03.02.2011
Das steht nirgendwo im Lehrplan: Ein Schiff in den Hamburger Hafen steuern und dabei die Gesetze der Navigation kennenlernen. Oder: Mit einem Wellengenerator Seegang simulieren, um das Verhalten von Offhore-Bauwerken wie Bohrinseln und Windkraftanlagen zu studieren. Die Gelegenheit, auf diese anschauliche Weise die Physik und Technik von Schiffen und anderen maritimen Systemen verstehen zu lernen, bietet die TU Hamburg in ihrem neuen School_Lab. Die Behörde für Wirtschaft und Arbeit in Hamburg und das DLR haben mit 200 000 Euro Fördermitteln den Ausbau des nördlichsten DLR_School_Lab finanziert und um die Dimension Maritime Technik / Schifffahrt erweitert. Die Behörde für Schule und Berufsbildung in Hamburg unterstützt die pädagogische Arbeit durch die Bereitstellung von Lehrkräften.
Zum ersten Mal wird damit in Deutschland das Thema Schiffahrt in das Zentrum eines DLR_School_Lab gestellt. Parallel zur internationalen Forschung an der TUHH auf dem Gebiet der Maritimen Systeme findet in speziell für Schüler eingerichteten Laboren und in direkter Nachbarschaft zu den wissenschaftlichen Instituten und Versuchshallen Lernen durch Experimentieren statt. Mehr als 3000 Schüler und Schülerinnen ab Klasse 5 werden im kommenden Jahr auf dem Campus erwartet und an Hand von zahlreichen Experimenten auf anschauliche Weise die Physik und Technik sowohl von Schiffen als auch Flugzeugen verstehen lernen. Das Schul-Labor versteht sich als praxisbezogene Ergänzung des Unterrichts. Wissenschaftler und Studenten der TUHH bieten beim Experimentieren und Forschen in diesem Labor das Know-how sowie Anleitungen aus erster Hand.
Im neu eingerichteten maritimen Bereich des School_Lab stehen für die Experimente anfänglich sieben neue Versuchsanlagen zur Verfügung. Im großen Wassertank können Schüler und Schülerinnen unter anderem ausprobieren, warum ein Schiff schwimmt und welche Voraussetzungen für eine stabile Schwimmlage nötig sind. Viel Spaß verspricht ein professioneller Schiff-Simulator, mit dem die kleinen Hamburger und Hamburgerinnen realitätsnah ein Schiff in einen imaginären Hamburger Hafen steuern können. Dabei erfahren sie hautnah, die Herausforderung der Navigation und besondere physikalische Effekte wie zum Beispiel den Sog eines Schiffes. Im so genannten Festigkeits-Labor wird das Verhalten von Schiffbaustahl unter starkem Zug und Druck getestet. Am so genannten Torsions-Modell können die Schüler die Kräfte und Verdrehungen eines Schiffes im Seegang nachstellen.
„Raus aus der Schule - rein ins Labor!“ Unter diesem Motto steht das DLR_School_Lab an der TUHH, das 2004 als sechstes von bundesweit bislang neun mit dem Themenschwerpunkt Fliegen eröffnet wurde. Seitdem haben jährlich 2000 Schüler und Schülerinnen in Hamburg, dem weltweit drittgrößten Standort der zivilen Luftfahrtindustrie, beim Experimentieren entdeckt, auf welchen verblüffenden Effekten das Fliegen beruht. Sie erleben, wie faszinierend Technik und Wissenschaft sein können, wenn sie experimentell zentralen Fragen nachgehen – zum Beispiel, wieso ein tonnenschweres Flugzeug vom Boden abheben kann? Warum ein Vogel flattern muss, ein Flugzeug niemals ins Flattern geraten darf? Stets ist es das Ziel, junge Menschen verstärkt an Naturwissenschaften und Technik heranzuführen und zu begeistern.Dass dies gelingt, belegen Ergebnisse einer Studie der Universität Kiel. Demnach ist auch lange nach dem Besuch eines DLR_School_Lab das Interesse an Naturwissenschaften deutlich größer als zuvor.
Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels für akademische Berufe und speziell mit technischer Ausrichtung ist die Nachwuchsförderung im naturwissenschaftlich-technischen Bereich von zentraler Bedeutung. Wo der Hafen mit 154.000 Arbeitsplätzen in der Metropolregion zu den größten Arbeitgebern zählt und die Luftfahrt eine Schlüsselrolle spielt, ein Bereich, in dem etwa 39.000 Menschen arbeiten, hat das School_Lab an der TU mit den Schwerpunkten Schiffahrt und Fliegen seinen besonderen Stellenwert.
Zweiter Bürgermeister der Hansestadt Hamburg, Dietrich Wersich: „Dieses außerschulische Angebot bereichert den naturwissenschaftlichen Unterricht in Hamburg. Nach dem Motto ,Raus aus dem Klassenzimmer, rein ins Labor‘ wird bei den Schülern das Interesse an Physik geweckt und ihr Verständnis hierfür erleichtert. Das ist eine tolle Möglichkeit, um auch gerade Mädchen für Physik zu begeistern.“
Wirtschaftssenator der Hansestadt Hamburg, Ian K. Karan: „Das DLR_School_Lab ist ein weiterer wichtiger Baustein, mit dem die Hansestadt dafür sorgt, dass die Unternehmen hier langfristig auf genügend qualifizierte Fachkräfte setzen können. Mit der Erweiterung des DLR_School_Lab_ setzt Hamburg deutliche Akzente bei der Gewinnung qualifizierter Nachwuchskräfte im maritimen Bereich.“
Vizepräsident Prof. Dr. h. c. Garabed Antranikian: „Deutschland braucht Ingenieure und Ingenieurinnen, junge, neugierige Menschen, die sich für Forschung und Technik begeistern. Im School_Lab kommen die Schüler und Schülerinen auch in direkten Kontakt zur Wissenschaft im maritimen Bereich und sie werden zugleich mit den Methoden wissenschaftlichen Arbeitens vertraut gemacht.
DLR-Vorstandsmitglied
Prof. Dr.- Ing. Ulrich Wagner: „Das Experimentieren ist der Schlüssel zum Erfolg. Die
Begeisterung hält lange über den Besuch im School_Lab hinaus an. Das große Echo
der Schulen der Metropolregion Hamburg auf dieses Angebot an der TUHH zeigt,
wie wichtig diese außerschulische Alternative ist. Wir freuen uns über diese
großartige Erfolgsgeschichte.“
Prof. Dr. rer. nat. Wolfgang Mackens: „In Hamburg lernen schon Kinder, ein Schiff in den Hafen zu steuern und bei diesen und anderen Versuchen die Physik und Technik maritimer Systeme kennen. Den Nachwuchs früh in diesem Bereich ausbilden, in dem die Stadt ihre Stärken hat, gelingt beispielhaft im School_Lab.“
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