10.08.2018
Für die Vermessung und Absteckung von Großbauprojekten wie Straßen, Brücken oder Hebewerken ist eine hohe Präzision erforderlich. Neben der bislang üblichen aufwändigen manuellen Vermessung kann diese Genauigkeit viel einfacher mit einem satellitengestützten Messsystem erreicht werden, das am Institut für Massivbau der Technischen Universität Hamburg (TUHH) von Prof. Dr. Peter Andree in Zusammenarbeit mit der Firma Geo++ entwickelt wurde. Das Messsystem wird über eine Android App für Smartphones bedient, die mit GNSS (globales Navigationssatellitensystem) eine präzise Messung bietet. Unterstützt wird das Vorhaben durch die Deutsche Bahn Netz AG (DB Netz AG).
Das neue Messsystem besteht aus zwei Komponenten: Einem Satellitenempfänger und einem Smartphone als Steuersystem mit der notwendigen App, die per Bluetooth miteinander kommunizieren. Die einzelnen Messungen, die Rohdaten, basierend auf dem amerikanischen GPS und dem russischen GLONASS, werden automatisch von dem Smartphone aufgezeichnet. Nach der anwendergesteuerten Beendigung der Datenerfassung verbindet sich das Smartphone automatisch über das Internet zur Rohdatenübertragung mit einem Server der Firma Geo++. Dort werden Korrekturen vorgenommen und präzise Koordinaten in verschiedenen Systemen berechnet. Diese werden dann via Internet auf das Smartphone zurückgesendet und angezeigt. Der gesamte Vorgang vom Beginn der Messung bis zum Vorliegen der Ergebnisse dauert etwa 3 Minuten. Diese Methodik kann auch mit entsprechender Software auf Servern weltweit durchgeführt werden. Die hohe Genauigkeit wird dadurch erreicht, indem der Auswertungsprozess durch ein spezielles Korrekturdatenmodell gestützt wird. Die dafür notwendigen Korrekturen werden von der DB Netz AG der TUHH für eine zeitversetzte Berechnung zur Verfügung gestellt.
„Insbesondere unsere angehenden Bauingenieure profitieren von dem satellitengestützten Messsystem. Es wurde Anfang Juli in das laufende Übungsprogramm der Lehrveranstaltung ‚Geomatik‘ problemlos integriert. An einer Optimierung der App wird auf der Grundlage weiterer Messungen gearbeitet“, sagt Professor Dr.-Ing. Günter Rombach vom Institut für Massivbau der TUHH. Für ihn ist dieses Messsystem die Zukunft: „Die satellitengestützte Lagebestimmung wird in weiten Teilen - soweit eine quasioptische Sicht zu den Satelliten besteht - die bislang verwendete manuelle Vermessung ersetzen“. Mit der Verbesserung der Satellitengeometrie durch zusätzliche Einbeziehung des europäischen Systems „Galileo“ und des chinesischen „Beidou“, sowie durch individuelle Antennenkalibrierungen werden Genauigkeiten im Submillimeterbereich möglich sein.
Für Anfragen und weitere Informationen: Prof. Dr.-Ing. G. Rombach, Institut für Massivbau, rombach@tuhh.de www.tu-harburg.de/mb/
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