08.07.2016
Mit Auszeichnung: Dr. Saskia Oldenburg von der Technischen Universität Hamburg (TUHH) erhielt den UMSICHT-Wissenschaftspreis für ihre Dissertation "Konzeptentwicklung für die Qualitätsbeurteilung von Substraten für die Biogasproduktion am Beispiel von bisher nicht energetisch genutzten organischen Reststoffströmen".
Der vom UMSICHT-Förderverein ausgeschriebene UMSICHT-Wissenschaftspreis zeichnete zum siebten Mal Menschen aus, die hervorragende industrie- und marktnahe Forschung leisten und solche, die über Forschung in den Medien verständlich berichten. Dadurch tragen sie zum Dialog von Wissenschaft und Gesellschaft in den Bereichen Umwelt-, Verfahrens- und Energietechnik bei. Der Preis ist mit 10 000 Euro in der Kategorie Wissenschaft und 2500 Euro in der Kategorie Journalismus dotiert.
Die umweltfreundliche Energieversorgung ist eine große Herausforderung. In diesem Rahmen stellt Biomasse eine der wichtigsten erneuerbaren Energiequellen dar. Derzeit werden Biogasanlagen vor allem mit nachwachsenden Rohstoffen wie Mais betrieben, der wertvolle Anbauflächen blockiert oder durch den Anbau in Monokulturen die Pflanzenwelt beeinträchtigen kann. Warum sollte in Zukunft nicht aus den Stoffen Energie gewonnen werden, die in großen Mengen kostengünstig anfallen und gleichzeitig kaum bis keiner Verwertung zugeführt werden? Im Rahmen ihrer Promotion hat Saskia Oldenburg geprüft, welche organischen Abfälle sich alternativ für die Biogasproduktion eignen. Sie fand heraus, dass 2,5 Tonnen Pferdemist bei der Energiegewinnung eine Tonne Mais ersetzen könnten. Auch Rasenschnitt und Küchenabfälle kommen für den Prozess in Frage. Durch den Einsatz von Reststoffen blieben die Vorteile umweltfreundlicher Energieproduktion bestehen, gleichzeitig fände eine Verwertung der bisher kaum genutzten Abfälle statt.
Es ist jedoch nicht möglich, in bestehenden Biogasanlagen nachwachsende Rohstoffe einfach durch Abfälle zu ersetzen, da diese in ihrer Zusammensetzung und ihrem Energiegehalt stark schwanken und Störstoffe enthalten können. Mit einem von Saskia Oldenburg entwickelten Modell lässt sich vorhersagen, wie hoch der Energiegehalt der Abfälle ist und welche Probleme auftreten könnten, wenn daraus Biogas gewonnen wird. Das Konzept ist auf verschiedene Arten von Reststoffströmen übertragbar, ohne dass umfangreiche kosten- und zeitintensive Analysen durchgeführt werden müssen. Die Forschungsarbeit mündete nicht nur in einem Konzept zur Qualitätsbewertung von organischen Abfällen, sondern auch in der Gründung des Start-Ups Goldapfel GbR, das die Energiegewinnung aus Pferdemist praktisch erprobt.
"Meine Forschung behandelt eine der größten Herausforderungen, vor welcher die Menschheit derzeit steht: die umweltfreundliche Energieversorgung der Zukunft", sagt Saskia Oldenburg. "Ein Teil der endlichen fossilen Energieträger kann zukünftig durch Abfälle ersetzt werden – und die energetische Nutzung von Abfällen anstatt der kostenintensiven Entsorgung bietet der Gesellschaft wirtschaftliche und klimarelevante Vorteile."
Dr. Saskia Oldenburg (31) studierte Energie- und Umwelttechnik an der Technischen Universität Hamburg (TUHH), wo sie anschließend ihre Promotion abschloss. Derzeit arbeitet sie in der Industrieberatung Umwelt GmbH und Co. KG als Projektingenieurin. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind die Analyse und Optimierung von verfahrenstechnischen Anlagen (Biogas, Landwirtschaft, Lebensmittelindustrie) sowie Abfallmanagement und -bilanzierung, Explosionsschutz, förmliche Genehmigungsverfahren und Behördenengineering. Die Ingenieurin ist Abfallbeauftragte und wird ab Januar 2017 zusätzlich als Gerichtssachverständige für Biogas und Abfallmanagement in einem einjährigen Fernstudium zertifiziert.
Informationen zum UMSICHT-Förderverein
Der Verein zur Förderung der Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik e.V. (UMSICHT-Förderverein) ist ein wesentliches Element eines lebendigen und leistungsfähigen Umfelds des Fraunhofer-Instituts UMSICHT. Die Mitglieder des Vereins unterstützen das Institut bei der Realisierung von Forschungs- und Entwicklungsideen in den Bereichen Energie, Prozesse und Produkte. Darüber hinaus beteiligt sich der Verein an der Veranstaltung von Kongressen und Seminaren, fördert Nachwuchs- und Gastwissenschaftler und schreibt den UMSICHT-Wissenschaftspreis aus.
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