Challenge-based education als Kern für Lehre und Forschung

13.05.2020

Andrea Brose, Leiterin des Zentrums für Lehre und Lernen an der Technischen Universität Hamburg.
Andrea Brose, Leiterin des Zentrums für Lehre und Lernen an der Technischen Universität Hamburg. Foto: Viktoria Constanze Schneider.

Wir leben in Zeiten, in denen der Begriff Herausforderung zu unserer täglichen Realität geworden ist. Die Herausforderungen, denen die Welt heute gegenübersteht, überschreiten nationale Grenzen und dringen in verschiedene Bereiche der gesellschaftlichen Entwicklung ein. Die Herausforderungen bieten der Hochschulbildung jedoch auch die Möglichkeit, einen angemessenen Bildungsansatz zu entwickeln, der so konstruiert ist, dass er auf Probleme eingeht, die sich aus Situationen des realen Lebens ergeben. Die ECIU University geht mit ihrer langjährigen Erfahrung und erfolgreichen Umsetzung des problemorientierten Lernens einen Schritt weiter und stellt den herausforderungsorientierten Ansatz in den Mittelpunkt ihrer Pädagogik, Forschung und Innovation. Andrea Brose, Leiterin des Zentrums für Lehre und Lernen an der Technischen Universität Hamburg, spricht über den Mehrwert dieser Bildungsform.

Was ist problemorientierte Bildung?
Die Challenge-based education (CBE) stellt relevante Herausforderungen aus dem realen Leben in den Mittelpunkt des studentischen Lernens. Unter Verwendung von Lehrmethoden, die dem projekt- und problembasierten Lernen ähneln, motiviert dieser Ansatz die Studierenden, indem er sie in Teams an einem relevanten Thema arbeiten lässt. CBE profitiert von der internen Motivation und schafft Möglichkeiten, neue Lösungen für Probleme aus dem wirklichen Leben zu finden. Die Studierenden sind für ihren Lernprozess verantwortlich, und es ermöglicht Lehrenden und anderen Beteiligten, zum lebenslangen Lernen beizutragen. Der Ansatz macht einen Unterschied und schlägt eine tiefgreifende, engagierte, sinnvolle und zielgerichtete Art und Weise des Erwerbs und der Entwicklung von Wissen und Fähigkeiten vor, die für die Zukunft benötigt werden.

Was sind die Hauptstärken dieser Lehrmethode?
Studierende, Lehrende und die gesamte Gemeinschaft können von der Arbeit an der Universität profitieren und neue Kooperationen entwickeln. Der Lernprozess wird nun sowohl aus der Sicht der Studierenden als auch aus der Sicht der Vermittelnden gesehen.

ECIU Universtiy
ECIU Universtiy

Das kann für beide Seiten ein Motivationsfaktor sein. Der Rahmen der Lehre ist flexibel genug, um für verschiedene Umstände optimiert zu werden, so dass er an die individuellen Bedürfnisse angepasst werden kann.

Welche Länder haben bereits eine CBE angewandt?
Unser angeschlossener Partner, Tec de Monterrey in Mexiko, hat dieses Konzept bereits 2008 auf seinem Campus eingeführt. Auch in Australien, Spanien, den Niederlanden, Dänemark und Deutschland hat sich CBL entwickelt. An der Technischen Universität Hamburg gibt es mehrere Projekte und Lernsettings, die der Idee des CBL nahe stehen, zum Beispiel unser Interdisziplinäres Bachelor-Projekt: "Open Topic".

Wie funktioniert diese Form der (Aus)bildung in der Praxis?
Der Ansatz folgt einer spezifischen Struktur, die aus drei Hauptschritten besteht: engagieren, untersuchen und handeln. Die Herausforderung muss die Studierenden motivieren, hier beginnt der Engagement-Teil. Bei der Arbeit an der "Grossen Idee", zum Beispiel im Gesundheitswesen oder im öffentlichen Verkehrswesen, ist Engagement die Grundlage für einen befriedigenden Prozess. Alle TeilnehmerInnen, LehrerInnen, SchülerInnen und externen PartnerInnen stellen sicher, dass sie sich auf die letzte zu bearbeitende Frage einigen. Die Untersuchung stellt sicher, dass sie alle "auf der gleichen Seite" stehen und mit ihrem Wissen und ihren Fähigkeiten zur "Großen Idee" beitragen. Je nach den Umständen könnte es möglich sein, während dieser Phase eigene Untersuchungen durchzuführen.
Handeln ist wichtig, weil die Partner gewonnenes und geteiltes Wissen nutzen können, um tatsächlich neue Lösungen zu entwerfen und zu prototypisieren. Die Umsetzung des Prototyps und die Evaluation ist entscheidend. Eine abschließende Präsentation in der Öffentlichkeit stellt sicher, dass ein Unterschied gemacht wird. Der Lernprozess ist für alle Mitglieder der Gemeinschaft transparent.

Wie helfen die Innovation of Education Labs bei der CBE?
Dies sind die Orte, an denen Expertinnen und Experten jeder Ebene Unterstützung bei der Implementierung von CBE in ihrer Lehre erhalten können. Die Unterstützung beginnt mit der Schaffung der Lernumgebung und endet mit der Beurteilungsphase. Die ECIU-University wird an jeder Partneruniversität Innovation of Education Labs einrichten. Die Labs werden physische und virtuelle Räume sein, in denen die Dozentinnen und Dozenten ihre Lehrideen innovativ umsetzen, Kolleginnen und Kollegen treffen und bewährte Praktiken austauschen können.

Wer kann an der CBE an der ECIU-University teilnehmen?
Zunächst wird der Schwerpunkt auf Herausforderungen auf Master-Ebene liegen. Die Studierenden müssen mindestens 90 ECTS haben, andernfalls ist ein abgeschlossener Bachelor-Abschluss erforderlich. Auch lebenslang Lernende können sich an der Lösung der "challenges" beteiligen, entweder um eine Beförderung in ihrem Arbeitsbereich zu erhalten, um sich weiterzubilden oder weil es für die immer schnelleren Veränderungen in der Arbeitswelt und im Leben notwendig ist.

Kann eine auf "challenges" basierende Universität Realität werden?
Ja, das kann sie! Sie braucht nur eine Menge Veränderungen in der Denkweise der traditionellen Bildung. Vor 200 Jahren schuf Wilhelm von Humboldt eine Universität, wie wir sie heute haben. Ich sage nicht, dass wir die nächsten Humboldtianer sind, aber man muss Mut, Ideen, Energie und Beharrlichkeit haben.

Dieses Interview erschien bereits im ECIU University Magazine, März 2020.
ECIU ist das führende internationale Konsortium forschungsintensiver Universitäten mit kollektivem Schwerpunkt auf Innovation, Kreativität und gesellschaftlicher Wirkung, das die Entwicklung einer wissensbasierten Wirtschaft vorantreibt.

Text: ECIU University

Siehe auch: www.eciu.org


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