Aus Hamburg für Hamburg: Wissenschaftlerin der TU Hamburg forscht an regionalem Plastik-Recycling

05.05.2020

Caterina Picuno untersucht die Qualität von recyceltem Verpackungsmüll aus PE. So kann sich das recycelte Material in Farbe und Geruch je nach Vorgabe stark unterscheiden.
Caterina Picuno untersucht die Qualität von recyceltem Verpackungsmüll aus PE. So kann sich das recycelte Material in Farbe und Geruch je nach Vorgabe stark unterscheiden. Foto: TUHH/Schmied

Caterina Picuno ist Doktorandin am Institut für Umwelttechnik und Energiewirtschaft an der TU Hamburg. Als Expertin für Abfallwirtschaft wünscht sie sich eine Zukunft, in der nur das Nötigste mit Kunststoff verpackt wird und sich die weltweiten Abfallmengen drastisch reduzieren. Bis dieser Wunsch in Erfüllung geht, setzt sich Picuno mit der Wiederverwertbarkeit von Plastikmüll auseinander. Dafür arbeitet die junge, aus Apulien stammende Wissenschaftlerin an einem Recycling-Projekt, das die Kreislaufwirtschaft von Plastik in Hamburg schließen soll.

Plastik ist nicht gleich Plastik
In Deutschland landen jährlich pro Einwohner rund 38,5 Kilogramm an Kunststoffverpackungen im Müll. Das liegt deutlich über dem EU-Durchschnitt. Nur die Hälfte dieser Abfälle wird recycelt. „Es gibt sieben unterschiedliche Sorten von Plastik. So weist ein Joghurtbecher andere Polymer-Eigenschaften auf, als eine Shampoo-Hülle oder eine Trinkflasche. Oft finden sich allein an einer Verpackung mehrere unterschiedliche Polymere. Denken wir beispielsweise an Verschlussdeckel oder aufgeklebte Labels. Diese Vielfalt erschwert das Recycling und ist Grund für kostenintensive Müllsortierungen und aufwendige Trennverfahren“, erklärt die TU-Wissenschaftlerin die aktuelle Ausgangslage.

Aus diesen recycelten Plastik-Pellets entsteht eine neue Verpackung.
Aus diesen recycelten Plastik-Pellets entsteht eine neue Verpackung. Foto: TUHH/Schmied

Aus Hamburg, für Hamburg
Um dem entgegenzuwirken, ist Caterina Picuno Mitarbeiterin der Arbeitsgruppe „Polymer Recycling Lab - PReLab“ an der TU Hamburg geworden. In ihrer Doktorarbeit beschäftigt sie sich seit 2017 mit der Kreislaufwirtschaft von Kunststoffverpackungen, besonders aus dem Polymer Polyehtylen, kurz PE. „Ziel des Projekts ist es, PE möglichst effizient und regional wiederzuverwerten. Das geht nur, wenn man von der Produktion der Verpackung, über den Verkauf, bis hin zur Entsorgung alle Interessensgruppen im Blick hat und das am besten vor der eigenen Haustür“, erklärt Picuno ihre Arbeit. So sind an dem TU-Projekt ausschließlich Hamburger Unternehmen, wie der Produzent Unilever, der Einzelhandel Budnikowsky, die Hamburger Stadtreinigung sowie das Abfallentsorgungs-Unternehmen Veolia beteiligt.

Der Lebenszyklus von Plastik
Entscheidend für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft ist die Qualität von recyceltem PE. Neben technischen Gegebenheiten, wie Weichmachern, Stabilisatoren oder auch Füllstoffen, kommt es dabei auch auf äußere Merkmale an. Während für den Produzenten der Geruch des recycelten Materials ausschlaggebend sein kann, wirken dunkle Verpackungen auf den Konsumenten vermeintlich umweltschädlicher als helle. Auf dieser Basis hat die TU-Wissenschaftlerin in Absprache mit der Hamburger Stadtreinigung, dem Produzenten Unilever sowie dem Einzelhandel Budnikowsky Richtlinien für innere und äußere Eigenschaften von PE entwickelt. Von diesen Richtlinien profitiert im zweiten Schritt das Abfallentsorgungs-Unternehmen Veolia. Denn Plastikmüll mit gleichen Inhaltsstoffen und Farbpigmenten lässt sich hochwertiger recyceln. Das bringt wiederum Unilever Vorteile, da diese künftig auf recyceltes Material zurückgreifen können, das alle Qualitätsstandards erfüllt.

Mehr Plastikbewusstsein durch Recycling
Schon bald zahlt sich die intensive Arbeit des Projekts aus und im Einzelhandel erscheint erstmalig ein Produkt, das zu 100 Prozent aus Hamburger Verpackungsmüll recycelt ist. „Damit haben wir ein regionales und nachhaltiges Vorgehen im Umgang mit PE-Verpackungen geschaffen“, freut sich Caterina Picuno. „Das Erreichte macht mich als Wissenschaftlerin sehr stolz. Für die Zukunft wünsche ich mir allerdings einen reduzierten und bewussten Einsatz von Plastik, sodass Recycling keine dauerhafte Lösung bleiben muss“, sagt die Wissenschaftlerin.


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