Innovationswettbewerb: Neue Verfahren zur Rohstoffgewinnung aus Abfall- und Reststoffen

Team der TU Hamburg nimmt an SPRIND Challenge "Circular Manufacturing" teil

08.11.2023

Gehören zu den Geförderten: Dr. Sebastian Beblawy (Mitte), Prof. Johannes Gescher (r., beide TU Hamburg) und Prof. Gerrit Luinstra (l., Universität Hamburg) vom Team EveryCarbon. (
Gehören zu den Geförderten: Dr. Sebastian Beblawy (Mitte), Prof. Johannes Gescher (r., beide TU Hamburg) und Prof. Gerrit Luinstra (l., Universität Hamburg) vom Team EveryCarbon. (Foto: SPRIND GmbH)

40 MILLIONEN EURO FÜR DIE ENTWICKLUNG BIOTECHNOLOGISCHER VERFAHREN ZUR FERTIGUNG NEUER PRODUKTE AUS ABFALLSTRÖMEN

Die Bundesagentur für Sprunginnovationen SPRIND gibt die Teilnehmer der SPRIND Challenge „Circular Biomanufacturing“ bekannt. In der ersten Stufe dieses dreijährigen Innovationswettbewerbes werden acht Teams finanziert, um neue biotechnologische Verfahren zur Rohstoffgewinnung aus Abfall- und Reststoffen und zur anschließenden, integrierten Weiterverarbeitung zu entwickeln.

Bislang beruht unsere Produktion größtenteils auf neu geförderten Rohstoffen. Damit gehen erhebliche Belastungen für die Umwelt und die Gesellschaft einher. Durch die Umstellung auf eine Kreislaufwirtschaft, in der lokale Abfall- und Reststoffströme wiederverwendet werden, kann eine nachhaltigere und resilientere Produktion ermöglicht werden. Eine Schlüsselrolle können dabei biotechnologische Verfahren spielen, weil sie mit verhältnismäßig geringem Energie- und Materialeinsatz Abfallprodukte in wertvolle Ausgangsstoffe überführen können.

In den letzten Jahren haben wissenschaftliche Fortschritte neue Erkenntnisse und Methoden hervorgebracht, welche die Leistungsfähigkeit biotechnologischer Verfahren verbessert und neue Anwendungsmöglichkeiten aufgezeigt haben. Trotz einiger Durchbrüche in Nischenanwendungen besteht die Herausforderung jedoch darin, wie diese biotechnologischen Verfahren skaliert und in bestehende bzw. neue Produktionsabläufe integriert werden können, so dass sie beispielsweise Verfahren der konventionellen petro-chemischen Industrie ablösen können. 

„Im Rahmen der SPRIND Challenge Circular Biomanufacturing soll deshalb ein End-to-End-Prototyp entwickelt werden, der kontinuierlich verschiedene kohlenstoffhaltige Abfallströme verarbeitet, Mikroben als Nahrung zuführt und die entstehenden Syntheseprodukte unmittelbar zu einem Zwischen- bzw. Endprodukt weiterverarbeitet“, erklärt Dr. Jano Costard, Challenge Officer bei SPRIND. „Ziel ist es, neue Wertschöpfungsketten basierend auf lokal verfügbaren Sekundär-Rohstoffen zu etablieren. So soll eine komplett geschlossene, nachhaltige, umweltfreundliche und gegenüber Marktschwankungen robuste Kreislaufwirtschaft entstehen.“

Eine Expertenjury aus Wissenschaft und Wirtschaft hat aus den mehr als 50 Bewerbungen acht Teams ausgewählt, darunter auch eines der Technischen Universität Hamburg: Das Team EveryCarbon verwendet organische Abfälle und produziert daraus eine wichtige Chemikalie für die Herstellung hochwertiger Kunststoffe. Im Gegensatz zu üblichen Biogasanlagen, die durch den Stoffwechsel von Mikroorganismen signifikante Mengen an CO2 ausstoßen, hat sich das Team um Prof. Johannes Gescher von der Technischen Universität Hamburg jedoch zum Ziel gesetzt, alle Kohlenstoffatome aus den organischen Abfällen in den gewünschten Produkten zu binden. Hierzu setzt das Team auf eine hochkomplexe Kombination von Reaktoren, in denen das ausgestoßene CO2 direkt wieder als Kohlenstoffquelle für die mikrobielle Synthese weiterer Produkte genutzt werden kann.

Für diese SPRIND Challenge, die am 1. November 2023 mit einer Laufzeit von insgesamt drei Jahren gestartet ist, steht ein Budget von 40 Mio. Euro zur Verfügung. Jedes der acht ausgewählten Teams erhält von SPRIND für seine Arbeit in den kommenden 12 Monaten bis zu 1,5 Mio. Euro. Die Teams werden außerdem durch SPRIND begleitet, beraten und mit weiteren Expert:innen vernetzt. Nach einem Jahr und nach zwei Jahren wird die Jury den Entwicklungsfortschritt bewerten und darüber entscheiden, welche Teams weiter finanziert werden.

Über SPRIND

Die Bundesagentur für Sprunginnovationen SPRIND wurde 2019 mit Geschäftssitz in Leipzig gegründet. Alleinige Gesellschafterin ist die Bundesrepublik Deutschland, vertreten durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK). SPRIND schließt eine Lücke in der deutschen Innovationslandschaft: Sie findet neue, bahnbrechende Technologien für die großen Herausforderungen unserer Zeit und stellt gleichzeitig sicher, dass die Wertschöpfung der daraus entstehenden Unternehmen und Industrien in Deutschland und Europa bleibt. SPRIND wird aus Mitteln des Bundeshaushalts finanziert. Geführt wird SPRIND von Rafael Laguna de la Vera und Berit Dannenberg.

Weitere Informationen finden Interessierte unter https://www.sprind.org/de/challenges/biomanufacturing

 

Kontakt für Presseanfragen

Christian Egle
Pressesprecher
christian.egle@sprind.org
Bundesagentur für Sprunginnovationen SPRIND
Lagerhofstr. 4
04103 Leipzig

 

Das gesamte EveryCarbon-Team

Dr. Sebastian Beblawy (TU Hamburg)
Prof. Johannes Gescher (TU Hamburg)
Prof. Gerrit Luinstra (Uni Hamburg)

Dr. Miriam Edel (TU Hamburg)
Prof. Irina Smirnova (TU Hamburg)
Prof. Martin Kaltschmitt (TU Hamburg)
Karl-Heinz Lenz (iGas energy GmbH)
Prof. Patricia Pizarro de Oro (IMDEA Energy, Spanien)

Text: Christian Egle (SPRIND)

Siehe auch: https://www.linkedin.com/company/everycarbon/


TUHH - Pressestelle

Bildmaterial im Original herunterladen: Gehören zu den Geförderten: Dr. Sebastian Beblawy (Mitte), Prof. Johannes Gescher (r., beide TU Hamburg) und Prof. Gerrit Luinstra (l., Universität Hamburg) vom Team EveryCarbon. (