18.04.2013
Es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht über die Unvollkommenheit des deutschen Stromnetzes diskutiert wird. Doch sind Stromspeicherung und Netzausbau notwendige Maßnahmen zur Energiewende.
Zum Start der am Freitag, 19. April, beginnenden elfteiligen Ringvorlesung "Energiewende - Stand und Herausforderungen" referiert Professor Dr.-Ing. Detlef Schulz zu dem kontroversen Thema "Netzausbau versus Stromspeicherung - Konkurrenten oder Partner?". Der Universitätsprofessor leitet das Fachgebiet Elektrische Energiesysteme an der Helmut-Schmidt-Universität/Universität der Bundeswehr Hamburg. Er habilitierte und promovierte an der TU Berlin. Seine Forschungsgebiete umfassen die Netzintegration, erneuerbare Energien, Netzberechnung und Netzausbau, Energiespeicher sowie Flugzeugbordnetze. Das Fundament seiner wissenschaftlichen Laufbahn legte eine Ausbildung zum Elektromonteur mit Abitur.
Die heutigen Energieversorgungssysteme wurden für die Aufgabe entwickelt, mit wenigen großen, zentral orientierten Erzeugungsanlagen eine große Zahl von räumlich verteilten Verbrauchern zuverlässig und kostengünstig mit Energie zu versorgen. Mit dem Ausbau von Wind- und Photovoltaikanlagen ist der Umbau der Energieversorgung von bisher vorrangig fossil befeuerten Großkraftwerken hin zu einer dezentral und damit räumlich verteilten Erzeugung verbunden. Ein schwieriger Spagat, den es zu meistern gilt, weil einerseits die Anpassung der Übertragungsleitungen an die neuen Randbedingungen erforderlich wird; andererseits müssen Speicherlösungen für ein stark schwankendes Energieangebot gefunden werden. "Der erforderliche Netzausbau wird durch die örtlich verfügbare Leistung und die Distanz bis zu den Verbrauchern bestimmt. Schwierig ist dabei die genaue Abschätzung zukünftiger Entwicklungen und Technologien. Abhängig von getroffenen Annahmen ergeben sich daher auch große Unterschiede in der Bedarfsermittlung für die Energiespeicherung", sagt Prof. Schulz.
Da sowohl der Netzausbau als auch die Energiespeicherung immer unter der Annahme bestimmter Entwicklungsszenarien betrachtet wird, erfolgt dabei in der öffentlichen Diskussion oft eine Vermischung von deren technischen Eigenschaften und Auswirkungen. Der Energieexperte wird aufzeigen, unter welchen Randbedingungen und Erfordernissen sich technisch und wirtschaftlich sinnvolle Lösungsansätze für den Netzausbau, die flexible Erzeugung, die Verbrauchersteuerung und die Installation von Energiespeichern ergeben.
Am Freitag, 26. April, referiert der Geophysiker Dr. Max Voß über "Desertec - Option, Vision, Fiktion?". Voß arbeitet im Bereich Forschung und Entwicklung der REW AG. Die Ringvorlesung findet jeweils freitags von 14.30 bis 16 Uhr Uhr im Hörsaal des Gebäudes K, Denickestraße 15 statt.
Interessierte Bürger, Studierende und Experten sind herzlich eingeladen
TUHH - Pressestelle
Martina Brinkmann
E-Mail: pressestelle@tuhh.de