Internationale Konferenz zum „leichtesten Feststoff“ der Welt an der TUHH

06.10.2014

„Gefrorener Rauch“: Trotz seiner durchsichtigen Erscheinung fühlt sich Aerogel wie harter Kunststoff-Schaum an.
„Gefrorener Rauch“: Trotz seiner durchsichtigen Erscheinung fühlt sich Aerogel wie harter Kunststoff-Schaum an. Foto: TUHH/Gruhn

Leicht, leichter, Aerogele: 150 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus aller Welt kommen am 6. und 7. Oktober zum „International Seminar on Aerogels“ (ISA) an die Technische Universität Hamburg (TUHH). Aerogel ist ein außergewöhnliches Material: Es ist der leichteste Feststoff der Welt und hält 14 Einträge im Guiness Buch der Rekorde, einschließlich bester Isolator und Feststoff mit der geringsten Dichte. Am TUHH Institut für Thermische Verfahrenstechnik forscht eine Gruppe um Professorin Irina Smirnova an dem ultraleichten Werkstoff und begrüßt in dieser Woche Fachkolleginnen und -kollegen aus aller Welt zu der alle zwei Jahre stattfindenden Konferenz.

Die Herstellung von Aerogelen ist derzeit zeitaufwendig und kostenintensiv. Die Frage, wie der Herstellungsprozess vereinfacht und optimiert werden kann, ist daher ein wichtiges Diskussionsthema der Konferenz. Ein weiteres zentrales Thema ist die Herstellung von Aerogelen aus neuen unterschiedlichen Ausgangsmaterialien und somit innovativen Eigenschaften. Hauptaugenmerk sind hierbei eine geringe Wärmeleitfähigkeit, große mechanische Stabilität, Biokompatibilität und natürlich eine große Oberfläche. Hauptredner des diesjährigen ISA sind Professor Nicholas Leventis, Missouri University of Science and Technology, Professorin Nicola Hüsing, Universität Salzburg, Professor Lorenz Ratke, Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt, und Dr. Matthias Koebel, Empa - Swiss Federal Laboratories for Materials Science and Technology. Zu der Konferenz sind zudem Vertreter der Firmen BASF, Aspen Aerogels, Separex, Aspen Technologies und NanoHighTech eingeladen, um die von ihnen produzierten Aerogele und ähnliche Materialien vorzustellen. „Wir sind sehr stolz darauf, dass Deutschland zu den führenden Standorten in der Aerogelforschung gehört. Eins der Ziele der diesjährigen Konferenz ist, die internationale Zusammenarbeit im Bereich der Aerogele zu verstärken“, sagt Prof. Smirnova.

Prof. Smirnova mit dem größten Aerogel der TUHH.
Prof. Smirnova mit dem größten Aerogel der TUHH. Foto: TUHH/Smirnova

Aerogele sind Festkörper, die eine sehr hohe Porosität aufweisen – das macht Aerogele zum perfekten Dämmmaterial. Die Poren bescheren dem Material eine enorme innere Oberfläche: Die Fläche eines Gramms Aerogels entspricht etwa 1000 m2. Je nach chemischer Struktur können die Aerogele entweder spröde oder elastisch sein.

Aerogele können aus den verschiedensten Materialien hergestellt werden, wie Kieselerde, Metallen oder organischen Substanzen. Der Grundstoff wird in Wasser und Alkohol gelöst. Beim Trocknen wird unter hohem Druck Gas zugeführt, so dass das Aerogel nicht zusammenfällt. Auf diese Weise entsteht ein poröses und durchscheinendes Material, das wegen seines Aussehens auch "gefrorener Rauch" genannt wird.

Aufgrund ihrer außergewöhnlichen Eigenschaften können Aerogele divers eingesetzt werden: Die US-Raumfahrtbehörde Nasa nutzt Aerogele aufgrund ihrer außerordentlich geringen Wärmeleitfähigkeit als Isoliermaterialien für Raumsonden. Bereits 1997 schützte ein Aerogel die empfindliche Elektronik des Marsrovers „Sojourner" vor den eisigen Temperaturen auf dem Nachbarplaneten. Ihre umweltfreundlichen und nichttoxischen Eigenschaften ermöglichen zudem den Einsatz in der pharmazeutischen Industrie. Die große Oberfläche und die offene Porenstruktur der Aerogele machen sie zu einem idealen Trägermaterial für Medikamente.

Ansprechpartner

Prof. Dr.-Ing. Irina Smirnova

Institut für Thermische Verfahrenstechnik (V-8)

Technische Universität Hamburg-Harburg

Eißendorfer Straße 38

21073 Hamburg

Tel.: +49 40 428 78 30 40

Fax: +49 40 428 78 40 72

E-Mail: irina.smirnova@tuhh.de


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