16.04.2019
Wie komme ich zur Arztpraxis, meine Kinder zum Kindergarten oder zur Schule? Finden sie dort auch einen Platz? Wo sind die nächstgelegenen Einkaufsmöglichkeiten und wie komme ich da auch ohne eigenes Auto hin? Welche Freizeitangebote machen eine Region für Jugendliche attraktiv?
Diese Fragen hat sich eine 13-köpfige Innovationsgruppe in den letzten vier Jahren am Beispiel von drei Regionen in Deutschland gestellt. Gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) haben die Mitglieder der Gruppe aus Raum- und Verkehrsplanung, Wirtschafts- und Innovationswissenschaften sowie kommunalen Verwaltungen der Regionen Stadt Köln (und Umland), dem Erweiterten Wirtschaftsraum Hannover und dem Landkreis Göttingen-Osterode am Harz gemeinsam Antworten auf Herausforderungen der Daseinsvorsorge gesucht.
Die Gruppe entwickelte zusammen mit regionalen Akteuren Ansätze, um Orte und Angebote der Daseinsvorsorge zukunftsfähig zu gestalten. Die entwickelten Ansätze umfassen sowohl die Gestaltung von regionalen Dialogprozessen, einzelne Projekte vor Ort als auch digitale Karten als Planungsgrundlagen und werden von regionalen Akteuren der drei Regionen nach Projektende weiter umgesetzt. Die Grundlagen dafür wurden in regionalen Workshops in den niedersächsischen Landkreisen Nienburg/Weser, Heidekreis, Hameln-Pyrmont, Schaumburg und Göttingen-Osterode am Harz sowie der Stadtregion Köln gelegt. Anbietende und Fachleute der Daseinsvorsorge, wie beispielsweise Kommunalverwaltungen, Betriebe des Einzelhandels, die Kassenärztlichen Vereinigungen und medizinisch Tätige aus den Regionen wurden bereits hier an der Erarbeitung der späteren Ergebnisse beteiligt. Diese wurden am 06.02.2019 in Köln und am 26.02.2019 in Göttingen auf Abschlusskonferenzen mit insgesamt über 200 Gästen einem interessierten Publikum aus Wissenschaft und Praxis präsentiert. In den Grußworten sowohl des fördernden Bundesministeriums als auch der beteiligten Regionen wurde der große Mehrwert der im Projekt erarbeiteten, konkreten Ideen betont - selten hätte man aus einem Forschungsprojekt so viel mitnehmen können. Dieser greifbare Mehrwert zeigte sich auch in dem großen Anteil der Praxis an den Teilnehmenden der Abschlusskonferenzen, betonte die Gesamtkoordinatorin der Innovationsgruppe, Dr.-Ing. Gesa Matthes.
Über die vierjährige Projektlaufzeit wurden in den Praxisregionen jeweils Netzwerke entwickelt bzw. gestärkt, die künftig die Organisation der Daseinsvorsorge erleichtern sollen. Durch die Unterstützung der Innovationsgruppe ist es in Zusammenarbeit mit Arbeitsgruppen vor Ort gelungen, Maßnahmen bis zur Umsetzungsreife zu entwickeln. So freut sich Regina Meyer, Demografiebeauftragte des Landkreises Göttingen, „dass die Analysen des Projektes eine wichtige Arbeitsgrundlage für weitere Planungen des Landkreises geworden sind. Wir können somit eine Statistikstelle aufbauen und setzen nun den damit verbundenen Prozess 'Demografie- und Sozialmonitoring' im laufenden Jahr um.“ Prof. Dr. Dörte Diemert, Kämmerin der Stadt Köln, stellte heraus, dass vor allem die enge Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Praxis entscheidend zum Projekterfolg beigetragen habe. Die konstruktive und vertrauensvolle Zusammenarbeit in UrbanRural SOLUTIONS habe dazu geführt, in den Regionen eine gute Basis für zukünftige Lösungsansätze in der interkommunalen Kooperation zu legen.
„Insgesamt konnten die im Projekt engagierten Städte und Landkreise nicht nur inhaltlich von der Teilnahme an der BMBF-geförderten Innovationsgruppe UrbanRural SOLUTIONS profitieren, sondern haben mit dem 'Werkzeugkoffer Dialogprozess' und dem parallel entstandenen digitalen Daseinsvorsorgeatlas zwei hervorragende Instrumente zur Verfügung, um künftige Projekte im Bereich der Daseinsvorsorge gemeinsam zu bearbeiten“, so Landrat Tjark Bartels, Vorsitzender des Netzwerks Erweiterter Wirtschaftsraum Hannover.
Der in Kooperation mit dem Land Niedersachsen entwickelte „Digitale Daseinsvorsorgeatlas“. ist eine web-basierte Software für Fachplanungen in öffentlichen Behörden, die sich ein Bild über die Verteilung und Erreichbarkeit von Arztpraxen, Einkaufsmöglichkeiten, Kitas oder Schulen machen möchten. Gleichzeitig dazu erhalten sie Einblick in kleinräumige Bevölkerungsdaten und -verteilung. "Perspektivisch möchte die Stadtverwaltung mit dem Werkzeug arbeiten", so Klaus Becker, Bürgermeister der Stadt Osterode am Harz: "denn mit dem digitalen Daseinsvorsorgeatlas haben wir als Stadt eine hilfreiche Grundlage für strategische Entscheidungen, zum Beispiel für die Kita- oder Grundschulplanung".
Mit Ende des Projekts UrbanRural SOLUTIONS beginnt für den "Daseinsvorsorgeatlas Niedersachsen" eine Pilotphase, in der die Fachplanungen aus dem Landkreis Göttingen und dem Erweiterten Wirtschaftsraum Hannover die Einführung dieses Instruments zunächst in Niedersachsen begleiten werden. Mit dem Ministerium für Bundes- und Europaangelegenheiten und Regionale Entwicklung und dem Landesamt für Geoinformation und Landesvermessung Niedersachsen (LGLN) konnten starke Partner für die Verstetigung dieses neuen Planungswerkzeug gewonnen werden. Die zuständige Ministerin Birgit Honé lobt die zum aktuellen Stand bereits geleistete Arbeit: „Die bisherige Zusammenarbeit zur Entwicklung eines Daseinsvorsorgeatlas war sehr erfolgreich. Wir werden die Arbeit in enger Kooperation mit den kommunalen und regionalen Akteuren fortführen und den Ansatz nach positivem Abschluss der Pilotphase auf ganz Niedersachsen ausweiten. Mit dem Daseinsvorsorgeatlas Niedersachsen entwickeln wir ein einmaliges, in hohem Maße praxisnahes und zukunftsweisendes Instrumentarium für die Planungsträger auf kommunaler, regionaler und auf Landesebene.“
Die Ergebnisse und Erfahrungen aus der Arbeit sowie Handreichungen zu den entwickelten Methoden wurden in verschiedenen Berichten zusammengefasst. Sie können auf den Internetseiten der am Projekt beteiligten Institutionen und unter http://www.vsl.tu-harburg.de/urbanruralsolutions heruntergeladen werden.
Weitere Auskünfte zum Daseinsvorsorgeatlas Niedersachsen erteilt das Referat Regionale Landesentwicklung im Niedersächsischen Ministerium für Bundes- und Europaangelegenheiten und Regionale Entwicklung.
Die an UrbanRural SOLUTIONS beteiligten Institutionen waren:
Kontakt:
Dipl.-Geogr. Gesine Nitsios (geb. Holst)
TU Hamburg (TUHH)
Institut für Verkehrsplanung und Logistik (W8)
Tel: (+49) 40 - 428 78 - 2753
Fax: (+49) 40 - 427 31 - 4198
Mail: g.holst@tuhh.de
Home: http://www.vsl.tu-harburg.de
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