Die TU Hamburg im digitalen Semester: Drei Fragen an Studentin Victoria Bueschler

27.05.2020

Victoria Bueschler und rund 8.000 Studierende der TUHH studieren seit circa einem Monat von zuhause aus.
Victoria Bueschler und rund 8.000 Studierende der TUHH studieren seit circa einem Monat von zuhause aus. Foto: Victoria Bueschler

Victoria Bueschler studiert im Master Bioverfahrenstechnik an der Technischen Universität Hamburg (TUHH) und arbeitet neben dem Studium als studentische Hilfskraft in der TU-Fertigungswerkstatt FabLab. Doch in diesem Semester ist aufgrund der Corona-Pandemie alles neu: Kein Hörsaal, kein Campus-Leben und keine Präsenzlehre. Stattdessen finden die Lehrveranstaltungen für die rund 8.000 Studierenden der TUHH größtenteils vor dem Laptop in den eigenen vier Wänden statt. Wie der neue Studienalltag aussieht und welche Chancen und Herausforderungen das digitale Sommersemester für die Zukunft der Lehre mit sich bringt, erzählt die TU-Studentin im Interview.

Seit dem Start des digitalen Sommersemesters ist nun ein Monat vergangen. Wie hat sich das Studium verändert?
Alles spielt sich nun auf meinem 13-Zoll Laptop zuhause ab: Von Live-Vorlesungen über abrufbare Lehrvideos bis hin zu Kleingruppenübungen. Dafür gestalte ich meinen Esstisch kurzerhand zum Hörsaal und meine Küche zur Mensa um. Auch meine Arbeit im Labor und am FabLab hat sich neu organisiert: Um hier alle Abstands- und Hygieneregeln einhalten zu können, bedarf es genauen Absprachen für die Nutzung und der Einhaltung eines vorgegebenen Zeitplans. Was mir am neuen Studienalltag aber am meisten fehlt, sind gemeinsame Gespräche, Mittagspausen oder zufällige Begegnungen mit meinen Kommilitoninnen und Kommilitonen. Wo wir uns zuvor spontan auf dem Campus verabredet haben, chatten wir jetzt hauptsächlich miteinander.

Wenn der Esstisch kurzerhand zum Hörsaal wird.
Wenn der Esstisch kurzerhand zum Hörsaal wird. Foto: Victoria Bueschler

Veränderung bedeutet oft Verbesserung. Gilt das auch für die Digitalisierung der Lehre?
Ich habe den Eindruck, dass der gemeinsame Austausch mit den Lehrenden digital noch aktiver ist. So ist die Hemmschwelle seine Fragen in einem Chat zu stellen niedriger, als sich vor einem vollbesetzten Hörsaal zu Wort zu melden. Durch Umfragetools können Dozentinnen und Dozenten zudem abrufen, ob die neuen Lerninhalte verstanden wurden und ihre Vorlesung dementsprechend anpassen. Ein weiterer Vorteil ist, dass ich meine Kurse mithilfe von zeitunabhängigen Online-Angeboten freier und flexibler einteilen kann. Besonders im Master muss man häufig seine Wahlpflichtfächer nach dem Stundenplan wählen, jetzt konnte ich allein nach meinen Interessen entscheiden.

Für die Zukunft lieber Präsenz- oder Onlinelehre?
Mir würde eine Mischung aus beiden Varianten gut gefallen. So hilft es mir sehr mit abrufbaren Videoaufzeichnungen von Lehrveranstaltungen zu lernen. Diese kann ich bei Bedarf anhalten und zurückspulen und so an mein eigenes Lerntempo anpassen. Das erlaubt mir auch meine Studienzeit freier nach meinen eigenen Bedürfnissen einzuteilen und Kurse auch einmal auf abends oder das Wochenende zu verschieben. Live-Übertragungen von Vorlesungen sind im Gegensatz dazu häufiger von einer schwachen Internetverbindung beeinträchtigt und sollten daher lieber in Präsenz abgehalten werden. Für die eigene Lernmotivation ist es für mich ohnehin essentiell meine Freunde im Hörsaal zu sehen, in Gruppen zu arbeiten, gemeinsam zu lernen und vor Ort zu sein. Das trifft auch für sämtliche Arbeiten oder Praktika im Labor zu, die online kaum ersetzt werden können. Das erste rein digitale Semester ist meiner Meinung nach aber eine große Chance die Vorteile aus beiden Varianten zu kombinieren, um in Zukunft dauerhaft davon zu profitieren.


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