Kollaborativer Innovation auf der Spur

Tim Schweisfurth ist neuer Professor an der TU Hamburg

13.04.2023

Tim Schweisfurth ist neuer Professor an der TU Hamburg.
Tim Schweisfurth ist neuer Professor an der TU Hamburg. Foto: privat

Kleine Entscheidung, große Wirkung: Ende des 19. Jahrhunderts erfanden Chemiker des Pharmakonzerns Bayer auf der Suche nach neuen Medikamenten innerhalb von kürzester Zeit zwei neue Substanzen: Aspirin und Heroin. Der verantwortliche Laborleiter hielt die später berühmte Kopfschmerztablette Aspirin zunächst für ungeeignet als Schmerzmittel und stellte das heute als gefährliches Rauschmittel bekannte Heroin in den Mittelpunkt der weiteren Forschung. Der Konzern brachte die stark abhängig machende Droge als Medikament auf den Markt, Millionen Menschen wurde es verabreicht. Das Beispiel zeigt: kleine Entscheidungen in Innovationsprozessen können eine enorme Wirkung haben. Wie solche Prozesse beeinflusst werden können und welche Rolle dabei Organisationsstrukturen spielen, untersucht Tim Schweisfurth ab sofort als neuer Professor an der TU Hamburg. 

Am neuen Institut „Organizational Design and Collaboration Engineering“ dreht sich alles um den Begriff „kollaborative Innovation“. Dabei geht es um die Frage, wie in Zusammenarbeit fortschrittliche Produkte, Methoden oder Strukturen zur Lösung eines bestimmten Problems gefunden werden können. „Innovationsprozesse funktionieren heute anders als früher“, sagt Schweisfurth. „Früher entwickelten Forschungs- und Entwicklungsabteilungen Ideen, Vorgesetzte entschieden darüber. Heute passiert das oft dezentral.“ Das heißt, viele Personen innerhalb und außerhalb der Organisation generieren die Ideen gemeinsam, zum Beispiel durch Ideenplattformen, Umfragen unter den Mitarbeitenden oder Crowdfunding, die Finanzierung von Projekten durch Eigenkapital.  

Der TU-Professor sieht neben dem wissenschaftlichen noch einen weiteren wichtigen Aufgabenbereich für seine Arbeit. „Eine Besonderheit am neuen Institut ist, dass wir kollaborative Innovation nicht nur verstehen, sondern auch anwenden wollen.“ Das kann zum Beispiel durch die Zusammenarbeit von lokalen Firmen und Studierenden in der Lehre passieren oder durch Arbeit im Netzwerk mit Organisationen. Dieses Netzwerk eröffnet sich auch durch den Stifter der Professur, dem Technologiezentrum Tempowerk. Hier arbeiten rund 100 Unternehmen aus der Technologiebranche gemeinsam in Büros und Laboren, was den Austausch untereinander fördert. 

Als Kind wollte Tim Schweisfurth Erfinder werden. „Ich habe viele Comics gelesen und fand den Job von Daniel Düsentrieb, einem Erfinder aus dem Donald Duck-Universum, immer gut. Erfinder bin ich zwar nicht geworden, aber zu verstehen, woher Ideen kommen, wie sie ausgewählt und umgesetzt werden, ist sehr zentral in meinem jetzigen Arbeiten.“ Tim Schweisfurth hat bereits an der TU Hamburg studiert und promoviert. Nach beruflichen Aufenthalten an Universitäten in Dänemark und den Niederlanden freut er sich nun wieder zurück an seiner Alma Mater zu sein. „An Hamburg gefällt mir vor allem die Vielfalt und Offenheit. Die Stadt ist ständig im Wandel, zum Beispiel in der HafenCity und am Harburger Hafen.“ Zusammen mit seiner Familie wohnt er im Stadtteil St. Georg – von wo aus er gerne mit dem Fahrrad zur Arbeit fährt. 


TUHH - Pressestelle