15.10.2021
Qualitätskomposte sind wichtig für die Kreislaufwirtschaft. Problematisch wird es, wenn die Bioabfälle mit Plastik verunreinigt sind. Im Gegensatz zu anderen Störstoffen, wie beispielsweise Metallen, kann Plastik nur aufwendig mit komplexem Equipment aus dem Bioabfall entfernt werden. Daher sollten die in einer Verwertungsanlage angelieferten Abfälle so sauber wie möglich sein, um Aufwand und Kosten für die Reinigung gering zu halten. Um der Plastikproblematik entgegenzuwirken, hat das Bundeskabinett in einer Novelle der Bioabfallverordnung im September 2021 beschlossen, dass künftig Bioabfälle vor einer Vergärung oder Kompostierung nur noch maximal ein Prozent Kunststoffe enthalten dürfen. Derzeit liegt ihr Anteil bei Biotonnen in Deutschland weitläufig bei über zwei Prozent. TU-Wissenschaftler der Gruppe Bioressourcen-Management (BIEM) haben es mit einem neuen Sammelsystem geschafft, Plastik in Bioabfällen sogar fast vollständig zu vermeiden.
Fast kein Plastik mehr gefunden
Untersuchungen in Fallstudien in Lyon, Barcelona, Dolina und Lübeck im Rahmen des EU-Projektes DECISIVE zeigten, dass Störstoffe im Bioabfall allgemein zu hoch sein können und eine gute Trennung von verschiedenen Faktoren wie einem einfachen Sammelsystem sowie intensiven Aufklärungsmaßnahmen abhängen. Untersuchungen der TU Hamburg zur Verbesserung der Getrenntsammlung von Lebensmittelabfällen in zwei Testgebieten in Lübeck zeigten, dass mit der neuartigen Sammelmethode eine Kunststoffverunreinigung von unter 0,1 Prozent und ein Gesamtstörstoffanteil von unter 0,5 Prozent zu erzielen ist. Somit könnte auf die Reinigung der Bioabfälle in der Verwertungsanlage nahezu komplett verzichtet werden.
Abholfrequenz erhöhen
Bei der neuen Sammelmethode der TU Hamburg im Rahmen des DECISIVE-Projekts wurden die Beteiligten nicht nur intensiv aufgeklärt, die teilnehmenden Haushalte bekamen auch fest definierte, kleine Sortiergefäße, die zwei bis drei Mal pro Woche von TU-Mitarbeitenden abgeholt und ausgewertet wurden. Dies soll mittelfristig mit einem kleinen quartierszugehörigen E-cargo-Fahrzeug erfolgen. Dieses System kann die platzintensive Biotonne mit ihren recht niedrigen Abholfrequenzen ersetzen. Zudem könnte auf Diesel-LKW in Wohnvierteln verzichtet werden. In solchen Sammelquartieren ist zudem ein verbesserter Informationsaustausch zwischen Bevölkerung und Entsorgern zu erwarten, was sich ebenfalls positiv auf die Reinheit der Bioabfälle auswirken würde. Zusätzlich konnten die Projekt-Mitarbeitenden einen positiven Effekt auf den gesamten Trenngrad von Lebensmittelabfällen feststellen. Aktuell werden in Deutschland inklusive verpackter Lebensmittel nur etwa 32 Prozent dieser Abfälle aus Haushalten getrennt. In den getesteten Gebieten in Lübeck lag der Grad im Durchschnitt sogar nur bei 11 Prozent. Mit dem neuen System wurden bereits nach nur einem Monat weit über 60 Prozent der Lebensmittelabfälle getrennt.
Akzeptanz für Kompost aus Bioabfall erhöhen
Das System könnte somit helfen, mehr Kompost aus städtischen Bioabfällen für die Landwirtschaft nutzbar zu machen. Umfragen der TU Hamburg unter Landwirtinnen und Landwirten im Rahmen des SOILCOM-Projektes zeigten, dass die Befürchtung eines Störstoffeintrages als der größte Hinderungsgrund für die Kompostanwendung in der Landwirtschaft gesehen wird.
Für das neue Sammelsystem wird derzeit ein Business-Konzept entwickelt. Eine Vorstellung erfolgt online auf der DECISIVE-Abschlusskonferenz.
Anmeldungen unter: http://www.decisive2020.e … ces-its-final-conference/
Weitere Informationen zum DECISIVE-Projekt: http://www.decisive2020.eu/
Weitere Informationen zum SOILCOM-Projekt:
https://northsearegion.eu … plication-in-agriculture/
https://www.bmu.de/presse … lastikanteil-im-bioabfall
TUHH - Pressestelle
Franziska Trede
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