01.04.2014
"Egal, auf welchem Land- oder Wasserweg wir Container aus dem Hafen oder in das Hafengebiet hinein bewegen, es besteht immer auch das Problem des Staus", heißt es in der ursprünglichen Fassung des Forschungsprojektes. Die heute vorgelegten Ergebnisse sind sensationell und könnten die Transportproblematik für Container in Hamburg revolutionieren: "Anders als alle anderen Ansätze planen wir von vornherein nicht den Transport über Straßen oder über die Elbe, sondern wir gehen in die Luft", so der Gastdozent Professor Klaus-Rainer Sikursky.
Das von der TUHH aus einem Sonderfonds geförderte Projekt "Schwarmorientierte Flugtransport-Elemente (SchwaFel - HH)" hat autonom agierende Drohnen als Schwarm zusammengestellt. Formiert als Team heben die mit vier Luftschrauben angetriebenen Quadrokopter einen 20 Fuß-Standard-Container∗. "Es ist uns gelungen, unsere Mikrodrohnen mit einer ungeheuren Traglastfähigkeit auszustatten," so Prof. Sikursky. "50.000 von ihnen werden spielend mit einem durchschnittlich beladenen Container fertig. Mit einer maximalen Flugzeit von 30 Minuten und einer Durchschnittsgeschwindigkeit von mehr als 70km/h erreichen wir eine errechnete Kapazität von rund 80 TEU/Stunde, um Container aus dem Hafen zu bringen."
Als herausragender Nebeneffekt wurde zugleich die komplexe Kommunikation von Maschinen in einem großen Team erfolgreich umgesetzt. Auch in diesem Feld sind erste Patentanmeldungen erfolgt. Mit "SchwarTo" (Schwarm To Organize) wird zur Zeit eine neue Kommunikationssoftware entwickelt und zur Marktreife geführt.
"Während alle herkömmlichen Transportsysteme wie Containerbrücken, Carrier, LKW's, inklusive der momentan diskutierten Seilbahn, viele Schwierigkeiten mit sich bringen, konnten wir von Anfang an ohne Netz und doppelten Boden arbeiten. Buchstäblich lösten sich unsere Fragestellungen nach dem ersten erfolgreichen Experiment in Luft auf", heißt es in einem internen Arbeitsprotokoll der Projektgruppe.
Streng wurde bei der Entwicklung der Drohnen-Technologie auf nachhaltige Elemente geachtet. So war es selbstverständlich, dass ausschließlich elektrisch getriebene Quadrokopter zum Einsatz kommen. "Die Elektro-Schwarm-Drohnen - kurz: E-Schwadrohns - werden Hamburg in die Spitze der E-Mobil-Flotten katapultieren", so die Einschätzung von bundesdeutschen Verkehrsexperten in einem begleitenden Gutachten. Auch die Lärmbelastung im Hafen ließe sich weiter vermindern. Pro Containertransport entstehe nicht mehr Lärm als von einem Bienenvolk beim Ausschwärmen.
Als besonderen Nebeneffekt haben die Forscher herausgefunden, dass der vertikale Transport aerodynamisch günstiger ist. Damit ergeben sich auch vollkommen neue Formen des Stapelns in Containerschiffen, denn durch den tieferen Schwerpunkt ist die on-edge-storage, so der Fachausdruck, viel kostengünstiger als alle anderen herkömmlichen Systeme.
"Denkt man dieses System konsequent zu Ende, werden auch die durch große Containerbrücken charakterisierten Kaianlagen, wie wir sie heute kennen, obsolet. Dauerhaft würde Hamburg mit der neuen Technologie seinen oberen Platz in der Hafenlogistik festigen und damit weiter in der 1. Liga für Logistik und Transport spielen. Diese Erstliga ist für Hamburg eine ganz besondere Herausforderung. Dauerhaft gewährleiste die gute Idee von SchwaFel - HH die Wirtschaftlichkeit des Hafens, heißt es aus der Wirtschaftsbehörde.
∗Die am weitesten verbreiteten ISO-Container haben eine Breite von 8 Fuß und sind entweder 20 Fuß oder 40 Fuß lang. Daraus ergeben sich die als Beladungs-Maßeinheiten verwendete Abkürzungen Twenty-foot-Equivalent Unit - "TEU" - und „FEU“ (Forty-foot Equivalent Unit); es wird z. B. zur Benennung der Ladefähigkeit von Containerschiffen, von Umschlagsmengen in Häfen oder von Güterbahnhöfen verwendet.
TUHH - Pressestelle
Ruediger Bendlin
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