15.10.2012
Eine vierteilige Serie möchte bereits vor der Eröffnung den Appetit für ein sich veränderndes Lehren und Lernen an der TU wecken. Die einzelnen Serienteile widmen sich dem Lernen allgemein, beschreiben das Leitziel des ZLL im Besonderen sowie neue Elemente, die zukünftig vermehrt Lehrveranstaltungen flankieren werden.
Teil 4 - Problem-Based-Learning: Im Vordergrund des PBL steht ein Problem, für das Studierende selbstständig Lösungen finden sollen, in dem sie sich Wissen aktiv aneignen und weiterentwickeln.
"Wenn man PBL ernst nimmt, bringt es zwangsläufig eine Veränderung der Lernkultur mit sich", sagt Marisa Braasch, Fachreferentin im Zentrum für Lehre und Lehren an der Technischen Universität Hamburg-Harburg.
"Im Vordergrund des sogenannten Problem-Based-Learning (PBL) steht ein Problem, für das Studierende weitgehend selbstständig eine Lösung finden sollen, in dem sie sich Wissen aktiv aneignen und weiter entwickeln." Dabei erwerben Studierende ihr Fachwissen anhand konkreter, alltagsnaher und für ein Fach typischer Problemstellungen - den Fällen. Die Lehrenden treten dabei in den Hintergrund und nehmen die Rollen des der beobachtenden und nur bei Bedarf unterstützenden Lernbegleiter ein. Diese Arbeitsweise kann von Beginn des Studiums an sowohl zum Erarbeiten von Grundlagenwissen als auch für die Vertiefung und Anwendung eingesetzt werden.
Für Lehrende bedeutet die Umstellung ihres Unterrichts auf PBL eine Herausforderung, da sie nicht nur ihre eigenen Rolle und die der Studierenden neue denken müssen, sondern auch ihr Unterrichtsmaterial neue aufarbeiten müssen. Marisa Braasch und Kollegin Siska Simon sind dafür da, in diesen Fällen Hilfestellungen zu geben, Auf Anfrage erarbeiten sie mit den betroffenen Hochschullehrern und ihren Mitarbeitern Konzepte, die zur jeweiligen Veranstaltung passen.
Das ZLL berät und unterstützt so bei der Umstellung von Veranstaltungen und bietet außerdem Workshops an, in denen Lehrende Ideen zur Umsetzung des PBL entwickeln. Zudem fördert das ZLL die Vernetzung sowie den Austausch der PBL-Interessierten Lehrer untereinander.
"Eine Kunst des PBL besteht darin, das zu lösende ingenieurwissenschaftliche Problem in einem Fall so gut wie möglich zu verpacken. Nur dann erreicht man einen fachlichen Kompetenzzuwachs und schafft es zugleich, dass die Studierenden hoch motiviert an die Arbeit gehen. Wenn dies gelingt, ermöglicht PBL den Studierenden ein tieferes Verständnis komplexer Zusammenhänge", sagt die 31-jährige Fachreferentin, die durch ihr Studium des hochschuldidaktischen "Master of Higher Education" auch über das zur Umsetzung von PBL nötige didaktische Hintergrundwissen verfügt.
In zweitägigen Workshops am ZLL lernen die Teilnehmenden die Methode des problembasierten Lernens als Alternative zum traditionellen Lernen an Hochschulen kennen. Dabei behilflich ist ihnen die Sieben-Schritte-Methode, auch Siebensprung genannt. Was die Lehrenden lernen, übernehmen später ihre Schüler: Sie klären unbekannte Begriffe in dem ihnen vorliegenden Fallbeispiel, definieren Probleme, bringen zur Problemlösung vorhandenes Wissen ein, sortieren die Fakten nach Priorität, formulieren das Lernziel und recherchieren. Im siebten Schritt tragen die Teilnehmer ihre Ergebnisse zusammen, verknüpfen sie, überprüfen die gewonnen Informationen und evaluieren die eigene Arbeit.
Dazu Marisa Braasch: "Mit dem Siebensprung gelingt es, eine Struktur zu schaffen, mit der man zur eigenen Lernfrage gelangt. Auf diese Art werden auch Probleme des Alltags und der Wissenschaft gelöst. Ziel des PBL ist deshalb nicht unbedingt die Lösung des Problems, sondern die generelle Fähigkeit, strukturiert und lösungsorientiert an ein Problem heranzugehen."
Noch ist der Einsatz der Methode in kleinen Gruppen mit Studierenden nicht die Regel an der TUHH. Immerhin wird inzwischen schon in 40 Veranstaltungen nach diesem Lernarrangement gearbeitet und die Zahl der Workshops ist zuletzt merklich gestiegen.
PBL ist im europäischen Raum vor allem an Universitäten in den Niederlanden, Großbritannien, Schweden, Dänemark oder der Schweiz verbreitet. Braasch und ihre Kolleginnen und Kollegen aus dem ZLL haben besonders die Erfahrungen der bekannten PBL-Hochschule Maastricht und Aalborg analysiert. Für die TU wollen sie eine PBL-Form etablieren, die das Beste aus diesen Modellen aufnimmt und gleichzeitig für die Ingenieurwissenschaften und die Technische Universität Hamburg passend ist.
TUHH - Public Relations Office
Martina Brinkmann
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