21.12.2022
Die Digitalisierung ist in aller Munde – im Gesundheitswesen ist die systematische Auswertung von Gesundheitsdaten jedoch im Alltag eine noch kaum genutzte Ressource, obwohl sie das Potential hat, die medizinische Versorgung individueller und damit auch besser zu machen. „Beispielsweise können die Daten dazu verwendet werden, um die optimale Dosierung eines Medikaments zu bestimmen, oder um Nebenwirkungen einer Behandlung vorherzusagen“, erklärt Moritz Göldner, Juniorprofessor für Data-Driven Innovation an der TU Hamburg. „In Zukunft werden – wenn es von den Patientinnen und Patienten gewünscht ist – alle relevanten Gesundheitsdaten an einem vertrauenswürdigen Ort gespeichert werden. Wichtig ist dabei, dass Patient∗innen die Hoheit über ihre Daten behalten. Dafür sind besondere Strukturen, beispielsweise eine treuhänderische Verwaltung der Daten notwendig“, so der Mediziningenieur. So können Krankheiten nicht nur besser behandelt, sondern auch frühzeitig erkannt oder sogar ganz vermieden werden.
Daten erheben und zusammenbringen
Genau daran arbeitet Göldner, Gesundheitsdaten zu sammeln, um medizinische Behandlungen zu verbessern. Zum Beispiel könnte ein Algorithmus dafür sorgen, bei Diabetiker∗innen mit einer Insulinpumpe zusätzlich die Daten einer Smartwatch zur Berechnung der optimalen Insulindosis zu integrieren und damit helfen, deren sportliche Aktivität besser einzuschätzen – das ist heute noch immer ein großes Problem: „Neue Kombinationen von bestehenden Datenquellen bergen ein ungeheures Potenzial für eine neue und bessere Medizin“, so der Ingenieur. Seit Oktober 2020 können medizinische Apps, die einen aufwändigen Prüfprozess für digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) durchlaufen haben, von Ärzt∗innen und Psychotherapeut∗innen in Deutschland verschrieben werden – weltweit ein Novum.
Mit Hilfe der Patient∗innen
Schon im Rahmen seiner Doktorarbeit hat Moritz Göldner zum Thema medizinische Apps geforscht - damals hatte er auch die Entwickler∗innen im Blick. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass Apps, die von Patient∗innen, Angehörigen und medizinischem Fachpersonal entwickelt wurden, von den Kunden signifikant besser bewertet werden als solche von professionellen Softwareunternehmen“, führt Göldner aus. „Umso wichtiger ist es also, alle relevanten Akteure in den Entwicklungsprozess von digitalen Medizinprodukten einzubeziehen.“
Darüber hinaus forscht Moritz Göldner zu den Wechselwirkungen zwischen Nachhaltigkeit und dem Gesundheitswesen und untersucht die entsprechenden Datensätze, die diese beiden wichtigen Themenfelder verbinden. Vor seiner Professur an der TU Hamburg hat er als Innovationsberater für nutzerzentrierte Innovation im Gesundheitswesen (Innovatinghealth.care) gearbeitet. Hamburg hat der aus dem Süden Deutschlands stammende Mediziningenieur jedoch nie den Rücken gekehrt, vielmehr ist die Hansestadt mittlerweile die neue Heimat des zweifachen Vaters und seiner Familie geworden. An der TU hat er zusätzlich das Amt als Beauftragter für Studierende mit Beeinträchtigungen inne.
TUHH - Pressestelle
Elke Schulze
E-Mail: elke.schulze@tuhh.de