TUHH: SICK-Förderpreis für beste Abschlussarbeiten und Dissertation

12.11.2014

Die drei Preisträger Dr. Grigoriy Quiring, Annika Kruse, Christian Lau (v.l.).
Die drei Preisträger Dr. Grigoriy Quiring, Annika Kruse, Christian Lau (v.l.). Foto: TUHH/Gruhn

Erstmalig wurde am Mittwoch, 12. November 2014, der SICK-Förderpreis an herausragende Nachwuchsingenieurinnen und -ingenieure an der Technischen Universität Hamburg (TUHH) verliehen. Den mit 10.000 Euro dotierten Preis stiftete die Mäzenin Renate Sick-Glaser, Mitglied der Eigentümerfamilie der SICK AG, Waldkirch, für exzellente Arbeiten zum Thema „Technisch-wissenschaftlicher Fortschritt zum Vorteil von Mensch und Gesellschaft". Im Beisein von TUHH-Präsident Professor Garabed Antranikian zeichnete Renate Sick-Glaser die Preisträger Dr. Grigoriy Quiring, Annika Kruse und Christian Lau aus. Rund 100 Gäste nahmen an der Veranstaltung im Ditze-Hörsaal teil.

Dr. Grigoriy Quiring erhielt den mit 6.000 Euro dotierten Preis für die beste Dissertation. Quiring entwickelte die Elektronik und Software für ein Mikro-Massenspektrometer. Mit Massenspektrometrie können die Massen der Atome und Moleküle bestimmt werden, aus denen sich eine Substanz zusammensetzt. Sie ist eine unverzichtbare Mess- und Analysemethode in vielen Bereichen der Wissenschaft, Forschung und Industrie. Die Entschlüsselung des Genoms, die Diagnostizierung in der Medizin, Luft- und Wasserreinheitsmessungen, Dopingkontrollen, die Sicherheit an den Flughäfen sind einige Beispiele für die Einsatzfelder. Massenspektrometer waren lange Zeit sehr groß und wurden daher vorwiegend in Laboren eingesetzt. Ein Feldeinsatz wäre in vielen Fällen jedoch hilfreich, beispielsweise zur Lecksuche oder Schadstofferkennung bei Feuerwehreinsätzen. Im Jahr 2007 gelang im Institut für Mikrosystemtechnik der TUHH der Funktionsnachweis eines vollständig in Mikrosystemtechnik integrierten Massenspektrometers. PIMMS, das planar integrierte Mikro-Massenspektrometer, vereint auf einer Chipfläche von weniger als einem 1 cm2 alle integralen Komponenten eines Spektrometers. Quirings Arbeit behandelt den Entwurf und den Aufbau der für den Betrieb des PIMMS notwendigen Elektronik- und Softwarekomponenten. Als Ergebnis entstand ein Konzept sowie ein Prototyp eines tragbaren Massenspektrometers, welches in vielerlei Hinsicht weltweit einzigartig ist: Im Vergleich zum Stand 2007 wurden die Langzeitstabilität und Zuverlässigkeit deutlich gesteigert, die Nachweisgrenze um mehr als eine Größenordnung herabgesetzt. Dank der neuentwickelten und verkleinerten Elektronik ist das PIMMS als einziger Mikro-Massenspektrometer weltweit in der Lage den vollständigen Massenbereich ab der Masse 1 (für den atomaren Wasserstoff) zu erfassen – was ihm viele bisher unerschlossene Einsatzfelder und Märkte eröffnet. Die Laudatio hielt Professor Dr.-Ing. habil. Jörg Müller von der TUHH.

TUHH-Präsident Prof. Garabed Antranikian und die Mäzenin Renate Sick-Glaser freuten sich über die innovativen Arbeiten.
TUHH-Präsident Prof. Garabed Antranikian und die Mäzenin Renate Sick-Glaser freuten sich über die innovativen Arbeiten. Foto: TUHH/Gruhn

Annika Kruse, Absolventin des Studiengangs Verfahrenstechnik erhielt den mit 3.000 Euro dotierten Preis für die beste Masterarbeit. In ihrer Arbeit beschäftigte sich Kruse mit dem Aufbereitungskonzept PfemGas, welches ermöglicht, Pferdemist so aufzubereiten, dass dieser in seine Hauptbestandteile aufgetrennt und als Substrat in Biogasanlagen eingesetzt werden kann. Entwickelt wurde dieses Konzept am TUHH-Institut für Umwelttechnik und Energiewirtschaft, wo es bereits in einer Pilotanlage umgesetzt wird. Kruse untersuchte in ihrer Arbeit, wie sich die Anlage strömungsmechanisch optimieren ließe. Auf Basis von theoretischen Voruntersuchungen sowie praktischen Inbetriebnahmeversuchen erarbeitete die Studentin grundlegende Vorgaben für die bauliche Optimierung der Anlage, die daraufhin praktisch umgesetzt wurden. Anschließend ermittelte Kruse das Strömungsverhalten des Mehrphasengemischs in der Anlage per Ultraschall-Messtechnik, um ein dreidimensionales Strömungsprofil zu entwickeln. Die Masterarbeit bildet die Basis für eine Umsetzung des PfemGas-Aufbereitungskonzepts im großtechnischen Maßstab. Die Laudatio hielt Professorin Kerstin Kuchta vom Institut für Umwelttechnik und Energiewirtschaft.

Christian Lau überzeugte die Jury mit seiner Arbeit zum Thema „Flexible Auswertung von Datenströmungen“ für die er den mit 1.000 Euro dotierten Preis für die beste Bachelorarbeit erhielt. Die Arbeit behandelt einen Ansatz zur Konzeption und Entwicklung eines Analysewerkzeugs, welches Datenströme auf verschiedene Weisen analysieren kann. Da Datenströme sich in ihrer Struktur häufig sehr unterscheiden, war es besonders wichtig, den Aufbau des Tools sowie dessen Kommunikationsstrukturen flexibel zu gestalten. Um trotz flexibler Strukturen noch effizient arbeiten zu können, wurden für das Werkzeug einige Verfahren entworfen und implementiert, welche die Streaming-Prozesse erheblich beschleunigen. Mit dem von Lau entwickelten System wurden reale Daten aus der industriellen Praxis einer Hamburger Firma verarbeitet, was zu einer deutlichen Verbesserung bei der Datenerfassung und Produktion des Unternehmens führte. Die Laudatio hielt Professor Dr. rer. nat. habil. Ralf Möller von der Universität zu Lübeck.

Der SICK-Förderpreis

Zur Förderung der Ingenieur- und Naturwissenschaften stiftet die Mäzenin Renate Sick-Glaser der TUHH einen Förderpreis für herausragende Arbeiten zum Thema: „Technisch-wissenschaftlicher Fortschritt zum Vorteil von Mensch und Gesellschaft“. Renate Sick-Glaser ist Mitglied der Eigentümerfamilie der SICK AG, Waldkirch, einem der weltweit führenden Hersteller von Sensoren und Sensorlösungen für industrielle Anwendungen. Der SICK-Förderpreis würdigt besonders den Einsatz innovativer Sensorik-Technologien zur positiven Veränderung innerhalb der Arbeitswelt in den Bereichen Prozess-, Fabrik- oder Logistikautomatisierung sowie im Umweltschutz. Bei der Vergabe des Forschungspreises wird sowohl auf grundlegende wissenschaftliche Erkenntnisse als auch auf die technische Praxisrelevanz Wert gelegt. In den Arbeiten soll die Bedeutung von innovativer Technologie, insbesondere von Messmethoden, Sensoren oder Messtechniksystemen für einen nachhaltigen Vorteil für Mensch und Gesellschaft erkennbar sein.


TUHH - Pressestelle