " Die TU Hamburg hat sich in den Jahren seit meinem Studium bis heute sehr positiv entwickelt und vor allem sehr gut positioniert", sagt Prof. Fiedler.
Bereits parallel zu seiner Dissertation war der gebürtige Hamburger als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Arbeitsbereich Kunststoffe und Verbundwerkstoffe tätig. Nach dem Ende seiner Promotion erhielt er die Möglichkeit für zwei Jahre als "Invited Lecturer for Advanced Research" nach Japan zu gehen. "Das war eine einmalige und tolle Erfahrung", sagt Prof. Fiedler. "Ich war beeindruckt von der mir zu diesem Zeitpunkt fremden Kultur."
2006 wechselte Prof. Fiedler von der Wissenschaft in die freie Wirtschaft und zog für seine neue Stelle als Leiter "Produktionstechnologie" bei der Firma RUAG Aerospace in die Schweiz. Seine Leidenschaft für die Wissenschaft behielt er jedoch bei. "Das Leben in der Industrie habe ich sehr genossen", sagt Prof. Fiedler. "Ich konnte mich dort gut persönlich entwickeln, da ich einerseits viel Verantwortung übernehmen konnte und andererseits eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Mitarbeitenden und meinem Chef geniessen durfte." Das Thema Entwicklung spielte auch während seiner Zeit in der Industrie eine große Rolle. Neben der Produktentwicklung für den Luftfahrtbereich, beschäftigte er sich auch mit dem Leichtbau für Mountainbikes. "Irgendwann kam ich jedoch an einen Punkt, wo ich mich gefragt habe, was ich die restliche Zeit meines Arbeitslebens noch machen möchte und was ich der Gesellschaft wiedergeben kann." Er entschied sich zurück in die Wissenschaft zu gehen und seine Erfahrung aus der Industrie an den ingenieurwissenschaftlichen Nachwuchs weiterzugeben.
An der Technischen Universität Hamburg möchte sich Prof. Fiedler nun wieder intensiver der Forschung von Verbund-Materialien widmen und die Bereiche Mobilität und dezentrale Energieversorgung mitgestalten. Im Rahmen seines Projektes "cityWind", möchte er unter studentischer Eigenverantwortung Kleinkraftanlagen entwickeln, die in einigen Jahren eventuell auf den Dächern der TU Hamburg installiert werden könnten. Zudem will er sich der Lebensdauervorhersage von Composites widmen, um diese als Strukturwerkstoffe zu verbessern und mögliche funktionelle, intelligente Eigenschaften zu integrieren.
In der Vorbereitung auf seinen Amtsantritt befasste sich Prof. Fiedler eingehend damit, die Lehre zu verbessern. Darüber hinaus setzte er sich zu Beginn seiner Tätigkeit im Oktober direkt mit dem Zentrum für Lehre und Lernen (ZLL) zusammen und ließ sich für neue Lehrmethoden begeistern. So haben seine Studierenden nach jeder Vorlesung die Möglichkeit, ihre offenen Fragen zu notieren und bei ihm abzugeben. "Viele Fragen sind sehr gut", sagt er. "Wenn ich die Fragen in der jeweiligen Vorlesung nicht beantworten konnte, werde ich auf diese in den darauffolgenden Veranstaltungen zurückkommen, spätestens dann, wenn das Thema behandelt wird." Auch den Unterricht möchte er praktischer gestalten und so erreichen, dass durch die Reduktion von theoretischen Inhalten und mehr Zeit für praktische Übungen, am Ende ein höherer Lerneffekt entsteht. "Momentan schauen wir uns beispielsweise einen Mountainbike-Lenker etwas genauer an. Wie sehen die einzelnen Teile aus und was hängt alles dran? Im nächsten Semester sollen die Studierenden dann von den Anforderungen bis zum fertigen Bauteil selber einen Lenker fertigen", erzählt er. Besonders wichtig sei ihm dabei auch der interdisziplinäre Gedanke.
"Ich möchte mich kontinuierlich weiterentwickeln und auch das Drittmittelvolumen vergrößern. Der Leichtbau ist in Hamburg wenig vertreten. Umso wichtiger wird es sein, Netzwerke zur Wirtschaft aufzubauen und Synergien zu schaffen", sagt er. Sein Ziel für die nächsten Jahre als Leiter des Instituts für Kunststoffe und Verbundwerkstoffe wird es sein, Lehre, Forschung und Wirtschaft zu verbinden und eine Schnittstelle zwischen den beiden Kompetenzfeldern Green Technologies und Aviation and Maritime Systems zu schaffen. "Es ist schön wieder hier an der TU Hamburg zu sein. Die Universität hat sich gut in die Umgebung integriert. Das macht letztlich ihren Charakter aus."
TUHH - Public Relations Office
Sarah El Jobeili
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