02.08.2022
Bauwerke sind ständig ihrem Eigengewicht und veränderlichen Lasten durch Verkehr, Wind oder Erdbeben ausgesetzt. Kräfte, die sie aufnehmen, denen sie aber auch standhalten müssen. Beim Entwurf jedes neu zu errichtenden Bauwerks stellen sich deshalb nicht nur Fragen zur Tragfähigkeit, sondern auch zur Gebrauchstauglichkeit, das heißt, ob Verformungen in einem erträglichen Rahmen bleiben. Um solche Effekte rechnerisch effizient vorhersagen zu können, entwickelt Bastian Oesterle, Professor für Baustatik, innovative computergestützte Entwurfs- und Berechnungsmethoden. Wie verhält sich ein neu entworfenes Hochhaus im Erbebenfall? Unter welcher Last beult und versagt ein Getreidesilo? Wie stark schwingt eine Fußgängerbrücke im Gebrauch und wie lassen sich diese Schwingungen minimieren? Zur Beantwortung all dieser Fragen werden neben Ingenieurverstand auch effiziente und verlässliche computergestützte Simulationsverfahren benötigt.
Disziplinübergreifender Nutzen
„An der computergestützten Strukturmechanik begeistert mich vor allem der disziplinübergreifende Nutzen. Simulationsverfahren werden in praktisch allen Ingenieurdisziplinen, im Bauwesen, aber auch der Energietechnik, der Luft- und Raumfahrt, bis hin zur Biomechanik benötigt, um das Verhalten von Strukturen und Materialen vorhersagen und auslegen zu können“, erklärt Oesterle. So können beispielsweise unterschiedliche Temperatureinflüsse im Sommer oder Winter simuliert oder Beanspruchungen von Tragflächen eines Flugzeuges oder Windradflügels unter Strömungseinfluss berechnet werden.
Komplexer werdende Anwendungen stellen große Anforderungen an das Verständnis von Simulationsverfahren. So dass, trotz dieser Möglichkeiten, Ingenieurinnen und Ingenieure umso stärker für die Beurteilung und Kontrolle von Rechenergebnissen verantwortlich sind. „Genau an diesem Punkt muss eine moderne Hochschullehre in der Baustatik und -dynamik ansetzen, um den heutigen Anforderungen gerecht zu werden und in Zukunft in vielen Bereichen unseres täglichen Lebens zu mehr Sicherheit, Wirtschaftlichkeit und vor allem Nachhaltigkeit beizutragen“, erklärt Oesterle.
Gute Lehre ist entscheidend
Der gebürtige Stuttgarter hat sich bereits früh neben der Forschung für die Hochschullehre begeistert. „Ich habe als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Postdoktorand viel Lehrerfahrung sammeln dürfen und schnell gemerkt, wie wichtig eine gute Lehre für den Erfolg eines Instituts oder einer ganzen Universität ist. Genau diese Mischung aus Forschung und Lehre sowie die stetige Zusammenarbeit mit jungen Menschen hat mich dazu bewogen, den wissenschaftlichen Karriereweg anzustreben. Nun freue ich mich, dass ich mir diesen Traum erfüllen konnte. Zusätzlich ist Hamburg eine tolle, weltoffene Stadt und somit war mir und meiner Familie schnell klar, dass das unser Weg ist“, sagt Oesterle, der vom Institut für Baustatik und Baudynamik der Universität Stuttgart an die Elbe wechselt. Seine liebsten Beschäftigungen neben der Uni sind, Zeit mit seinen beiden Töchtern zu verbringen, die Familie zu bekochen und die aufgenommenen Kalorien beim Joggen, Squash und Radfahren wieder abzutrainieren.
Text: Elke Schulze, TU Hamburg
TUHH - Pressestelle