TUHH wirbt um Fördergelder im Rahmen der "Exzellenzinitiative" für Exzellenzcluster und Graduiertenschule

01.08.2005

Die Technische Universität Hamburg-Harburg (TUHH) wird sich mit einem Exzellenzcluster, "Extremozyme - eine neue Generation von Biokatalysatoren und Bioprozessen", sowie einer Graduiertenschule, "Autarke Mikrosysteme mit prozessinvasiven Funktionen", am bundesweiten Wettbewerb der Hochschulen um Fördermittel im Rahmen der "Exzellenzinitiative" bewerben. Diese Absicht hat die TUHH in einer entsprechenden Erklärung, die der für September geplanten Antragstellung vorausgeht, fristgemäß zum 1. August gegenüber der Deutschen Forschungs-gemeinschaft sowie dem Wissenschaftsrat schriftlich formuliert.
Insgesamt stehen 1,9 Milliarden Euro Fördergelder zwischen 2006 und 2011 aus der von Bund und Ländern getragenen "Exzellenzinitiative" zur Verfügung, mit der Hochschulen, die besonders leistungsfähig sind, gefördert werden sollen.

Das an der TUHH angesiedelte Exzellenzcluster "Extremozyme - eine neue Generation von Biokatalysatoren und Bioprozessen" ist eine Forschungskooperation von 30 Arbeitsgruppen im Rahmen der Exzellenzinitiative zwischen der TUHH, der Universität Hamburg, der Helmut-Schmidt-Universität Hamburg sowie des EMBL Außenstation Hamburg/DESY. Die Federführung liegt bei der TUHH, namentlich Prof. Dr. Dr. h.c. Garabed Antranikian, der seit 15 Jahren auf dem Gebiet Biokatalyse forscht und für seine Arbeiten auf dem Gebiet der Weißen Biotechnologie 2004 mit dem Deutschen Umweltpreis ausgezeichnet worden ist.
Ziel dieses Exzellenzclusters ist es, das große Potenzial von Biokatalysatoren aus extremophilen Mikroorganismen (Extremozyme) systematisch zu erforschen und für eine spätere industrielle Anwendung zu erschließen. Die Bedeutung der Extremozyme für die industrielle Produktion wurde an der TUHH früh erkannt und konsequent verfolgt. "Die am Standort Hamburg vorhandene Forschungsexzellenz in den Bereichen Mikrobiologie, Biokatalyse, Verfahrenstechnik, Bioinformatik und Strukturaufklärung ist in dieser Form einzigartig", heißt es in der Absichtserklärung der beteiligten Wissenschaftler.

Die Biotechnologie gilt neben der Informations- und Silizium- als die wichtigste zukunftsweisende Technologie. Die Natur stellt zahlreiche Biokatalysatoren bereit, die biochemische Reaktionen unter extremen Bedingungen (extreme Temperaturen und pH-Werte, hohe Salzkonzentrationen in Lösungsmitteln) möglich machen. Durch Einsatz dieser Extremozyme ließen sich die Grenzen der konventionellen Biokatalyse erheblich erweitern. Ziel ist es, auf der Basis von Extremozymen eine neue Generation von Biokatalysatoren und Bioprozessen zu etablieren. Die Anwendung von Biokatalysatoren in biotechnologischen Produktionsverfahren erlaubt die Entwicklung nachhaltiger industrieller Prozesse beispielsweise zur Herstellung von Feinchemikalien, neuen Wirkstoffen und Vitaminen. Biokatalytische Verfahren führen dabei vielfach zu einer besseren Ausnutzung von Rohstoffen, einer Minimierung von Schadstoffemissionen und einer Herabsetzung des Energieverbrauchs bei gleichzeitig verbesserter Produktqualität.

Für die Bildung eines Exzellenzclusters zur Förderung der Spitzenforschung stellen Bund und Länder im Rahmen der Exzellenzinitiative für 30 Hochschulen je 6,5 Millionen Euro jährlich zur Verfügung.

Mit der Einrichtung der Graduiertenschule "Autarke Mikrosysteme mit prozessinvasiven Funktionen" wird das Ziel verfolgt, durch eine exzellente Betreuung der teilnehmenden Doktoranden hervorragenden wissenschaftlichen Nachwuchs auszubilden. Gleichzeitig wird durch die koordinierte Forschungsarbeit an der gemeinsamen Thematik ein umfassender wissenschaftlicher Erkenntnisgewinn erreicht.

Bei dem Leitthema geht es im Kern um die Entwicklung neuer und autarker Systeme zur Gewinnung von Messdaten an entweder schwer zugänglichen oder weiträumig verteilten Stellen. Dabei kann es sich beispielsweise um den Organismus eines größeren Lebewesens, um ein Gefäß mit chemischen Reaktionen oder um einen Ozean handeln. Die genaue Kenntnis der dort auftretenden Prozessgrößen ist für die Modellierung, für Regelungsprozesse, zur Vorhersage kritischer Ereignisse oder zur Charakterisierung komplexer Abläufe entscheidend. Bisher fehlen für Messwerterfassungen in diesen Feldern weitgehend geeignete Systeme. Heutige Systeme liefern für die o.g. Anwendungen vielfach zu wenige, verfälschte oder zeitlich verzögerte Daten.

Forschungsgegenstand der Graduiertenschule sind künftige, weitestgehend autark arbeitende miniaturisierte Messsysteme, die Messung, Datenvorverarbeitung und drahtlose Weiterleitung sowie ggf. eine aktive Beeinflussung der Umgebung (z.B. Medikamentendosierung) leisten. Damit werden neue Perspektiven z.B. in chemischer Verfahrenstechnik, Medizintechnik, Biotechnologie, Meerestechnik, Meteorologie oder Umwelt- und Atmosphären-Messtechnik eröffnet.

An der Antragstellung beteiligt sind 15 Wissenschaftler aus unterschiedlichen Disziplinen der TUHH und der Universität Hamburg. Insgesamt soll der Hochschulstandort Hamburg durch die Einrichtung der Graduiertenschule als ein Kompetenzzentrum für "Autarke Mikrosysteme" etabliert werden.

Für die Gründung von Graduiertenschulen zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses werden 40 Hochschulen jährlich je eine Million Euro erhalten.



TUHH - Pressestelle
Ingrid Holst
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