26.11.2012
Ausgezeichnet mit dem "Renewable Energy Award", dem Studienpreis Erneuerbare Energien und Energieeffizienz, wurden aktuell vier wissenschaftliche Arbeiten von Studierenden und Doktoranden der Technischen Universität Hamburg (TUHH). Die Arbeiten liefern herausragende Beiträge zur Verringerung des Klimawandels. Die Preisverleihung geschah anlässlich der einmal jährlich in Hamburg stattfindenden Fach-Konferenz "German Renewables 2012" im Hamburger Seminarhotel Emporio. Verliehen wurde der Studienpreis durch den Verein "Neue Energie Hamburg e.V."
Das Cluster Erneuerbare Energien Hamburg (EEHH) will die Fachkonferenz zum Thema erneuerbare Energien in Hamburg etablieren. Kernbotschaft der Konferenz ist, aktuelle Technologien, Systeme und Finanzierungsmöglichkeiten aufzuzeigen, die für den Ausbau der erneuerbaren Energien auf 50 Prozent der deutschen Energieversorgung 2030 notwendig sind.
Der ehemalige TUHH-Student Ansgar Lieberei wurde für seine Arbeit "Entwicklung von Szenarien zur Stromversorgung von Hamburg auf Basis regenerativer Energien" ausgezeichnet. Das Preisgeld für die beste eingereichte Diplomarbeit beträgt 1000 Euro. Jana Weinberg nahm in dieser Kategorie den zweiten Preis (500 Euro) entgegen. Ihre Diplomarbeit widmet sich dem Thema "Elektromobilität im Vergleich zu anderen Landtransportkonzepten". Gewinner in der Kategorie Bachelorarbeit (1000 Euro) ist Sönke Horn mit der Studie "Analyse und Bewertung innovativer Speicherkonzepte für regenerativ erzeugten Stromüberschuss". Einen Sonderpreis über 500 Euro in der Kategorie Dissertation ging an die Dipl.-Ing. Architektin Christina Rullán Lemke, die sich auf wissenschaftlich hohem Niveau mit "ArchitekturForm & SolarEnergie" beschäftigt.
Dass die Preisträger Ansgar Lieberei, Jana Weinberg und Sönke Horn ihre Arbeiten am TUHH-Institut für Umweltschutz und Energietechnik (IUE) geschrieben haben, freut besonders Institutsleiter Prof. Dr.-Ing. Martin Kaltschmitt. "Themen wie Klimaschutz und Energiewende zählen in der heutigen Zeit weltweit zu den am häufigsten diskutierten Themen. Deshalb sind innovative und kreative Köpfe gefragt, die durch fachliche Kompetenz und Leidenschaft an der Sache überzeugen und Neues hervorbringen. An der TUHH werden seit Jahren junge Menschen ausgebildet, um aktiv an der Erhaltung der Umwelt mitwirken zu können. Umso mehr freut es mich, wenn deren Arbeiten in der Öffentlichkeit wahrgenommen und ausgezeichnet werden", so der Energiewirtschaftler Kaltschmitt.
Der 28-jährige Preisträger Ansgar Lieberei schloss 2011 das Studium der Energie- und Umwelttechnik an der Technischen Universität Hamburg als Diplom-Ingenieur Regenerative Energietechnik ab. Seitdem arbeitet er als Projektentwickler im Bereich der Tiefengeothermie bei dem städtischen Energieversorger Hamburg Energie. "Seit meiner Schulzeit wollte ich in die Wirtschaft", sagt Lieberei. Vision des Projekts ist laut Energieversorger: Ein geothermisches Kraftwerk soll mehrere tausend Wohnungen und andere Gebäude in Wilhelmsburg mit Wärme versorgen. - im besten Fall sogar auch mit Strom.Im Sandstein tief unter den Elbinseln erwarten Geologen eine Temperatur von 130 Grad Celsius. Mit Bohrungen in eine Tiefe von 3.000 bis 4.000 Metern soll dieses Energiepotenzial nutzbar gemacht werden.
In seiner mit Diplomarbeit geht Lieberei der Frage nach: Kann Hamburg sich zu 100 Prozent mit regenerativer Energie versorgen und welche technischen und ökonomischen Rahmenbedingungen müssen dafür geschaffen werden? Am Ende seiner mit "sehr gut" bewerteten Arbeit steht als Ergebnis, dass eine regenerative Vollversorgung von Hamburg aus Hamburg nicht möglich ist. "Nur unter Einbeziehung der Nachbarbundesländer ist ... eine regenerative Vollversorgung von Hamburg möglich", so Lieberei.
Die in Cuxhaven geborene Jana Weinberg promoviert derzeit am TU-Institut für Umwelttechnik und Energiewirtschaft. Eine Beschäftigung in der Wirtschaft kann sie sich derzeit nicht vorstellen. "Ich möchte an der TUHH und in der Lehre bleiben. Forschung und Lehre machen mir Spaß. Ebenso gerne betreue ich Diplom- und Bachelorarbeiten oder organisiere Seminare." In ihrer eigenen Diplomarbeit untersuchte und verglich sie die Umweltauswirkung alternativer Transportkonzepte im Vergleich zu konventionellen, fossil betriebenen Antrieben von Pkw. Dabei berücksichtigte die junge Wissenschaftlerin neben der Nutzung des Fahrzeugs ebenfalls den Lebenszyklus (von der Herstellung bis zur Entsorgung) sowie die Kraftstoffbereitstellung (z.B. die Stromerzeugung für ein Elektroauto). Privat steckt hinter der zierlichen Ingenieurin und Meisterin im Kickboxen eine Frau, der es an Energie nicht mangelt und die selbst ein Marathon nicht abschreckt.
Preisträger Sönke Horn hat die Technische Universität Hamburg mittlerweile in Richtung Schweiz verlassen. In seiner ausgezeichneten Bachelorabeit beschäftige er sich mit der "Analyse und Bewertung innovativer Speicherkonzepte für regenerativ erzeugten Überschussstrom". Innerhalb eines Stromnetzes müssen sich Erzeugung und Verbrauch zu jedem Zeitpunkt genau entsprechen, denn Leistungsänderungen verursachen Frequenzänderungen. Sein Fazit: "Die Simulation der verschiedenen Speichertechnologien hat gezeigt, dass mit Pumpspeicherkraftwerken, Wasserstoff- und Methanspeichersystemen geeignete Technologien vorhanden sind, um eine Vollversorgung durch erneuerbare Energien mit einem saisonalen Ausgleich zu realisieren." Volkswirtschaftlich tragbar sei derzeit der ein Ausbau des Versorgungssystems nicht.
Von der Hochschule für Bildende Künste Hamburg fand Sonderpreisträgerin Christina Rullán Lemke ihren Weg zur TUHH. Die Dipl. Architektin promovierte bei Prof. Dr.-Ing. Jürgen Holle im Institut für Angewandte Bautechnik. Ihre Forschungsarbeit beschäftigt sich mit der Frage, welche Gebäudeformen möglichst große potenzielle Empfangsflächen für solare Bestrahlung bereitstellen und wie eine Anpassung der architektonischen Form an Vorgaben der solaren Strahlung erfolgen kann. Die 35-Jährige entwickelte ein Computerprogramm, dass sie mit den Wünschen der Bauherren füttert. "Über einem beliebigen Grundstück lasse ich ein Gebäude entstehen. Am Ende soll das Programm ausspucken, wie das Gebäude optimal gestaltet sein soll, um ein Maximum an solarer Energie auf der Hausoberfläche empfangen zu können", erklärt die zweifache Mutter, die mittlerweile als Post-Doc an dem TU-Institut habilitiert. Als Post-Doktoranden bezeichnet man Wissenschaftler, die nach Beendigung einer Promotion den Doktorgrad erlangt haben und an einer Universität oder einem Forschungsinstitut befristet angestellt sind.
Der Preis wird aus den Pachterträgen einer Fotovoltaik-Anlage gespeist, die der Verein "Neue Energien Hamburg e.V." mit der Unterstützung von Unternehmen und Institutionen aus dem Bereich der Erneuerbare Energien und Energieeffizienz errichtet hat.
TUHH - Public Relations Office
Martina Brinkmann
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