20.04.2013
Seit nunmehr einer Woche ist der Präsident der TUHH, Professor Garabed Antranikian, als Mitglied der Hamburger Delegation unter der Führung des Ersten Bürgermeisters Olaf Scholz in Südamerika unterwegs. Brasilien als erstes Ziel der Reise ist auch für die TUHH interessant für den Ausbau wissenschaftlicher Kooperationen und den Austausch von Studierenden. Insgesamt vierzehn Brasilianer und Brasilianerinnen studieren bereits an der TUHH. Die 29-jährige Viviane Silva Teixeira aus Goiania ist eine von ihnen.
Wenn Viviane Silva Teixeira zwischen ihren Kursen, dem stundenlangen Lernen und ihrer Mutterschaft Zeit für sich hat, dann träumt sie gerne. Es geht dann aber nicht etwa um Geld, Reisen oder andere typische Tagträumereien, sondern um deutsche Technologie und wie sie diese in ihre Heimat Brasilien bringen kann. "Deutschland hat auf diesem Gebiet einfach eine Vorbildfunktion", sagt sie. "Vor allem im Bereich der Medizintechnik kann Brasilien noch sehr viel von Deutschland lernen."
Viviane Silva Teixeira wusste schon immer, was sie will und das brachte sie von Brasilien, mit einem Zwischenstopp in Dänemark, letztlich nach Hamburg und an die Technische Universität Hamburg. Damals, bereits in Dänemark lebend, erzählte ihr ein Freund von einem MBA-Programm an einer Technischen Universität im Norden Deutschlands. "Und da hatte ich nur noch ein Ziel vor Augen: Ich wollte unbedingt dorthin, also habe ich mich beworben." Zu diesem Zeitpunkt war sie bereits bei Nokia Siemens Networks angestellt, wo sie an drahtlosen Netzwerken forschte und dafür unter anderem Simulationen durchführte. Eine Aufgabe, die sie als Ingenieurin forderte. In Brasilien hatte sie zuvor bereits ihren Bachelor in Elektrotechnik an der University of Brasilia gemacht. Den Studienplatz für den doppelten Masterstudiengang an der TUHH und dem Northern Institute of Technology Management (NIT) erhielt sie, bekam zudem ein Stipendium von der Claussen-Simon-Stiftung, gab ihre Stelle bei Nokia Siemens Systems auf und kam nach Hamburg. "Ich wollte das unbedingt machen", erzählt sie begeistert. "Diese Kombination aus einem Master in Information and Communication Systems und einem MBA hat mich einfach neugierig gemacht." Bereut hat sie ihre Entscheidung bis heute nicht. Ganz im Gegenteil. Wenn sie von der TUHH, dem NIT, Hamburg und ihrem Leben hier erzählt, leuchten ihre Augen. "Hamburg ist eine tolle Stadt", sagt sie. "Die Universität ist wirklich sehr gut und der Studiengang passt einfach perfekt. All diese Faktoren haben letztendlich dazu beigetragen, mich für ein neues Leben in einem neuen Land zu entscheiden." Einfach war dies allerdings nicht. "Ich würde mich als einen anpassungsfähigen Menschen beschreiben", sagt Viviane. Und diese Eigenschaft habe ihr letztendlich dabei geholfen, als sie Brasilien gen Dänemark und das wiederum gen Deutschland verließ.
Während eines Praktikums bei Philips Medical Systems, forschte sie an Verfahren zur Reduzierung des bei einer Magnetresonanztomographie (MRT) entstehenden Lärms. Das brachte sie schließlich genau auf den Weg, den sie insgeheim immer beschreiten wollte. "Das Praktikum war richtig gut", sagt sie. "Ich musste zwar sehr viel arbeiten und die Thematik war kompliziert, aber ich hatte das Gefühl, ich tue etwas Wichtiges für die Gesellschaft", beschreibt die 29-jährige Studentin. Auch ihr Studium hat sie danach ausgerichtet und ihren Schwerpunkt deshalb auf digitale Signalprozessoren (DSP)- die auch im Medizingenieurwesen eine bedeutende Rolle spielen - gelegt.
Die Brasilianerin aus Goiânia - einer Stadt zirka 950 Kilometer von Sao Paulo entfernt - hat klare Ziele vor Augen. Dazu zählt vor allem die Gründung eines eigenen Unternehmens. Und auch darauf bereitet sie ihr Studium an der TUHH und dem NIT gut vor. "Ich habe hier einen Kurs zum Thema Unternehmensgründung besucht", erzählt die Multisprachlerin, die neben ihrer Muttersprache Portugiesisch auch Englisch, Spanisch, Dänisch und Deutsch spricht. "Das war sehr gut, denn ich habe einige Ideen im Kopf, die ich sehr gerne umsetzen würde", erzählt sie. Darauf arbeitet sie gerade hin.
Irgendwann in naher Zukunft, wenn sie ihr Studium beendet und genug Berufserfahrungen gesammelt hat, wird es Viviane Silva Teixeira wahrscheinlich wieder in ihre Heimat Brasilien ziehen. "Warum sollten wir das hier Erlernte nicht in unsere Länder bringen und damit versuchen, die Bedingungen in unserer Heimat zu verbessern", fragt sich Viviane. "Leute, die in Deutschland studiert und gearbeitet haben, erhalten dafür in Brasilien sehr viel Anerkennung", erzählt die Mutter eines vier Monate alten Mädchens.
Viviane Silva Teixeira kam nach Deutschland, weil sie wusste, dass sie hier genau das machen kann, was sie immer wollte und hat dafür einen sehr guten Job mit einem entsprechenden Gehalt aufgegeben. "Aber ich erfülle mir gerade meinen Traum und gehe genau den Weg, den ich immer gehen wollte."
TUHH - Pressestelle
Sarah El Jobeili
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