Zukunft der Stadt: „Eine Mobilitätswende muss die Bedürfnisse der Menschen berücksichtigen“

23.04.2021

TU-Verkehrsexpertin Philine Gaffron.
TU-Verkehrsexpertin Philine Gaffron. Foto: Eva Häberle

Räumliche Mobilität empfinden die allermeisten als ein Grundrecht. Und das nutzen die Deutschen, wie sich aus der wiederkehrenden Umfrage „Mobilität in Deutschland“ ablesen lässt: Sie bewegen sich immer schneller, legen aber auch immer längere Strecken zurück. In wachsenden Städten wie Hamburg zeigen sich die Auswirkungen der steigenden Mobilität deutlich: Es wird enger, denn der öffentliche Raum ist begrenzt. Dr. Philine Gaffron vom Institut für Verkehrsplanung der Technischen Universität Hamburg forscht dazu, wie Mobilität in der Stadt künftig sozial gerecht und klimaneutraler werden kann. „Zwar nutzen immer mehr das Fahrrad zur Fortbewegung, der Anteil der Autofahrten war jedoch auch vor Corona noch unverändert hoch“, sagt sie. „Eine Mobilitätswende kann nur mit einem starken Umweltverbund gelingen“, so die Wissenschaftlerin. Dazu zählt der Öffentliche Personennahverkehr genau wie Sharing-Angebote für Autos und Fahrräder und das zu Fuß gehen. „Wir dürfen nicht vergessen, dass Verkehr kein Selbstzweck ist, es geht um Menschen und ihre Bedürfnisse. Dazu gehören auch solche wie Sicherheit und Gesundheit“.

Öffentlichen Raum neu verteilen

Mit der 2020 geschaffenen Behörde für Verkehr und Mobilitätswende hat sich die Hansestadt Hamburg das Thema auf die Fahnen geschrieben. Ein Ziel ist, dass alle Hamburgerinnen und Hamburger die Möglichkeit bekommen, innerhalb von fünf Minuten den öffentlichen Nahverkehr zu nutzen. „Das ist noch Zukunftsmusik“, erklärt Philine Gaffron, „aber diesen ‚Hamburg-Takt’ brauchen wir, wenn wir einen Teil der mehr als 450.000 täglich Pendelnden zum Umsteigen auf ein anderes Verkehrsmittel motivieren wollen“. Ein weiteres Ziel ist es, mehr und bessere Radwege zu schaffen. Positiv beurteilt Gaffron die Velorouten, durchgängige Radwege, auf denen die Stadt gequert werden kann. Und wie kann das Radfahren sicherer werden? Indem mehr Raum dafür geschaffen wird, lautet die Antwort. Eigene Fahrradstraßen und vom Autoverkehr abgetrennte Fahrradwege sogenannte Protected Bike Lanes bieten eine Lösung dafür. „All diese Räder müssen auch sicher geparkt werden können. Dafür werden PKW-Parkplätze weichen müssen, gerade in der Innenstadt“, gibt Philine Gaffron zu bedenken. Sie setzt deshalb schon im Vorfeld auf eine gute Kommunikation zwischen und mit allen Verkehrsteilnehmenden, um zu überzeugen und Konflikte zu lösen.

Wie eine Stadt Mobilität intelligent weiterentwickeln kann, darüber diskutieren zahlreiche Fachleute in digitaler Form auf dem 7. Nationalen Radfahrkongress, der in diesem Jahr aus Hamburg sendet. Auf dem Abschlusspanel wird neben Senator Anjes Tjarks TU-Wissenschaftlerin Gaffron ihre Einschätzung dazu geben, was andere Städte jetzt schon von Hamburg lernen können. Die Verkehrsexptertin der TU Hamburg möchte erläutern, warum sie das stationsgebundene Stadtrad-Angebot für sehr wichtig hält, wie vernetzte Mobilitätsangebote eine gute Lösung für den Verkehr sein können und warum die Datenanlayse des Hamburger Radzählnetzes für künftige Planungen wertvoll ist.

7. Nationaler Radverkehrskongress am 27./28. April
https://www.nationaler-radverkehrskongress.de


TUHH - Pressestelle
Elke Schulze
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