11.05.2020
„Aktiv etwas Gutes tun und die Corona-Pandemie nicht von zuhause aus absitzen zu müssen, das motiviert mich jeden Tag“, sagt Katharina Bartsch, Oberingenieurin am Institut für Laser- und Anlagensystemtechnik an der Technischen Universität Hamburg (TUHH). Gemeinsam mit einem elfköpfigen Team arbeitet die Ingenieurin in der Fertigungswerkstatt FabLab an der Produktion von Schutzausrüstung und Alltagshelfern mittels 3D-Druck. Damit unterstützt das gesamte TUHH-Institut das Personal lokaler Krankenhäuser sowie verschiedener Pflegeeinrichtungen im Raum Hamburg.
Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank: „Die TU Hamburg leistet mit der Produktion von Schutzausrüstung für Krankenhäuser, Pflegeinrichtungen und Arztpraxen einen großartigen Beitrag für die Eindämmung des Coronavirus in Hamburg. Unter erschwerten Bedingungen ist es dem Team um Katharina Bartsch gelungen, unter anderem flexible Face Shields und Mund-Gesichts-Masken im 3D Drucker herzustellen. Hiervon profitieren insbesondere die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Gesundheitsbereich sowie alle Hamburgerinnen und Hamburger. Ich danke allen Beteiligten herzlich für ihr herausragendes freiwilliges Engagement.“
Schutzausrüstung nach Maß
Das Angebot der freiwilligen Helferinnen und Helfer reicht von Face Shields, über Mund-Gesichts-Masken bis hin zu Maskenhalter und Aufsätzen für das virenfreie Öffnen von Türen. „Jedes unserer Produkte trägt dazu bei die Übertragung des Corona-Virus aufzuhalten. Dabei war es uns ein besonderes Anliegen nicht nur Intensivstationen, sondern auch weniger im Fokus stehende Pflegeeinrichtungen und Arztpraxen auszustatten und auf deren Bedürfnisse einzugehen“, erklärt Katharina Bartsch. Besonders gefragt waren hier Maskenhalter: „Das Pflegepersonal trägt meist ganztägig einen Mund-Nasen-Schutz, der sich nicht optimal an die Gesichtsform anpassen lässt. Die Folge sind wunde, schmerzende Stellen hinter den Ohren“, erklärt Bartsch die Problematik. Im engen Austausch mit den Betroffenen entstanden so verschiedene Größen für Maskenhalterungen, die die Gummibänder der Mund-Gesichts-Masken von den Ohren weg hinter den Kopf führen und dort zusammenhalten.
3D-Druck im Dauerbetrieb
Um in kurzer Zeit möglichst viele Alltagshelfer herstellen zu können, laufen im FabLab der TU aktuell acht 3D-Drucker im Dauerbetrieb. Auf diese Weise entstehen pro Tag bis zu zwölf Face Shields und circa 300 Maskenhalter. Während des Drucks wird flexibler Kunststoffdraht durch eine Düse aufgeschmolzen und Schicht für Schicht abgelegt. Die Herausforderung besteht darin, die Temperatur der Düse für das Aufschmelzen des Drahts sowie des Druckbetts und die Geschwindigkeit, mit der sich die Achsen bewegen, aufrecht zu erhalten. „Bei Fehlern kann es passieren, dass der Draht nicht vollständig aufschmilzt, die Bauteile nicht auf dem Druckbett haften oder sich die einzelnen Druckschichten nicht miteinander verbinden“, erläutert Bartsch die technischen Umstände.
Mit Kreativität geht alles
Neben der korrekten Drucker-Einstellung hat das Team auch mit Lieferengpässen von zusätzlich benötigtem Material und Arbeitssicherheitsanforderungen zu kämpfen: „Die Maskenpflicht führt dazu, dass wir kurzfristig kaum Lieferungen für Gummibänder erhalten. Doch mit ein wenig Kreativität geht alles. Als Ersatz haben wir Bänder aus flexiblem Kunststoff entwickelt. Die passen nicht nur in die Halterungen, sondern können auch in ihrer Größe eingestellt werden. Darüber hinaus sind unsere Halterungen abwischbar und können desinfiziert werden, das ist bei den faserhaltigen Gummibändern nicht möglich“, freut sich das TU-Team.
Lösungen schaffen, statt Geld verdienen
Das produzierte Hilfsequipment bietet das TU-Institut zu reinen Herstellerpreisen an. So kostet ein kleiner Maskenhalter zwischen 10 und 50 Cent und ein komplettes Face Shield Set bis zu 5 Euro. Der Preis beinhaltet dabei allein die Material- und Anlagenkosten sowie eine geringe Verwaltungspauschale inklusive Steuer, während die Arbeitszeit für die Beratung und Herstellung kostenfrei ist. „Uns geht es nicht darum Geld zu verdienen, sondern Lösungen mit echtem Mehrwert anzubieten. Das überwältigende Feedback unserer Partner freut uns dabei am meisten“, sagt Katharina Bartsch.
Wer selbst Alltagshelfer benötigt oder sich mit einem 3D-Drucker an der Produktion beteiligen möchte, kann sich an fablab@tuhh.de wenden.
Weitere Informationen zum FabLab der TU Hamburg unter www.tuhh.de/fablab
TUHH - Pressestelle