20.06.2012
Ein neuer Studiengang an der TUHH bereitet Studierende auf die Berufspraxis vor, ohne auf wissenschaftliche Breite und Tiefe zu verzichten
Das Abitur ist geschafft, aber noch nicht alle Abiturienten haben sich für einen Studiengang entschieden. „Oft ist es nicht einfach, das richtige Fach zu finden. Das gilt besonders dann, wenn man die Mathematik und die Physik an der Schule positiv wahrgenommen hat. Viele würden schon gern diese Wissenschaften vertieft studieren, wenn Mathematiker wie Physiker nicht in dem Ruf ständen, durch die Konzentration auf ihre Materie manchmal ein wenig weltfremd zu werden“, sagt Prof. Wolfgang Mackens. Doch können Interessenten beruhigt sein: Ist doch die Angewandte Mathematik sehr mit der Welt beschäftigt, indem sie neue mathematische Methoden für praktische Probleme aus anderen Wissenschaften ersinnt. Zudem ist eines ihrer Hauptanwendungsgebiete die Technik, die unsere gesellschaftliche Entwicklung an vorderster Stelle vorantreibt.
Die zugehörige Mathematik ist die Technomathematik, und diese kann ab sofort an der TUHH studiert werden. “Technomathematik ist Mathematik für Macher. Wer an Mathematik Interesse hat und mitwirken will an der anstehenden Veränderung der Welt, ist im Studium der Technomathematik gut aufgehoben.", sagt Mackens, Mathematikprofessor an der Technischen Universität Hamburg.
Die Studierenden der Technomathematik sind Studierende beider Universitäten, der Technischen Universität Hamburg-Harburg (TUHH) und der Universität Hamburg (UHH). Die Verwaltung des Bachelorstudienganges Technomathematik übernimmt die TUHH. Der anschließende Master-Studiengang wird von der UHH verwaltet. Die Immatrikulation jeweils an beiden Universitäten gibt Zugriff auf die Ressourcen beider Institutionen; die Dozenten der mathematischen Institute beider Universitäten leiten durch das Studium.
Das Studium beginnt wie ein normales Mathematikstudium mit Basisvorlesungen in Analysis und Linearer Algebra. Wie auch an anderen Studienorten werden Grundtechniken im Programmieren gleich in den ersten beiden Semestern vermittelt. Zusätzlich werden die Studierenden in Hamburg vom ersten Semester an mit den Inhalten der Ingenieur-Grundvorlesungen in Mechanik und Elektrotechnik vertraut gemacht. Nach Abschluss der mathematischen Grundausbildung im dritten Semester wird die mathematische und ingenieurwissenschaftliche Weiterbildung weiter aufeinander abgestimmt gelernt und auch die für die praktische Umsetzung der Ergebnisse auf modernen Rechnern notwendige vertiefte Informatik vermittelt. Die technischen Anwendungsbereiche kommen an der Harburger Universität bevorzugt aus deren Forschungsschwerpunkten „Bauwerke im und am Wasser“, „Integrierte Biotechnologie und Prozesstechnik“, „Klimaschonende Energie- und Umwelttechnik“, „Luftfahrttechnik“, „Maritime Systeme“, „Produktorientierte Werkstoffentwicklung“, „Regeneration, Implantate und Medizintechnik“ sowie „Selbstorganisierende mobile Sensor- und Datenfunknetze“.
Da die Dozenten aller Technomathematik-Anfängervorlesungen zusammenarbeiten und ihre Vorlesungen absprechen, kommt man als Mathematik-Studierender leichter mit den Anwendungen zurecht und erhält in den Vorlesungen Beispielaufgaben, die mathematische Probleme in Mechanik und Elektrotechnik erhellen und gleichzeitig den praktischen Nutzen der Mathematik beleuchten.
Ab dem vierten Semester wird den Studierenden zugemutet und zugetraut, ihren Stundenplan im Rahmen vorgegebener Mindestleistungen in den einzelnen Gebieten selbst zusammenzustellen. "Idee ist es, kreativen Köpfen ihre Kreativität zu lassen und diese zu fördern. Die Fortschritte liegen in Veränderungen des Hergebrachten. Wir wollen Wissenschaftler für Aufgaben der Zukunft ausrüsten", so Prof. Mackens.
Als Teil der Angewandten Mathematik, der sich auf die Mitwirkung an technischen Aufgaben spezialisiert, wirkt die Technomathematik bei einem großen Teil der anstehenden Zukunftsaufgaben mit. So bei der Lösung drängender Ernährungsprobleme der Weltbevölkerung, bei Klimaproblemen und der damit verbundenen erforderlichen Neuorientierung in der Energieversorgung oder bei der Bereitstellung neuer Technologien im Bereich der Mobilität. Stets sind mit diesen Aufgaben mathematische Probleme verbunden, die gelöst werden müssen. Mathematik ist die Grundlage aller Wissenschaft und deshalb überall dabei.
Der Bachelor-Abschluss ist berufsqualifizierend und ermöglicht ein Anschlussstudium in mehreren Master-Studiengängen. Mit dem Bachelor-Abschluss in Technomathematik lässt sich das Studium sowohl an der TUHH als auch der UHH fortsetzen.
Technomathematik entstand 1979, zuerst in Kaiserslautern und Karlsruhe. Hochschullehrer waren davon überzeugt, ein Studium so gestalten zu können, dass Studierenden besser auf die Berufspraxis in den F&E-Abteilungen (Forschung und Entwicklung) der Industrie vorbereitet sind, ohne dabei an wissenschaftlicher Breite oder Tiefe zu verlieren.
Siehe auch: http://www.tu-harburg.de/tu ... helor/technomathematik.html
TUHH - Pressestelle
Martina Brinkmann
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