15.12.2020
Die Elbe ist eine Lebensader für Hamburg und die Metropolregion. Für den Nahverkehr ist sie jedoch ein Nadelöhr. Täglich pendeln rund 160.000 Fahrgäste mit S- und Regionalbahnen über die Elbbrücken und die Zahl steigt. Die Elbe hat zudem auch eine bedrohliche Seite. Immer wieder kam und kommt es zu Sturmfluten und extremen Hochwasserständen mit verheerenden Folgen. Wie ein nachhaltiger Hochwasserschutz und eine Entlastung der schienengebundenen Verkehrssituation gelingen können, soll nun die Technischen Universität Hamburg in zwei voneinander unabhängigen Machbarkeitsstudien erarbeiten. Dafür stellt der Bund jeweils drei Millionen Euro bereit. Eingesetzt hat sich dafür der Hamburger SPD-Bundestagsabgeordnete Metin Hakverdi.
Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank: „Ich freue mich außerordentlich, dass Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Hamburg abermals ihre große Expertise unter Beweis stellen können. Ich gratuliere allen Beteiligten sehr herzlich und freue mich sehr, dass der Bund diese Forschungsvorhaben unterstützt. Es ist wichtig, dass der Wissenschaftsstandort Hamburg Antworten auf die für uns alle so wichtigen Zukunftsthemen Klimawandel sowie zur Energie- und Verkehrswende liefert. Denn in Hamburg werden wir die Veränderungen und Auswirkungen eines steigenden Meeresspiegels unmittelbar spüren. Es gilt, jetzt zu handeln. Nur durch die Erkenntnisse exzellenter Forschung und Wissenschaft kann diese Menschheitsaufgabe gelöst werden.“
Andreas Timm-Giel, Geschäftsführender Präsident der TU Hamburg: „Als Technische Universität ist es eine wichtige Aufgabe für uns, Technik und Nachhaltigkeit gemeinsam im Blick zu haben. Es freut mich daher sehr, diesem Anspruch bei zwei hochaktuellen Themen für die Stadt Hamburg gerecht zu werden. Nur auf Basis von wissenschaftlicher Expertise können die Auswirkungen des Klimawandels und die Zukunft des Verkehrs gelöst werden“.
Auswirkungen des Klimawandels
Die Studie "Klimawandel und Hochwasserschutz der Zukunft an der Elbe" von Peter Fröhle vom TU-Institut für Wasserbau und seinem Team befasst sich mit den Folgen der Erderwärmung und deren Einfluss auf die Elbe aus wasserbaulicher Sicht. Der Anstieg des Meeresspiegels, das Schmelzen von Landeismassen, Stürme, Starkregen oder auch Dürren verändern Küstenregionen und verschärfen die Hochwassersituation. Das betrifft ganz konkret Wasserstände, Strömungen oder auch das Verhalten von Sedimenten der Elbe. „Hamburg und die Metropolregion müssen langfristig auf die aus dem Klimawandel resultierenden Veränderungen vorbereitet sein. Hierzu gehört natürlich auch ein angepasster Hochwasserschutz.“, sagt der Institutsleiter. Eine mögliche Lösung für einen dauerhaften Hochwasserschutz könnte ein Sperrwerk an der Elbmündung sein: „Unsere Aufgabe wird es sein, die Vor- und Nachteile eines solchen Vorhabens kritisch abzuwägen. Neben den Veränderungen der Tidebedingungen, von Strömungen und Wasserständen, müssen wir auch Konsequenzen für Flora und Fauna sowie die für die Schifffahrt und andere Nutzungen berücksichtigen.“
Hamburgs Nahverkehr stärken
Bauarbeiten oder Betriebsstörungen sind ein häufiges Ergebnis der stark ausgelasteten Gleisstrecke über die Elbbrücken. Die Folge sind Ausfälle und Verspätungen auf den Hamburger S-Bahn Linien S3 und S31. Zudem steigen die Fahrgastzahlen weiter kontinuierlich an. Eine zweite Elbquerung könnte die Betriebssicherheit des Nahverkehrs stärken und den Süderelberaum besser an die nördlich der Elbe liegende Metropolregion anschließen. Gemeinsam mit einem Expertenteam plant das TU-Institut für Verkehrsplanung und Logistik im Rahmen der Machbarkeitsstudie "Deutschlandtakt und schienengebundene Westquerung der Elbe" umfangreiche Untersuchungen. So beispielsweise über die Zahl der Anwohner im Einzugsbereich der neuen Verbindung, über P+R-Angebote als Umsteigepunkte, Betriebskonzepte oder frei verfügbare Flächen für den angedachten Streckenverlauf. „Die Machbarkeitsstudie soll gleichzeitig auch einen Impuls für innovative Lehrkonzepte im Bahnverkehr an der TU Hamburg geben“ sagt Carsten Gertz, Leiter des Instituts für Verkehrsplanung und Logistik.
TUHH - Pressestelle