13.09.2012
Unter der Regie des angehenden Elektrotechnikingenieurs werden anlässlich des Lichterlaufs 40 Gebäude, neun Plätze und zahlreiche Objekte im channel Hamburg in Szene gesetzt
Hinter einer guten Idee steckt zumeist ein kluger Kopf. Dass es im Fall von Nicolas Sauerbaum ein besonders heller Kopf ist, davon ist auszugehen. Zeichnet sich der angehende Diplomingenieur doch verantwortlich für den wichtigsten Part in der Veranstaltung "Nacht der Lichter" - die Illumination des Harburger Binnenhafens.
Für die Beleuchtung der Gebäude wird die Licht-AG der Technischen Universität Hamburg-Harburg (TUHH) sorgen. 18 Techniker sind im Einsatz, um das Lichterspektakel zu stemmen. Die Umsetzung erfolgt über den in Scharbeutz ansässigen SHS Veranstaltungsservice. Der Elektrotechniker Nicolas Sauerbaum ist einer der Gesellschafter des Unternehmens.
Seit Dienstag befinden er und sein Team sich im Dauerstress. Bis zur letzten Minute gilt es 735 große und kleine Scheinwerfer zu platzieren, fünf Kilometer Kabel zu verlegen und an diverse Stromquellen anzuschließen, um dann ab Freitag 18 Uhr 40 Gebäude, neun Plätze und etliche Objekte im Channel ins rechte Licht zu rücken. Darunter Bauwerke wie die Alte Elbbrücke, Channel-Tower und Palmspeicher, das Silo, der Kanalplatz oder die Marina auf der Schlossinsel
"Mein Ziel ist es, neben den Sportlern auch Bürger einzuladen, dieses Viertel von Harburg neu zu entdecken, denn spannend ist es hier auf jeden Fall. Die Leute werden sich wundern, wie viel Potenzial sich in den vergangenen Jahren im channel entfaltete hat", schwärmt Sauerbaum. "Und genau darin liegt der Reiz unserer Arbeit: Ein Quartier im Umbruch, eine Mischung aus Alt und Neu zu zeigen."
Die einstige Industriebrache hat sich zu einem lebendigen und aufregenden Stadtteil entwickelt, der in farbiges Scheinwerferlicht getaucht, mindestens einen Ausflug wert ist.
Seit April bewegt Nicolas Sauerbaum das Großprojekt. Erfahrung hat er bereits an der TU gesammelt, als er im vergangenen Jahr die "Nacht des Wissens" illuminierte. Allerdings fordert der Auftrag des channel hamburg e.V. weit mehr. "Mindestens zehn Tage habe ich im Channel verbracht, um jeden Platz, jedes Objekt und jedes zu beleuchtende Gebäude sowohl bei Tageslicht als auch bei Dunkelheit auf mich wirken zu lassen", sagt der 28-Jährige.
Hinzu kommen etliche Ortsbegehungen und Gespräche mit Immobilienbesitzer, von denen jeder einzelne die Beleuchtungskosten für das jeweils eigene Gebäude trägt. "Ich als Lichttechniker habe hinsichtlich der Beleuchtungsgestaltung Bilder im Kopf, aber die Eigentümer haben zunächst keine Vorstellung, wie ihr illuminiertes Gebäude aussehen könnte. Deshalb waren viele lange Gespräche notwendig, um alle Beteiligten zu überzeugen", so der kreative Techniker, dem der Dialog mit der Architektur am Herzen liegt.
Die meisten der in buntes Licht getauchten Flächen werden statisch beleuchtet oder mit wechselnden Farben in Szene gesetzt. "Bewegende Muster an die Hauswände zu werfen, bringt oft eine zu große Unruhe mit. Es besteht die Gefahr, dass dabei Gebäude und Baustil untergehen. Allerdings lassen sich bewegte Projekte gut auf großen Projektionsflächen realisieren wie auf der Rückseite des Fleethauses oder der großen Betonwand in der Blohmstraße."
Übrigens arbeitet der Lichtmeister bevorzugt mit LED-Beleuchtung: "Sie sind aus der Branche nicht wegzudenken. Ihre Farbwidergabe ist besser, der Wirkungsgrad höher und die Lebensdauer um ein vielfaches länger als bei herkömmlichen Leuchtmitteln." SHS Veranstaltungsservice gründete Sauerbaum gemeinsam mit zwei Schulfreunden noch bevor das Abitur bestanden war. "Beleuchtung-, Ton- und Veranstaltungstechnik war genau das, was uns lag", erinnert sich Sauerbaum. "Es begann mit den privaten Stereoanlagen unserer Eltern. Damit bespielten wir private und später auch öffentliche Partys. Unserer eigenen Ausrüstung wuchs ebenso wie der Spaß an Licht- und Soundeffekten. Schließlich gründeten wir die Firma."
Was liegt ihm nun mehr, dem Harburger Nicolas Sauerbaum: Das Studium oder die berufliche Selbständigkeit? Dazu der Lichtexperte: "Der Reiz der Veranstaltungstechnik liegt darin, dass man jeden Tag etwas Neues schaffen kann. Man baut wie jetzt im Harburger Binnenhafen eine Installation auf und am Ende der Vorstellung stellt man fest: Es hat super ausgesehen. Reizvoll ist die Mischung aus Technik und Kreativität, mit der sich etwas Phantastisches erschaffen lässt."
Wenn auch Sauerbaum den Abschluss als Elektrotechnikingenieur nicht unbedingt für seinen näherer berufliche Zukunft benötig, verzichten will er darauf nicht: "Es ist eine überaus solide Ausbildung, die ich an der TU erhalte. Diese sehe ich als meine Versicherung für später an."
TUHH - Pressestelle
Martina Brinkmann
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