20.12.2013
"In diesem Jahr treffen wir uns in Deutschland", sagt Mazen Rizk. Der 28-jährige Doktorand am TUHH-Institut für Technische Mikrobiologie ist Libanese, Byblos seine Heimatstadt. Eltern, Brüder, Cousins und Cousinen, Onkel und Tanten - rund 20 Personen werden in Berlin Weihnachten feiern; untergebracht in Wohngemeinschaften, Hotels und Verwandten. In Berlin nämlich leben und arbeiten Mazens Brüder und lebt eine Tante. Bei ihr feiert der Familienclan. "Bei uns im Libanon gibt es kaum Familien, die keine Verwandten im Ausland haben. Das bringt die politische Situation mit sich. Doch Weihnachten möchten alle zusammen sein, denn die Familie ist uns Libanesen sehr wichtig", betont der studierte Biologe, "der Zusammenhalt ist enorm groß." Viele der Verwandten leben in Amerika. Nach Berlin werden es tatsächlich nicht alle schaffen. "Doch wenn alle wie gewöhnlich zum Fest nach Byblos kommen, dann sind wir mindestens 30 Personen", so Mazen. Am Heiligen Abend stehen Cheese and Wine auf dem Speiseplan, libanesische und amerikanische Weihnachtslieder werden gesungen. Eines der musikalischen Familienmitglieder übernimmt die Begleitung am Klavier. Die Küche am ersten Weihnachtstag präsentiert sich vergleichbar international wie der Familienkreis. "Früher gab es traditionell einen geschmückten Weihnachtsbaum, eine Krippe und viele Geschenke." Doch ob Byblos oder Berlin, der Besuch des Gottesdienstes am Heiligen Abend gehört immer dazu.
In den USA beginnt Weihnachten bereits am Tag nach Ende November nach Thanksgiving. Dann endlich darf für Weihnachten dekoriert werden. "Wir haben den Weihnachtsbaum aus dem Keller geholt und durften ihn schmücken. Dazu hörten wir Weihnachtslieder", erzählt Andrew Toth, Student am NIT. An der University of Kansas hat er einen Bachelor in Civil Engineering absolviert. Am NIT belegt der 24-Jährige parallel zu dem MSc-Studiengang Umwelttechnik den MBA-Studiengang Technologie Management. Weihnachten wird er in diesem Jahr nicht klassisch amerikanisch feiern, sondern sich mit den Eltern in Rom treffen. Gerne spricht er über das Fest aus Kindertagen. Der Heiligabend (Christmas Eve) spielt in Amerika eine geringere Rolle als in Deutschland. Den Auftakt für viele Familien bildet traditionell die Mitternachtsmesse zum ersten Weihnachtstag (Christmas Day). Andrew erinnert sich: "In der Kirche haben wir einen großen Kreis gebildet und Weihnachtslieder gesungen. Egal ob gläubig oder nicht - es war einfach sehr schön."Auch ist es Brauch, in der Nacht zum 25. Dezember für jedes Familienmitglied einen Strumpf an den Kamin zu hängen, gefüllt mit Süßigkeiten und kleinen Geschenken. Im Hause Toth lagen die Strümpfe vor den Kinderzimmern und wurden in aller Frühe von Andrew und seinem Bruder geplündert. "Später, zur Frühstückszeit, stürmten wir die Treppe hinunter und durften endlich - während die Eltern Kaffee tranken - unsere Geschenke auspacken." Am Nachmittag traf sich die Verwandtschaft zu einem großen Essen. "Davor haben wir Football im Fernsehen geschaut."
Die Russin Alina Koneva feiert erstmalig bei einem Onkel in München Weihnachten. Sie kommt aus St. Peterburg, studierte Physikalische Chemie an der Staatlichen Universität Sankt Petersburg und verbringt im Rahmen eines DAAD Programms ein halbes Jahr am TUHH-Institut für Thermische Verfahrenstechnik. "In Russland ist Weihnachten nicht von großer Bedeutung. Gefeiert wird es in orthodoxen Familien, die auch in die Kirche gehen. Das schönste Fest des Jahres, auf das sich alle freuen, ist das Neujahrfest." Es findet am 31. Dezember statt, Weihnachten dagegen erst am 7. Januar. "Neujahr allerdings wird bei uns wie Weihnachten gefeiert, der Tannenbaum und die Geschenke gehören unbedingt dazu", sagt Alina und blickt gespannt dem Heiligen Fest in München entgegen. Die Vorbereitungen auf das russische Neujahr beginnen Mitte Dezember. Straßen, Geschäfte, Büros werden geschmückt, in St. Petersburg sind ab Mitte Dezember viele geschmückte Tannen zu sehen. Nicht der Weihnachtsmann oder das Christkind, in Russland beschenkt Väterchen Frost, eine dem Weihnachtsmann ähnelnde russische Märchenfigur, in der Neujahrsnacht die Kinder.
Ana Cristina Agüero Murillo stammt aus Liberia, einer kleinen Stadt im Nordwesten von Costa Rica. Sie hat ein Bachelorstudium in Biotechnologie absolviert und belegt am NIT parallel zu dem MSc-Studiengang Umwelttechnik den MBA-Studiengang Technologie Management.
"Wir feiern Weihnachten bei 30° C unter der Sonne oder im Mondschein. Meine Familie ist christlich. Am 24. Dezember versammeln wir uns alle zu Hause, um in die Kirche zu gehen. Danach genießen wir gemeinsam ein köstliches Abendessen. Wir essen die traditionellen Tamale, süße Kartoffeln, Salate mit Nüssen und Früchten und Schweinefleisch. Das Fleisch ist mariniert und wird für lange Stunden auf dem Ofen gegart. Es ist einfach lecker! Um Mitternacht endlich öffnen wir die Geschenke." Große Freude hat die Familie beim Spielen von "Secret Sante". Jedes Familienmitglied erhält ein Geschenk ohne zu wissen, von wem es kommt. Brüder und Schwestern, Onkel, Tanten und Cousinen versuchen zu erraten, wer der geheime Geschenkgeber ist. "Das schönste an Weihnachten ist, dass alle Familienmitglieder, egal wo sie leben, zusammen kommen und feiern. Das Zuhause ist dann voller Menschen, was uns allen Liebe, Leben und Glück beschert. Das ist Pura Vida - das wahre Leben!"
TUHH - Pressestelle
Martina Brinkmann
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