15.11.2010
Auch wenn der Anteil der Frauen in den Ingenieurwissenschaften gestiegen ist, "fehlt es auch heute an weiblichen Vorbildern", sagt Christina Vossen, selbst auf dem besten Wege ein solches zu werden. Die 25-jährige Diplomingenieurin für Schiffsmaschinenbau wird heute die Festrede im Hamburger Michel vor mehr als 2500 Gästen der Absolventen- und Meisterfeier der TU Hamburg und der Handwerkskammer Hamburg halten.
Ihre Leidenschaft für die Ingenieurwissenschaften hat bei Christian Vossen auch familiäre Wurzeln: Ihre Großmutter gehörte nach Kriegsende zu den wenigen Frauen in Europa, die Ingenieurwissenschaften studierte, ein damals noch nahezu ausschließlich von Männern dominiertes Fach.
Christina Vossens Weg zur Diplomingenieurin für Schiffsmaschinenbau war kein gewöhnlicher: Er war ein ungewöhnlich erfolgreicher: Vossen, die schon als Kind am liebsten mit Lego spielte, absolvierte als eine von nur zehn Frauen ihres Jahrgangs zunächst das schwierige Grundstudium im Maschinenbau an der TU Hamburg in Harburg und widmete sich anschließend der Vertiefungsrichtung Schiffsmaschinenbau. Direkt nach ihrem Abschluss 2010 zur Diplomingenieurin interessierte sich die niederländische Werft DAMEN Schelde Naval Shipbuilding in Vlissingen für die gebürtige Wuppertalerin, die dort bereits ihr Fachpraktikum absolviert und ihre Diplomarbeit geschrieben hatte. Fünf Wochen nach ihrer letzten Prüfung in Hamburg an der TU nahm die 25-jährige Schiffsmaschinenbauingenieurin in diesem 500 Mitarbeiter zählenden Unternehmen des holländischen Großkonzerns in der holländischen Kleinstadt nahe der belgischen Grenze ihre erste berufliche Tätigkeit auf. Seitdem entwirft Christina Vossen amphibische Schiffe, die im Kampf gegen Piraten eingesetzt werden. Als so genannter Proposal Engineer ist sie mitverantwortlich für den Entwurf und die Projektierung dieser Schiffe.
An der TUHH würde sie jederzeit wieder studieren. "Dort erhält man eine solide Ausbildung. Das merkt man besonders jetzt, wenn man sich in der Praxis bewähren muss". Ihr Motiv, von Wuppertal nach Hamburg zu ziehen, und an der TU zu studieren, begründet sie mit der mit 5000 Studierenden überschaubaren Größe der TU: "Ein Studium an der TU in Hamburg empfehle ich jederzeit gern weiter."
Christina Vossen studierte zwölf Semester und hat sich auf dem Campus parallel zum Maschinenbaustudium in sehr unterschiedlicher Weise engagiert: Sie war Vorsitzende des Fachschaftsrates Maschinenbau, stand ihre Frau in der Fachschaft Schiffbau, betreute Erstsemester als Tutorin des Projekts StartING., war wissenschaftliche Hilfskraft am Institut für Energietechnik und spielte Geige im TUHH-Orchester SymphonING., wenn sie nicht gerade im Segelboot auf der Alster unterwegs war. Im neunten und zehnten Semester packte Christina Vossen ihre Koffer, studierte an der norwegischen Universität NTNU in Trondheim und verbrachte zwei der zwölf Monate ihres Auslandsstudiums bei Minus 35 Grad in der Arktis: Der Bau von Ölplattformen in arktischen Gebieten hatte sie im Rahmen eines Studienprojekts der norwegischen Universität nach Spitzbergen geführt. Wenn nicht in der Arktis, so doch im Norden Norwegens: Dort wäre sie am liebsten geblieben, doch der erste Arbeitsplatz lag nun einmal in Holland.
Dass sie in wenigen Monaten gelernt hat, fließend holländisch zu sprechen und zuvor bereits in Norwegen binnen eines Jahres die Landessprache erlernte, zeigt dass die Ingenieurin ganz offensichtlich außer über eine mathematische auch über eine sprachliche Begabung verfügt.
TUHH - Pressestelle
Jutta Katharina Werner
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