Karl H. Ditze-Preis an der TUHH - 8500 Euro für herausragende Einzelleistungen und beispielgebende Projekte

11.07.2006

TUHH-Orchester SymphonING
TUHH-Orchester SymphonING

Zum siebten Mal wird an der Technischen Universität Hamburg-Harburg (TUHH) der Karl Heinz Ditze-Preis für herausragende Diplomarbeiten und Dissertationen in den Ingenieurwissenschaften sowie für beispielgebende, das Campusleben bereichernde Projekte verliehen.
Die Preise werden heute im Rahmen einer Feierstunde im Karl H. Ditze-Hörsaal der TUHH vom Vorsitzenden der Stiftung, Heinz-Günther Vogel, überreicht. TUHH-Präsident Prof. Dr.-Ing. Edwin Kreuzer wird die Preisträger sowie weitere Gäste aus Wissenschaft und Wirtschaft begrüßen.

Dr. Andreas Heyden erhält für seine Dissertation 2000 Euro. Mit jeweils 1500 Euro werden die Ingenieurin Christina Wenterodt sowie der Wirtschaftsingenieur Philipp Spethmann für ihre Diplomarbeiten ausgezeichnet. 3000 Euro bekommt das TUHH-Orchester SymphonING unter Leitung von David Dieterle für sein kulturelles Engagement. Mit einem Sonderpreis in Höhe von 500 Euro würdigt die Stiftung das Engagement von Benedikt Schetelig als Gründer und Administrator der studentischen Internet-Plattform TalkING.

Die Preisträger

Christina Wenterodt
Christina Wenterodt (25) hat mit exzellenten Studienleistungen in der außer­gewöhnlich kurzen Studienzeit von nur zehn Semestern ihr ingenieur­wissen­schaftliches Studium an der TUHH absolviert. In der mit der Note 1 bewerteten Diplomarbeit "Infinite Elemente variabler Ordnung zur Untersuchung akustischer Außenraumprobleme" entwickelte die Maschinenbauingenieurin neue Elemente zur schnelleren Berechnung von Schallabstrahlungsvorgängen. Zur numerischen Lösung akustischer Probleme wird häufig die so genannte Finite Elemente Methode eingesetzt. Mit Hilfe von speziellen infiniten Elementen ist es möglich, die Schallabstrahlung in einen unendlich weit ausgedehnten Raum zu berücksichtigen. Besonders bei hohen Frequenzen ist eine hohe Elementauflösung im Berechnungsgebiet notwendig, jedoch sind die hieraus resultierenden großen Gleichungssysteme mit einem sehr hohen Rechenaufwand verbunden. In der Diplomarbeit wurden zwei erfolgreiche Methoden zur Reduzierung der Rechenzeit entwickelt. Damit ist die Untersuchung größerer akustischer Probleme möglich. Diese konnten bisher nicht in akzeptabler Zeit berechnet werden. Die neuen Rechenmethoden werden zum Beispiel für die Berechnung der Schallabstrahlung von Reifen oder anderen Fahrzeugteilen benötigt. Die Diplomarbeit ist eingebettet in ein Forschungsprojekt an der TUHH, in dem es um die Entwicklung eines Modells zur Berechnung der Schallabstrahlung von Fahrzeugreifen einschließlich der Fahrbahn geht. Christina Wenterodt, Mutter einer 18 Monate alten Tochter, ist derzeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Modellierung und Berechnung unter Leitung von Prof. Dr.-Ing. Otto von Estorff tätig.

Philipp Spethmann
Philipp Spethmann (25) hat die Option, an der Harvard Business School seine Doktorarbeit zu schreiben, wo der Preisträger bereits seine mit der Note 1 bewertete Diplomarbeit ("Influence of CAE Tools on the Process in the Automotive Industry") im Fach Wirtschaftsingenieurwesen - im hochschulübergreifender Studiengang von TUHH, Hochschule für Angewandte Wissenschaften und Uni Hamburg - anfertigte. Spethmann untersuchte das Potenzial des virtuellen Werkzeugs "Crashsimulation" auf die Forschung und Entwicklung der Automobilindustrie über einen in fünf Phasen gegliederten Zeitraum von 35 Jahren. Die Simulation von Unfällen verbessern die Produktivität, indem reale Crashversuche, die pro Test mehr als 300 000 Euro kosten und mehrere Monate Vorbereitungszeit benötigen, durch virtuelle Crashversuche ersetzt werden, die weniger als 4000 Euro kosten und nur einige Wochen Vorbereitungszeit beanspruchen. Analysiert wurden in dieser empirischen Arbeit, die aus mehr als 100 fachlichen Quellen schöpft, Crashsimulationen der Automobilhersteller Audi, BMW, Ford, Mercedes-Benz, Opel, Porsche, Volkswagen. In Spethmanns Arbeit wird der Nachweis erbracht, dass Crashsimulationen das Potenzial zur Lösung von Problemen steigern, weil sich nachweislich während der Entwicklung auftretende Schwierigkeiten lösen lassen. So kann man zum Beispiel inzwischen die Beschleunigungen einzelner menschlicher Organe bei einem Unfall berechnen. Spethmann wies nach, dass das virtuelle Werkzeug in jeder der fünf Phasen Auslöser entweder für tiefgreifende Veränderungen in der Produktivität oder im Problemlösungsverhalten war.

Dr. Andreas Heyden
Dr. Andreas Heyden hat in seiner Dissertation "Theoretical investigation of the nitrous oxide decomposition over iron zeolite catalysts" zum wissenschaftlichen Verständnis der Katalyse auf molekularem Niveau beigetragen. Dabei ging es vor allem um das Auffinden aller Teilreaktionen, die zu einem Produkt führen, sowie das Ermitteln der Geschwindigkeiten dieser Reaktionen. Am Beispiel der N2O-Zerlegung an einem Ka­talysator aus einzelnen Eisenatomen konnte der TUHH-Ingenieur sämtliche Reaktionsschritte berechnen. N2O ist ein Treibhausgas, das bei der Erzeugung von Salpetersäure entsteht. Heyden ist es gelungen, die Berechnung der Geschwindigkeiten der einzelnen Reaktionen ohne Zuhilfenahme experimenteller Daten vorzunehmen. Dies ist mittels der Quantenmechanik - Theorie der Atome und Moleküle - sowie der statistischen Thermodynamik, die Eigenschaften sehr großer Teilchenmengen beschreibt, möglich. Die Ergebnisse seiner Berechnungen wurden mit Messungen an chemischen Reaktoren überprüft und ergaben eine hervorragende Übereinstimmung. Das von ihm entwickelte Computerprogramm wird inzwischen kommerziell genutzt. Der Preisträger befindet sich zum Zeitpunkt der Preisverleihung auf einer internationalen Tagung in Seattle.

Benedikt Schetelig - TalkING
Benedikt Schetelig (24), Student der Elektrotechnik im 9. Semester, ist der Initiator und Administrator der Internet-Plattform TalkING. Der virtuelle Treffpunkt von und für Studierende der TUHH ist eine Erfolgsgeschichte: Täglich werden im Durchschnitt 1300 Besucher gezählt - Tendenz steigend. Weit über 38 000 Beiträge wurden seit Eröffnung 2002 für TalkING verfasst. Die Idee für das Online-Forum hatte der auf Norderney geborene Student im zweiten Semester, nachdem er selbst erfahren hatte, wie schwer es ist, die zahlreichen Hürden im Studium ohne fremde Hilfe zu nehmen. Sein wichtigstes Motiv damals war der fachliche Austausch unter Studierenden der TUHH. Heute ist TalkING auch Plattform für Studieninteressierte aus dem ganzen Bundesgebiet und Forum für zwangslose Kommunikation rund um das Studium.

TUHH-Orchester SymphonING
Das 2004 gegründete Orchester SymphonING lädt zwei Mal im Jahr zu klassischen Konzerten in das Audimax der TUHH ein. Binnen zwei Jahren hat sich das Ensemble an der Universität etabliert und darüber hinaus einen festen Platz im kulturellen Angebot der Region erobert. Die meisten der 30 Musikerinnen und Musiker sind Studierende sowie Mitarbeiter der TUHH. Initiator des Orchesters ist Prof. Dr. rer. nat. Georg-Friedrich Meyer-Lindenberg, Leiter des Instituts für Rechnertechnologie. Gemeinsam mit Christian Scharfetter, ehemaliger wissenschaftlicher Mitarbeiter der TUHH, sowie der TUHH-Ingenieurin Claudia Bolz wurde das Orchester für klassische Musik aus der Taufe gehoben. Der Mathematiker Meyer-Lindenberg hatte bei der Premiere von SymphonING im Februar 2005 als Solist mit einem Klavierkonzert von Wolfgang Amadeus Mozart überzeugt. Von der ersten Stunde an mit großem Engagement dabei ist Dirigent David Dieterle, im Hauptberuf Bratschist und Leiter der Akademie für Musik und Kultur, Hamburg. Die Rolle des Orchesterwarts hat die wissenschaftliche Mitarbeiterin Claudia Bolz. Sie spielt im Ensemble Flöte.


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