09.07.2009
Professor Christian Kautz ist heute für seine innovativen Lehrleistungen mit dem Lehrpreis der Stadt Hamburg ausgezeichnet worden. Im Rahmen einer feierlichen Preisverleihung hat Hamburgs Wissenschaftssenatorin Dr. Herlind Gundelach den Physiker sowie weitere elf Hamburger Hochschullehrer geehrt. Der erstmaligen Verleihung des mit jeweils 10 000 Euro dotierten Hamburger Lehrpreises war ein umfassendes Auswahlverfahren vorausgegangen.
Kautz vertritt die Fachdidaktik der Ingenieurwissenschaften an der TUHH. Er berät Hochschullehrer sowie wissenschaftliche Mitarbeiter und Tutoren, wenn es um moderne Formen der Vermittlung von Lehrinhalten geht. Auf diesem Arbeitsgebiet hat sich der Physiker "in besonderer Weise um fachdidaktische Diskussionen der Ingenieurwissenschaften verdient gemacht - und damit gerade auch diesem oftmals als schwierig geltenden Lernbereich wichtige Impulse gegeben", heißt es weiter in der Laudatio. So können zum Beispiel auf Empfehlung von Kautz Studierende in Vorlesungen seit einigen Jahren Multiple-Choice-Fragen per Knopfdruck beantworten. Kautz war didaktischer Berater für die Vorlesung "Technische Thermodynamik", in der dieses System seitdem eingesetzt wird. Der Hochschulllehrer entwickelt zudem seit geraumer Zeit gemeinsam mit Kollegen moderne Lehrmaterialien, die das aktive Lernen in Übungen und Vorlesungen unterstützen. Für die Entwicklung dieser Arbeitsblätter stehen Kautz Drittmittel der Nordmetall-Stiftung in Höhe von mehr als 200 000 Euro zur Verfügung.
Dr. Herlind Gundelach: "Die Qualität der Lehre zu steigern ist eine der zentralen wissenschaftspolitischen Herausforderungen der Gegenwart. Qualität in der Lehre ist allerdings kein "Selbstgänger". Gute Lehre ist das Produkt eines hohen persönlichen, oft jahrelangen Engagements, das bisher nicht ausreichend gewürdigt wurde. Mit der Verleihung des Hamburger Lehrpreises wollen wir ein deutliches Zeichen setzen und hervorragender Lehre Wertschätzung und Anerkennung entgegen bringen. Gute Lehre ist eine Dauerverpflichtung für jede Hochschule, die im Wettbewerb um Exzellenz und die klügsten Köpfe im Land bestehen will."
Christian Kautz lehrt als Juniorprofessor am Institut für Mechanik und Meerestechnik der TUHH. Zu seinen Lehrveranstaltungen zählen zum Beispiel eine englischsprachige Physikvorlesung sowie weitere Lehrveranstaltungen in Elektrotechnik, Thermodynamik und Technischer Mechanik.
Als Mitglied der Physics Education Group an der University of Washington, USA, untersuchte der Heidelberger Wissenschaftler zwischen 1993 und 1999 gezielt Verständnisschwierigkeiten in der Physik. Sein Fazit: "Ob in der Schule oder Hochschule, es sind die gleichen inhaltlichen Schwierigkeiten. Diese treten weitgehend unabhängig von den pädagogischen Fähigkeiten des Lehrenden und von den Begabungen der Lernenden und sogar länderübergreifend auf."
Kautz kommt zum Schluss, dass der Schulerfolg keineswegs einzig von der Begabung des Lernenden und dem pädagogischen Geschick des Lehrenden abhängt. Vielmehr belegten Studien, dass Lernende, zum Beispiel im Fach Physik, oft an der gleichen Stelle Verständnisprobleme haben, selbst die Begabtesten mehr Zeit für Lösungen brauchen. In den USA war Kautz maßgeblich an der Entwicklung neuer Unterrichtsmaterialien für Studierende der Physik im Nebenfach und für angehende Lehrerinnen und Lehrer beteiligt. Außerdem hat der Physiker als Assistant Professor an der Syracuse University im Bundesstaat New York an der Reform der Physikausbildung für Studierende der Ingenieurwissenschaften und der "Life Sciences" entscheidend mitgewirkt.
Die Idee zur Einrichtung eines Hamburger Lehrpreises geht zurück auf ein Bürgerschaftliches Ersuchen. Vorschlagsberechtigt waren die Studierenden der staatlichen Hamburger Hochschulen. Eine hochschulinterne Jury unter Beteiligung der Studierenden hat zunächst die Nominierungsvorschläge bewertet. Die beiden erstplatzierten Vorschläge wurden dann an ein hochschulübergreifendes Preisgericht unter dem Vorsitz der Wissenschaftssenatorin weitergeleitet, welches schließlich die Entscheidung über die Vergabe der Einzelpreise getroffen hat. Externe Mitglieder der Jury waren Prof. Klaus Landfried (Heidelberg), Prof. Ludwig Huber (Bielefeld), Prof. Johannes Wildt (Dortmund) und PD Dr. Sigrid Harendza (Hamburg).
Der Vergabe des Lehrpreises liegen feste Kriterien zugrunde. Sie werden individuell je Hochschule gewichtet: Fachliche und didaktische Qualität der Lehre, innovative Lehrmethoden und -materialien, Qualitätssicherung, Reflexion von Gender-Aspekten, Motivation der Studierenden, Learning-Outcome-Orientierung, Wissenstransfer, Interdisziplinarität, Praxisbezug sowie Internationalität und Interkulturalität.
Die Entscheidung ist der Jury nicht leicht gefallen. Beeindruckend war, mit welchem Engagement die Studierenden und die Auswahlgremien der Hochschulen in den vorgelegten Begründungen argumentiert haben. Schon dies ist ein erster Erfolg des Lehrpreises: Der Austausch darüber, was gute Lehre ist und wie ihre Qualität gesteigert werden kann.
Weitere Informationen:
TUHH - Pressestelle
Jutta Katharina Werner
E-Mail: j.werner@tu-harburg.de
Tel.: 040/42878-4321
Fax: 040/42878-2070
Bildbeschreibung :
Bild oben rechts: Professor Christian Kautz
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