22.04.2013
Trends in der Luftfahrtforschung stehen im Mittelpunkt des 4th International Workshop on Aircraft System Technologies, kurz AST 2013, vom 23. bis 24. April in Hamburg. Mehr als 120 Experten der Luftfahrtbranche aus Forschungsabteilungen von Hochschulen und Unternehmen werden zu dieser zweitägigen Expertenrunde im Hotel Hafen Hamburg erwartet. Der Workshop wird im jährlichen Wechsel mit der in Toulouse stattfindenden Recent Advances in Actuation Systems and Components veranstaltet.
Mit rund 50 Vorträgen zu den Themen Flugzeugsysteme und Ausrüstung, Kabinentechnik und Komfort, Informations- und Kommunikationstechnik sowie Material und Produktion genießt das Forum internationale Anerkennung. "Der Workshop hat sich zu einer angesehenen Plattform für den Wissenstransfer in der Luftfahrtbranche entwickelt und ist inzwischen eine feste Größe in der Reihe der internationalen Veranstaltungen am Luftfahrtstandort Hamburg", sagt Professor Dr.-Ing. Otto von Estorff. Der Akustik-Experte und Leiter des Instituts für Modellierung und Berechnung sowie sein Kollege Professor Dr.-Ing. Frank Thielecke vom Institut für Flugzeug-Systemtechnik haben jeweils die Rolle des Chairman bei diesem Workshop. Die Veranstaltung findet in Kooperation mit dem Institut National des Sciences Appliquées de Toulouse statt.
Die Teilnehmer erhalten einen detaillierten Einblick in den System- und Komponentenstatus zahlreicher Gebiete der Luftfahrt. Vor allem werden Aspekte aktueller Einsatzfelder sowie zukünftige Forschungs- und Entwicklungsthemen diskutiert. Dabei erhoffen sich die Organisatoren unter anderem Impulse für neue Forschungsrichtungen und -felder sowie einen intensiven Austausch zwischen Industriepartnern und Forschungseinrichtungen.
Aktuelle Entwicklungstrends aus zwei Bereichen, die auch direkt auf der AST mit verschiedenen Vorträgen adressiert werden, sind "More Electric Aircraft" (neue Konzepte der elektrischen Bordenergieversorgung anstatt der bisher überwiegend vorherrschenden mechanischen/hydraulischen/pneumatischen Systeme) und "Inspektion von Composite-Bauteilen". Diese Bauteile sind insbesondere mit Fokus auf größere Strukturen, wie z.B. komplette CFK-Rümpfe, von steigender Bedeutung.
Neben der Automobilindustrie setzt auch die Luftfahrt auf die Festigkeit und das relativ geringe Gewicht von Carbon-faserverstärktem Kunststoff, auch CFK genannt. Dazu Prof. von Estorff: " Flugzeuge werden auch zukünftig aus einem geschickt zu wählenden Materialmix gebaut werden, wobei CFK einen immer größeren Anteil einnehmen wird. Dieser Werkstoff ist 30 Prozent leichter als das bisher verwendete Aluminium und gilt als wartungsarm." Zwar wird CFK schon seit den 1970er-Jahren im Flugzeugbau verwendet, etwa in den Seitenleitwerken. Dennoch betreten die Ingenieure von Boeing und Airbus beim Bau des Dreamliners und des A350 technisches Neuland. Es sind die ersten Verkehrsflugzeuge mit einem Rumpf aus CFK. "Allerdings hat CFK den Nachteil des Versagens", sagt von Estorff. Gemeint ist, dass CFK-Bauteile bei einer Überbeanspruchung nicht wie Aluminium Beulen bekommen sondern brechen bzw. reißen.
Zum Entwicklungstrend "More Electric Aircraft" äußert sich der TUHH-Experte Prof. Thielecke: "In der Luftfahrt kommen mit der Entwicklung hin zu 'More Electric Aircraft' zunehmend elektrische Antriebssysteme zum Einsatz. Diese sollen gegenüber den ausgereiften, als Stand der Technik anzusehenden hydraulischen Betätigungssystemen für z.B. das Fahrwerk, die Steuerflächen und die Hochauftriebssysteme einen geringeren Installationsaufwand, eine bessere Wartbarkeit sowie ein optimiertes Energiemanagement ermöglichen. Vor diesem Hintergrund werden am TUHH-Institut für Flugzeug-Systemtechnik die Elektrifizierungen von Betätigungssystemen untersucht."
Unterstützt wird der Workshop von: Airbus Deutschland GmbH, Lufthansa Technik AG, transtec AG, Novicos GmbH, Flughafen Hamburg GmbH, Hamburg Aviation und der Deutschen Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt DGLR.
Für Medienanfragen:
Institut für Modellierung und Berechnung
Prof. Dr.-Ing. Otto von Estorff
Tel.: 040 42878-3232
E-Mail: estorff@tuhh.de
Siehe auch: http://ast.tuhh.de/
TUHH - Pressestelle
Martina Brinkmann
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