27.06.2013
Der neunte Teil der Ringvorlesung "Energiewende - Stand und Herausforderung" widmet sich der Thematik "Erdgas als Stromspeicher - Joker der Energiewende?". Referent ist Prof. Dr.-Ing. Klaus Heikrodt, Honorarprofessor an der TU Dortmund und Professor für Energietechnik an der Hochschule Ostwestfalen-Lippe.
Im Energiekonzept der Bundesregierung aus dem Jahr 2010 ist als eines der Ziel genannt, den Anteil der erneuerbaren Energie am Stromverbrauch von derzeit 20 Prozent auf 80 Prozent im Jahr 2050 zu steigern. Den überwiegenden Anteil an der Stromerzeugung soll die Windenergie übernehmen. "Dazu aber sind Speicher für überschüssigen Strom erforderlich. Diese finden sich als Power-to-Gas. Überschüssiger Windstrom wird dabei mit Elektrolyseuren in Wasserstoff umgewandelt. In einem zweiten Schritt ist es möglich, aus diesem Wasserstoff mit CO2 mittels Sabatier-Prozess Methan herzustellen", sagt Professor Heikrodt, der auch den Deutschen Verein des Gas- und Wasserfaches (DVGW) in der Innovationsoffensive Gastechnologie berät.
Kohlendioxidfür die Methanisierung kann in ausreichenden Mengen von Biogasanlagen, Kraftwerken oder der Industrie bereitgestellt werden. Power-to-Gas stellt auf diese Weise in einem Teil des Energiesystems einen geschlossenen CO2-Kreislauf für die nachhaltige Dekarbonisierung (die Umstellung der Energiewirtschaft in Richtung eines verminderten Kohlenstoff-Umsatzes) der Energieversorgung zur Verfügung: Carbon Capture and Cycling (CCC). "Power-to-Gas kann einen Beitrag zur Integration von Wind- und Sonnenstrom leisten, indem Gase als Energiespeicher verwendet werden. Zum anderen ermöglicht Power-to-Gas die Nutzung der Energie aus Wind und Sonne im Wärme- und Transportsektor", so der studierte Maschinenbauer.
Das Gasnetz transportiert mit einer jährlichen Energiemenge von zirka 1.000 TWh (Terawattstunden) fast die doppelte Energiemenge des Stromnetzes und verfügt über unterirdische Gasspeicher mit einer Kapazität von nahezu 200 TWh. Bereits heute sind grundsätzlich Beimischungen bis 10 Prozent Wasserstoff im Erdgas möglich, Methan kann in beliebigen Mengen eingespeist werden.
Klaus Heikrodt studierte an der TU Braunschweig Maschinenbau und promovierte anschließend zum Dr.-Ing. Nach seiner Tätigkeit als Entwicklungsleiter von Aufladesystemen und Motorkomponenten für Otto- und Dieselmotoren bei Pierburg in Neuss wechselte er zu den Viessmann Werken, Allendorf und hatte u. a. die Leitung der Bosch Viessmann Energietechnik (BVE) in Aachen inne, einem Joint Venture für Forschungs- und Entwicklungsarbeiten an Gaskreisprozessen und Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen. Danach übernahm er bei Viessmann die Leitung der Vorentwicklung und Entwicklung neuer Technologien.
Am Freitag, 5. Juli, wird Karl-Josef Wolf, RWE Power AG, Essen, über "Rauf und runter - Die neue Rolle der konventionellen Kraftwerke" referieren. Die Ringvorlesung findet jeweils freitags von 14.30 Uhr bis 16 Uhr im Hörsaal des Gebäudes K, Denickestraße 15, statt.
Interessierte Bürger, Studierende und Experten sind herzlich eingeladen.
Der Eintritt ist frei.
TUHH - Pressestelle
Martina Brinkmann
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