23.08.2012
Sechs Institute der Technischen Universität Hamburg beteiligten sich 13 Tage lang an Deutschlands einzigartigem Technik-Festival, dem ThyssenKrupp IdeenPark 2012 in Essen. Vertreten waren kreative Köpfe aus den TU-Instituten für Hochfrequenztechnik und Rechnertechnologie, für Maritime Logistik, Regelungstechnik und Verfahrenstechnik sowie das DLR_School_Lab. Azubis, Studenten und Professoren besetzten in 16 sogenannten Stadtquartieren über 200 Stände, an denen Besucher eingeladen waren, selbst zu experimentieren und ausprobieren. Die technikbegeisterten Mitarbeiter schienen sämtlich der unausgesprochenen Devise zu folgen: "Wer selbst begeistert ist, kann auch andere begeistern".
Verschnaufpausen während der Öffnungszeiten gab es kaum, denn die kostenfreie Messe lockte über 300.000 Kinder und Erwachsene in den Grugapark mit dem Ziel, sie für Technik zu gewinnen und den Nachwuchs zu fördern. Dass dies selbst mit bescheidenen Mittel wie einem Modellflugzeug, einem blinkenden Bildschirm und einem Kabel gelingen kann, zeigte der TU-Stand "Blick ins Eis". Elektrotechnik-Student Hendrik Bornhöfft vom TU-Institut für Hochfrequenztechnik schaffte es mit seinem Talent, kindgerecht zu erklären wie ein Radargerät die Eisdicke an den Polen misst, sogar in den Kölner Stadtanzeiger vom 16. August. Dort heißt es: " Das ist wie beim Ball gegen-die-Wand spielen, von einer weiter entfernten (Wand) braucht der Ball länger zurück als von einer näheren", erläuterte er. Seine Augen leuchteten, das Vergnügen anderen sein Gebiet näher zu bringen, sieht man ihm an."
Doch auch Pensionäre und fachlich gebildete Hobbyfunker steuerten den Stand im "AeroDrom" an.
Täglich von 10 bis 18 Uhr betreute Karsten Becker, Doktorand am Institut für Rechnertechnologie, den TU-Stand "Auf zum Mond" im "WeltraumBahnhof". Die vorwiegend jungen Besucher lenkten per Fernsteuerung zwei Mondrover durch einen vorgegebenen Parcours. Becker zeigte sich erstaunt über das Niveau der Fragen, die ihm Kinder aus dem Bereich der Physik stellten: "Gibt es tatsächlich Teilchen, die schneller als das Licht sind und wie lässt sich das beweisen?" Ein Treffen der Hochbegabten war der IdeenPark allemal.
Geduld benötigten Besucher, die am Stand des DLR_School_Labs abenteuerliche Reisen in die Welt der Luftfahrt unternehmen wollten. Angetan hatte es jugendlichen Gästen vor allem der Flugsimulator auf dem Messegelände. Der Andrang war derart groß, dass die wissbegierigen Besucher eine Stunde Wartezeit in Kauf nahmen, um anschließend Flüge zu jedem Flughafen der Erde in Echtzeit steuern zu dürfen.
Ein wenig versteckt untergebracht in einem Schiffscontainer innerhalb der "HafenMeile" war das Projekt "Ahoi Kapitain" des TU-Instituts für Maritime Logistik. Umso mehr genossen Messe-Besucher die Möglichkeit, eine Hafenanlage mit Hilfe des berührungsempfindlichen Multi-Touch Planungstischs zu erschaffen und anschließend den selbst entworfenen virtuellen Hafen zu durchkreuzen.
In der "BioWerkstatt" brodelte das studentische Projekt "Alles aus einer Pflanze - vom Bier bis zum Biosprit" aus dem Institut für Verfahrenstechnik. Kleinbrauanlage und Destillationskolonne erregten großes Interesse und das nicht nur bei Bierliebhabern. "Hier läuft meist fachkundiges Publikum auf, darunter viele Erwachsenen", sagt Lars Fischer, Maschinenbau-Student und Mitglied in der studentischen "Braugemeinschaft Campusperle". Gezeigt wurde wie aus Wasser, Malz und Hopfen Bier gebraut und in der Destillationskolonne Ethanol gewonnen werden kann. Am Ende der Produktionskette soll eine Pflanze wie die Gerste vollkommen verwertet sein. Wie überall an den Ständen der Technischen Universität Hamburg verblüfften Jugendliche mit ihren klugen Ansichten. In Gegenwart der Bierbrauer suchten sie allzu gern die Diskussion um das Thema "Teller oder Tank". Hintergrund ist die staatliche Politik, die oftmals den Anbau von Energiepflanzen nicht nur fördert, sondern sogar erzwingt. "Dann werden Flächen für Brot- und Futtergetreide künstlich verknappt", so ein Schüler.
Wie nicht anders zu erwarten lagen die Kinder in der "GaragenCity" dem humanoiden Roboter NAO zu Füßen. Dipl.-Ing. Stefan Kaufmann, wissenschaftlicher Mitarbeiter am TU-Institut für Regelungstechnik, zieht Bilanz: "Die Messe ist super und unser Stand wird sehr gut angenommen. Über Besuchermangel können wir uns nicht beschweren." Vor Beginn der Messe am 11. August habe es viel zu optimieren gegeben. So hätten die Tore und auch das Spielfeld gefehlt. Letztlich aber war alles am ersten Messetag eingerichtet und der NAO spielte seitdem erstmals unter Realbedingungen Fußball. "Es gibt hier sehr interessierte und sehr gut informierte Leute", freut sich Kaufmann. Darüber hinaus wollten alle wissen, wer den Roboter steuert, wie er gebaut wird und was er kostet? Einer Großmutter, deren Enkel dem NAO nicht nahe genug sein konnte, antwortet er auf ihre Frage, ob man den Roboter kaufen könne: "Der Hersteller möchte ihn noch dieses Jahr auf den Markt bringen. Kosten soll er bis zu 17000 Euro."
Wenn auch manch ein TU-Mitarbeiter in Essen zeitweilig seine Stimme verloren hatte, sich wegen der großen Hitze des Nachts schlaflos im Bett wälzte sowie auf Tageslicht zwischen 10 und 18 Uhr verzichte, so bereut doch niemand aus Harburg seinen Einsatz auf dem Gipfeltreffen für Technik und Bildung. Gelungen ist ihnen allen, auch Besucher mit einem eher geringen Interesse an Technik anzusprechen, zu begeistern und deren technische Kreativität zu fördern.
TUHH - Pressestelle
Martina Brinkmann
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