Einfach und genial: TU Hamburg erforscht „wurzelnahe“ Innovationen

19.10.2011

Das Gewinner-Team Henok Hagos Gidey aus Äthiopien (von links), David A. Lopez aus Mexiko und Anup Karath Nair aus Indien.
Das Gewinner-Team Henok Hagos Gidey aus Äthiopien (von links), David A. Lopez aus Mexiko und Anup Karath Nair aus Indien.
Foto: privat

Gute Ideen sind Gold wert. Jedoch nur, wenn die Welt von ihnen erfährt. In den ländlichen Regionen Indiens leben viele Menschen mit zukunftsweisenden Ideen für innovative Produkte und Dienstleistungen, doch über ihre Dorfgrenzen hinaus erfährt kaum jemand je davon. Und falls doch, fehlt es meist an Produktions- und Vermarktungsstrategien. An der TU Hamburg untersuchen Forscher diese „wurzelnahen“ Innovationen und fördern Kooperationen zwischen „Graswurzel“- Erfindern aus Indien und Unternehmen.

Als Entdecker der indischen Graswurzel-Innovationen gilt Anil Gupta. Der Wirtschaftsprofessor am Indian Institute Management in Ahmedabad wird auf Einladung der TU Hamburg am Donnerstag, 20. Oktober, die Hansestadt besuchen. Gupta spricht auf der „India Week“ im Rahmen der öffentlichen Veranstaltung „Grassroot Innovations – neue Möglichkeiten der deutsch-indischen Zusammenarbeit“ über diese Bewegung in seinem Heimatland und das auf den „wurzelnahen“ Ideen beruhende Innovationspotenzial. Er recherchiert Erfindungen der Landbevölkerung und hilft bei der Patentierung sowie der Kommerzialisierung. Dabei steht der indische Innovationsforscher in engem Austausch mit Professor Cornelius Herstatt vom Institut für Technologie- und Innovationsmanagement der TU Hamburg, das auf diesem Sektor forscht. Thema: Eruierung und Förderung der deutsch-indischen Zusammenarbeit auf dem Gebiet der ‚Grasroot Innovations“.

2010 begleitete ein TUHH-Student Professor Gupta auf einem seiner regelmäßigen Erkundungsmärsche durchs ländliche Indien. Auf diesen spürt der vom Spiegel als „Ghandi der Technik“ bezeichnete Innovationsforscher die Erfindungen auf, um sie bekannt und für eine breite Öffentlichkeit nutzbar zu machen. In der Onlinedatenbank von Guptas Organisation „Honey Bee Network“ werden diese gesammelt und für alle verfügbar gemacht.

Der indische Wirtschaftsprofessor Anil Gupta kommt nach Hamburg.
Der indische Wirtschaftsprofessor Anil Gupta kommt nach Hamburg.
Foto: privat

„Wurzelnahe“ Innovationen sind kostengünstig, umweltverträglich und mit der häufig rückständigen Infrastruktur in ländlichen Gegenden von Entwicklungsländern vereinbar. „Die Idee unserer Forschung, die auf den Aktivitäten von Professor Gupta basiert, ist die Förderung der Innovationskraft und der Zusammenarbeit zwischen indischen Erfindern und kleinen sowie mittleren Unternehmen in Deutschland“, erklärt Dr. Stephan Buse vom Institut für Technologie- und Innovationsmanagement. Ein Beispiel für ein solches „wurzelnahes“ Produkt ist ein wasserbasiertes Kühlungssystem, das keinen Strom benötigt und deshalb auch dort zum Einsatz kommen kann, wo kein oder nur unregelmäßig Strom zur Verfügung steht. „Wir erforschen, inwiefern man die indischen Graswurzel-Erfinder unterstützen kann, besonders im Hinblick auf Produktions- und Vermarktungsstrategien, und wir helfen Ideen weiterzuentwickeln“, sagt Buse.

Deutsche Firmen können die Schöpfer dieser Produkte beispielsweise mit ihrem technischen Wissen unterstützen und in Designfragen beraten. Sie selbst sollen auf diese Weise von den Kooperationen profitieren, indem ihnen Zugang zum indischen Markt ermöglicht wird, ebenso wie zu anderen Ländern, in denen sich die Produkte und Dienstleistungen vertreiben lassen.

Neue Wege für Vermarktung und Vertrieb solcher Graswurzel-Produkte in ländlichen Gegenden der aufstrebenden Länder zeigt auch der preisgekrönte Business-Plan von drei Studenten des Masterstudiengangs „Global Innovation Management“ der TUHH auf. Anup Karath Nair aus Indien, David A. Lopez aus Mexiko und Henok Hagos Gidey aus Äthiopien haben mit ihrem Konzept den Business-Plan-Wettbewerb „EMA Promotion & Careers Team Entrepreneurial Challenge (PTCT-EC)“der „Erasmus Mundus Students and Alumni Association gewonnen. Sie haben das weltweit erste privatwirtschaftliche Konzept entwickelt, das die Kommerzialisierung der "wurzelnahen" Erfindungen sowohl im Entstehungsland als auch über dessen Grenzen hinaus zum Ziel hat. Der Business-Plan demonstriert Möglichkeiten, wie die häufig nachteiligen Rahmenbedingungen überwunden werden können. In den armen Landstrichen Indiens, dort wo ein Großteil der potenziellen Kunden der Grassroot-Erfindungen lebt, haben die Menschen meist keinen Zugang zu elektronischen oder klassischen Medien, und die Liefermöglichkeiten sind auf Grund der zum Teil desolaten Straßeninfrastruktur stark eingeschränkt.

Die India Week Hamburg vom 16. bis 23. Oktober 2011 steht unter den Themenschwerpunkten „Erneuerbare Energien, Umweltschutz und Nachhaltigkeit“ und informiert zu Themen der indischen Wirtschaft, Politik und Kultur. Ziel ist es, die Zusammenarbeit von indischen und deutschen Unternehmen in Hamburg zu fördern.

Für Rückfragen:

Institut für Technologie- und Innovationsmanagement (TIM)
Dr. Stephan Buse
Tel.: 040/42878-3829
E-Mail: stephan.buse@tu-harburg.de


TUHH - Pressestelle
Jutta Katharina Werner
E-Mail: pressestelle@tuhh.de