03.04.2012
Unter Leitung von Professor Günter Rombach reisten zwölf Studierende des Bachelor- bzw. Masterstudiengangs Bauwesen in die Vereinigten Emirate (VAB). Ihr Ziel waren die Städte Dubai und Abu Dhabi "Diese Metropolen sind unglaublich interessant für Ingenieure aus den Bereichen Wasserbau und Hochbau und gleichfalls Ansporn für mich, vielleicht für einige Zeit in Dubai zu arbeiten", sagt Masterstudentin Evelyn Heins.
Dubai ist ein Paradies für Baulöwen und Ingenieure. Nirgends sonst auf der Welt wurden in diesem jungen Jahrtausend so viele gigantische Bauprojekte durchgeführt und geplant wie in der Wüstenstadt am Persischen Golf.
Mit dem Blick der Bauingenieure erkundeten die Studierenden der Technischen Universität Hamburg-Harburg die in extrem kurzer Zeit aus einem kleinen Fischerdorf entstandene und aktuell 1,8 Millionen Einwohner zählende Metropole. Spektakuläre Bauten weckten ihre fachliche Neugierde; darunter das Burij Khalkifa - das mit 858 Meter höchste Gebäude der Welt -, ein ebensolcher Flughafen oder auch das längste automatisch betriebene Nahverkehrssystem ohne Lockführer.
"Dubai und Abu Dhabi bieten sich auf Grund ihrer einmalige Hochhausbauten sowie ihrer neuen, modernen Infrastruktur für eine Exkursion der Studierende des Bauingenieurwesens besonders an", so Prof. Rombach vom Institut für Massivbau an der Technischen Universität Hamburg-Harburg.
Neben vollendeten Megabauwerken waren es vornehmlich Baustellen, die die Besucher aus Hamburg mit ungewöhnlichen Dimensionen konfrontierten. "Bis zu 2000 Arbeiter sind dort beschäftigt", so die 22-jährige Evelyn Heins.
Die Gruppe besichtigte unter anderem den Rohbau des Hilton-Hotels einschließlich seiner gewagt konstruierten 40 Meter hohen Dachterrasse bestehend aus Stahlfachwerkträgern, die auf dem Boden montiert und mit Spannkabeln auf die entsprechende Höhe gezogen wurden. Nicht minder aufregend empfanden die Master-Studenten die Dachkonstruktion der neuen Universität von Abu Dhabi, entworfen von dem Architektenbüro BRT Hamburg mit Hadi Teherani als Partner.
Ungebrochen zeigt sich der Bauboom in der arabischen Megacity.
Zum Vergleich: Der Zementverbrauch pro Einwohner beträgt in Dubai 2,9 Tonnen pro Jahr, in Deutschland sind es ca. 350 Kilogramm. Auch wenn Bauherrn in Dubai ihrer Fantasie freien Lauf lassen können, leicht ist es auch aufgrund der schwierigen Baugrundverhältnissen und den Umweltbedingungen nicht, in der Metropole zu bauen.
Bei einem Besuch der 1995 gegründeten American University Dubai (AUD) referierte Rombachs arabischer Kollege Professor Mohamad Nagi über die Dauerhaftigkeit von Beton. Das in Dubai sehr chloridhaltige Grundwasser greift die Bewehrung im Beton an. Dies bereitet unter anderem Probleme bei Pfahlgründungen. Die meisten Gebäude in Dubai sind auf Pfählen gegründet und sollten eine Lebensdauer von mindestens 100 Jahre aufweisen müssen.
Zudem treten Probleme mit der salzhaltigen Luft durch das Meer auf. Eine 7,5 Zentimeter dicke Betondeckung sowie eine spezielle Betonzusammensetzung schützen die Pfähle vor dem Eindringen des Salzes.
Die Amerikanische Universität zählt wie die TUHH zirka 6000 Studierende und besteht aus verschiedenen Departments, wie beispielsweise Wirtschaftswissenschaft (mit den Fächern Business und Management) sowie Ingenieurwissenschaften mit dem Schwerpunkt Bauingenieurwesen.
Günter Rombach widmete sich in seinem Vortrag vor arabischen Studierenden der Problematik von komplexen 3-dimensionalen numerischen Gebäudemodellen. Die statische Berechnung von Hochhäusern erfolgt heutzutage mittels ganzheitlicher Tragmodelle. Hierbei besteht für den Ingenieur das Problem darin, die Mängel der Berechnung, welche sich aus dem numerischen Verfahren ergeben zu erkennen.
Im wachsenden Dubai, wo einheimische Emirati nur noch zwölf Prozent der gesamten Bevölkerung ausmachen, wird ständig neuer Lebensraum geschaffen. Das schließt die Eroberung des Meeresraums ein. "Immer mehr Menschen zieht es an den Golf. Um Lebensraum zu schaffen, baut man in die Höhe oder schüttet künstliche Inseln auf, die auch als Küstenschutz dienen", erklärt die angehende Wasserbau-Expertin Heins.
Als einzigartig gelten die künstlichen Inseln vor Dubais Küste. Palm Jumeirah war die erste von derzeit 300 Inseln, die bis heute geschaffen wurden. Bis zu 40.000 Arbeiter waren täglich damit beschäftigt, diese riesige Insel in der Form einer Palme zu errichten. Sogar vom Weltraum aus, ist sie zu erkennen. Ob die Inseln den klimabedingten Anstieg des Meeresspiegels abfangen können, ist allerdings fraglich.
Für Deutschland indes sei die künstliche Inselwelt kein alternativer Küstenschutz, so Heins. Dort sind die Ostfriesischen Inseln Teil des Küstenschutzes. Sie brechen die von der Nordsee auf das Festland auflaufenden Wellen und reduzieren so den Druck auf die Deiche am Festland. Hinsichtlich ihres beruflichen Wirkungsfeldes blickt die Maststudentin positiv in die Zukunft. Sie weiß, dass der Klimawandel - obwohl von niemanden gewünscht - ein dauerhafter Arbeitgeber zumindest für Wasserbau-Ingenieure ist.
Für Prof. Rombach werden exotische Exkursionen wie die nach Dubai auch weiterhin ein wesentlicher Bestandteil der Wissensvermittlung bleiben: "Wenn man Studierenden den Stand im Hochhausbau oder den Bau einer modernen Stadt zeigen möchte, muss man in Gebiete fahren oder fliegen, wo die weltweit höchsten Gebäude errichtet wird bzw. die modernste Infrastruktur entsteht."
Text: Martina Brinkmann
TUHH - Pressestelle
Ruediger Bendlin
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