21.04.2010
Wie kann man aus einer gigantischen Menge von Wetterdaten eine zuverlässige langfristige Vorhersage zum Klimawandel erstellen? Wie lassen sich unkoordinierte Massenbewegungen von Menschen, zum Beispiel nach Katastrophen, untersuchen und bewerten? Oder: Wie lässt sich beispielsweise im Flugzeugbau das Zusammenwirken von Lärm, Geschwindigkeit und Material kontrollieren?
Ob Wetterprognose oder Worst-Case-Szenario bei technischen Katastrophen, ob Molekularbiologie oder Raumfahrt - so breit die Palette der Fragen und Untersuchungsgebiete auch ist, verbunden sind sie alle durch das fundamentale mathematische Problem dahinter: Wie lassen sich aus einer Unmenge diffuser Informationen Daten destillieren, die zuverlässige Aussagen ermöglichen? Eine Frage, mit der sich Professor Navaratnam Sri Namachchivaya von der University of Illinois at Urbana-Champaign (USA) seit Jahrzehnten beschäftigt.
"Er ist ein herausragender Wissenschaftler und ein Pionier in vielerlei Hinsicht, vor allem aber auf dem Gebiet der unsicheren dynamischen Systeme und darin, diese Dinge auf mathematisch rigoroser Basis zu gestalten", sagt TUHH-Präsident Edwin Kreuzer. An dessen Institut für Mechanik und Meerestechnik forscht der US-Wissenschaftler zwei Monate als Gastprofessor. Finanziert wird der Aufenthalt aus Mitteln des DFG-Graduiertenkollegs "Seehäfen für Containerschiffe zukünftiger Generationen". Speziell wenn es darum geht, gigantische Datenmengen zu untersuchen, zu klassifizieren und daraus Ergebnisse abzuleiten, die für die praktische Anwendungen von großer Bedeutung sind, wird sein Wissen gebraucht.
1957 In Sri Lanka geboren, ist Sri Namachchivaya von Haus aus Ingenieur, der sich zunehmend theoretisch orientierte. Nach dem Bachelor in Civil Engineering am Institute of Technology in Kanpur (Indien), erwarb er 1981 den Master sowie 1984 den Ph. D. in Applied Mechanics an der University of Waterloo, Kanada. Seit 1985 in Illinois, lehrt er heute als Professor of Aerospace Engineering und ist Direktor der "Nonlinear Systems Group". Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören nichtlineare und chaotische dynamische Systeme, Mehrfachskalen- Phänomene, Dimensionsreduktion sowie Stabilität und Bifurkation von invarianten Maßen.
Die TUHH ist außer Berlin und Bremen eine von mehreren Stationen, die Sri Namachchivaya im Rahmen eines Sabbatical-Semesters besucht. Für die Doktoranden des Graduiertenkollegs sowie Studierende des Theoretischen Maschinenbaus an der TUHH wird der Gastwissenschaftler im Rahmen des Mechanik-Seminars zwei Vorträge halten und gemeinsam mit den Studenten an ihren Experimenten arbeiten. "Als Theoretiker in der Wissenschaft haben wir keine großen Labore, deshalb praktisch auch nie die Gelegenheit, die Anwendung unserer Theorien zu testen", sagt Namachchivaja. Darum sei es "wundervoll" zu sehen, wie die nichtlinearen Theorien in den Laboratorien der TUHH in "fantastischen" Experimenten umgesetzt würden.
Vortrag:
21. April.2010, 13.30 Uhr, Gebäude
M, Eißendorfer Str. 42, Raum 0526
Thema:
"Multiscale Dynamics and information from data assimilation to
stabilization by noise."
Text: Uta Bangert
TUHH - Pressestelle
Jutta Katharina Werner
E-Mail: pressestelle@tuhh.de