30.07.1998
Mit der Gewinnung der Körber-Stiftung als Förderer für
das Northern Institute of Technology Hamburg (NITHH) wird die Idee zur
Gründung eines internationalen Studienkollegs in enger Partnerschaft
zur Technischen Universität Hamburg-Harburg Wirklichkeit.
Hauptbestandteil der Vereinbarung zwischen der Körber-Stiftung
und der TU Hamburg-Harburg ist die zinsgünstige Finanzierung des Gebäudes
mit rund 22 Mio DM, das auf dem Campus-Gelände der TUHH errichtet
wird. Die Körber-Stiftung leistet darüber hinaus durch Zinsverzicht
in den ersten vier Jahren eine Anschubfinanzierung in einem Volumen von
über 3 Mio DM. Nach 32 Jahren wird die Freie und Hansestadt Hamburg
ohne Restzahlung Eigentümerin des Gebäudes.
Ausserdem beteiligt sich die Körber AG als Sponsor und gewährt
in den ersten vier Jahren jeweils drei Stipendien mit einem Gesamtvolumen
von rund 1 Mio DM. Zusammen mit den bereits von anderen Sponsoren gezeichneten Stipendien ist damit die Finanzierung des Lehrbetriebs gesichert, der im Oktober 1999 beginnen wird.
Stimmen zum Startschuss
Der Präsident der Technischen Universität Hamburg-Harburg, Professor Dr. Hauke Trinks, äusserte sich wie folgt dazu:
"Seit über einem Jahr wurde in der Technischen Universität Hamburg-Harburg
eine Idee entwickelt, die richtungsweisende Impulse in die sich im Umbruch
befindende gesamte Hochschullandschaft geben kann und welche jetzt durch die
Entscheidung der Körber-Stiftung Wirklichkeit wird. Es geht dabei darum, dass
das derzeitige deutsche Hochschulsystem sich in sehr viel stärkerem Mass als
bisher der Internationalisierung öffnen und zusätzlich neue mutige Wege in
der Realisierung von innovatorischen Ausbildungskonzepten gehen sollte. Für
die Umsetzung entsprechender Visionen bedarf es der Hilfe weitblickender
privatwirtschaftlicher Kräfte aus unserer Gesellschaft.
Die leistungsstarke, junge und dynamische TUHH in dem internationalen und in
der ganzen Welt bekannten Umfeld von Hamburg mit sehr erfolgreichen
Industrie- und Handelsbetrieben ist besonders geeignet, um modellhaft eine
Partnerschaft zwischen einerseits der staatlichen Technischen Universität
(TUHH) und andererseits dem privatwirtschaftlich organisierten Studienkolleg
Northern Institute of Technology (NITHH) zu realisieren und damit nicht nur
für den Standort Hamburg, sondern auch für die Entwicklung der deutschen
Hochschullandschaft positive Impulse auszulösen. Die am NITHH in Verbindung
mit der TUHH ausgebildeten leistungsbewussten und engagierten jungen Menschen
werden im Verlauf ihres späteren beruflichen Werdegangs in vielen Ländern der
ganzen Welt in Führungspositionen tätig sein und gewissermassen Botschafter
Hamburgs darstellen. Das NITHH wird die Möglichkeit haben und ausnutzen,
innovatorische Ausbildungskonzepte und Formen der Wissensvermittlung
anzuwenden, welche exemplarischen und modellhaften Charakter für die
staatlichen Universitäten haben können.
Ich bin sehr glücklich, dass gerade die Körber-Stiftung mit ihrem
grossartigen Engagement für das NITHH ein so wichtiges Signal gesetzt hat.
Durch den Beschluss der Körber-Stiftung, das NITHH in so grosszügiger Weise
zu fördern, wurden die wesentlichen finanziellen Stolpersteine" auf dem Weg
zur Realisierung des NITHH beseitigt.
Das NITHH wird als eine GmbH aufgebaut werden. Innerhalb eines kurzen
Zeitraumes wurden von einer grossen Zahl von Professoren der Technischen
Universität Hamburg-Harburg bereits jetzt mehr als die für die Gründung der
GmbH notwendigen Gesellschaftsanteile gezeichnet. Dieses hohe Engagement der
Professoren der TUHH ist ebenfalls ein Ausdruck für die grosse Akzeptanz der
NITHH in Partnerschaft zur TUHH.
Alle wesentlichen Hürden für die Realisierung des Northern Institute of
Technology sind damit mittels einer beispielhaften Kooperationsbereitschaft
zwischen Politik, Privatwirtschaft und Technischer Universität Hamburg-
Harburg beseitigt. Ich bin davon überzeugt, dass dies eine ausserordentlich
positive Entwicklung für die weitere Verbesserung des Standortes Hamburg
darstellt."
Der Vorstandsvorsitzende der Körber-Stiftung, Ulrich Voswinckel, erklärte zum Engagement der Stiftung:
Die Körber-Stiftung verdankt ihre Gründung einem einfallsreichen
Ingenieur und international tätigen Unternehmer, der sich auch mehrfach
mit innovativen Ideen und finanziellen Mitteln für die
Ingenieurausbildung engagierte.
Für die Körber-Stiftung ist es deswegen eine fast unwiderstehliche
Herausforderung, mit einer Portion Mut zum Risiko - wie es einer Stiftung
angemessen ist - dem Projekt NITHH zum Start zu verhelfen. Wir sehen in
der Konzeption einen Beitrag zur notwendigen Reform der
Hochschulausbildung in Deutschland und erwarten vom NITHH einen kräftigen
Schub für die Attraktivität des Hochschulstandortes Hamburg, insbesondere
für ausländische Studenten. Das ist für eine weltoffene Stadt ein sehr
wichtiger Faktor.
Wir sind überzeugt, dass das NITHH ein Erfolg wird. Dafür steht das
persönliche Engagement des Initiators, Prof. Hauke Trinks, und das grosse
Ansehen der TU Hamburg-Harburg. Es bedarf allerdings für die Deckung der
laufenden Kosten einer breiten Unterstützung der Wirtschaft, insbesondere
in Form von Stipendien, die sich erfreulicherweise bereits deutlich
abzeichnet."
Das Northern Institute of Technology Hamburg (NITHH):
Ein Zugewinn für den Bildungsstandort Hamburg
Globalisierung und Internationalisierung setzen heute Impulse für den
Bildungsmarkt. Der Studienstandort Deutschland hat im Vergleich zu anderen
Bildungsstandorten deutlich an Attraktivität eingebüsst. Im besonderen gilt
das für Studierende aus der asiatisch-pazifischen Region. Um ausländische
Studierende für Deutschland als Studienstandort wiederzugewinnen, sind ein
klar strukturierter Studienablauf, international kompatible Abschlüsse und
ein umfassendes Betreuungs- und Unterbringungspaket sowie ein Studienangebot
in englischer Sprache notwendig.
Die Lösung für diese Herausforderungen des internationalen Bildungsmarktes
liefert das Konzept des Northern Institute of Technology Hamburg
(NITHH).Geplant ist ein rein privatwirtschaftlich organisiertes, technisch
ausgerichtetes, im wesentlichen für ausländische Studierende bestimmtes
Studienangebot.
Deshalb wird eine private GmbH Träger des NITHH. Geleitet wird das NITHH von
einem Präsidenten, der vom Aufsichtsrat berufen wird.
Als "Zwei-Säulen"-Modell steht das NITHH in Public Private Partnership mit
der Technischen Universität Hamburg-Harburg (TUHH) und bietet in dieser Form
in Deutschland ein innovatives Bildungsprodukt höchster Qualität mit neuer
Organisationsform an: Die Ausbildung zum "Global Engineer". Die TUHH will
dieses Konzept mit einer Auswahl ihrer Partnerhochschulen, zum Beispiel der
Aalborg Universität in Dänemark, der TH Chalmers in Schweden und dem Asian
Institute of Technology in Bangkok (AIT) verwirklichen. Jüngste Umfragen im
asiatischen Raum versichern dem Projekt hervorragende Marktchancen.
Kurz umschrieben liegt der Produktvorteil, neben der Ansiedlung unmittelbar
im Campus, in dem Service-Angebot für die Studierenden mit den
Leistungsmerkmalen des anglo-amerikanischen Bildungssystems: der englischen
Sprache als Ausbildungssprache bei gleichzeitiger Integration in den
kulturellen und insbesondere wissenschaftlichen Kontext einer staatlichen
Universität. Weitere Vorteile für die Studierenden ergeben sich aus der engen
Verzahnung mit der Wirtschaft und durch die Kooperationen mit internationalen
Partneruniversitäten. Leben, Lernen in einem festen Rahmen mit eindeutig
definiertem zeitlichen Ende sowie das Wohnen auf dem Campus sind
entscheidende Kriterien für ein konkurrenzfähiges Angebot im internationalen
Markt der Bildung.
Leistungsorientiert
Das Herzstück der Ausbildung zum "Global Engineer" ist ein zweijähriger
englischsprachiger Master-Studiengang. Nach erfolgreichem Studium und der
Anfertigung einer Master-Thesis wird der Studienabschluss Master of Science"
der TUHH verliehen. Als Eingangsvoraussetzung müssen Bewerber einen Abschluss
als Bachelor-of-Science oder einen vergleichbaren Abschluss vorweisen. Sie
werden an der TUHH immatrikuliert und nutzen deren hohen Qualitätsstandard
der Ausbildung. Das Studienangebot ist intelligent verzahnt mit dem
professionellen Ausbildungsangebot des NITHH.
Das Studienjahr ist in Quarter eingeteilt, und damit verläuft die Ausbildung
des NITHH-eigenen und TUHH-unabhängigen zusätzlichen Studiums sowohl parallel
zum Studium an der TUHH als auch in den jeweiligen universitären
Semesterferien, die das zweite und vierte Quarter bilden. Das
Bildungsprogramm am NITHH ergänzt das fachübergreifende Studium innerhalb des
Master-Studiengangs und beinhaltet ein Begleitstudium der Sprache, Kultur,
Wirtschaft und Politik Deutschlands und Europas. Im zweiten und vierten
Quarter erhalten die Kollegiaten zusätzlich eine fachübergreifende
Weiterqualifikation in den Bereichen Projektmanagement, Betriebs- und
Volkswirtschaftslehre und Recht. Integraler Bestandteil des Programms sind
Industriepraktika und Projektarbeit, die in Zusammenarbeit mit Unternehmen
und Partneruniversitäten durchgeführt werden. In dieser engen Verbindung mit
Industriebetrieben machen sich die Studierenden mit den spezifischen
deutschen Verhältnissen im Management, der Forschung und Entwicklung sowie
der Fertigung vertraut und bauen dadurch auch emotionale Bindungen auf, die
für die künftige Entwicklung wichtig sind. TUHH und NITHH bilden eine
Internationale Campus Universität, an der die Ingenieure der Zukunft
ausgebildet werden: ganzheitlich, fachübergreifend und international.
Qualifiziert
Bereits im Oktober 1999 werden die ersten 30 NITHH-Kollegiaten starten. Nur
die Besten der Besten haben hier nach einem leistungsorientierten
Auswahlverfahren eine Chance, in das NITHH aufgenommen zu werden. Daneben
müssen in jedem Fall die Aufnahmebedingungen der TUHH erfüllt werden.
Vorgesehen ist ein stufenweiser Aufbau mit einer jährlichen Aufnahmequote von
30 vorzugsweise ausländischen Studierenden.
Derzeit werden vier Master-Studiengänge angeboten. Darüber hinaus sind
massgeschneiderte Individuallösungen innerhalb der Studiengänge oder aber
auch über deren Grenzen hinaus möglich. Eine hohe Erfolgsquote ist
ausdrücklich gefordert, dennoch wird diese Leistungsorientiertheit durch den
Rückhalt im staatlichen Hochschulsystem abgefedert". Wer die entsprechende
Leistung nicht erbringt, darf weiterhin im regulären Masters-Programm der
TUHH bleiben und sichert damit seine Qualifikation ab, auch wenn sie oder er
bei Nichterreichen der erwarteten Leistungsergebnisse aus der besonderen
Förderung des NITHH ausscheiden muss.
Renommiert
Das Renommee einer staatlichen Hochschule wirkt sich in Zusammenarbeit mit
international anerkannten Hochschulen auch auf die internationale Anerkennung
der erworbenen Abschlüsse aus. Das gesamte privatwirtschaftlich zu
finanzierende Budget des NITHH wird jährlich ca. 2,4 Mio DM betragen. Die
Gebühr für die Studierenden beträgt 40.000 DM pro Jahr. Bei 60 NITHH-
Stipendiaten ist damit der Etat abgedeckt. International tätige Konzerne,
aber auch kleine und mittelständische Unternehmen aus der Region Hamburg und
aus ganz Deutschland, haben bereits jetzt verbindliche Zusagen für die
Übernahme von Stipendien abgegeben. TUHH-Präsident Prof. Dr. Hauke Trinks ist
stolz auf diese Sponsorenzusagen:
Für über 30 Studienplätze liegen bereits feste Zusagen vor, für weitere 30
Studienplätze sind entsprechende Zusagen in Aussicht gestellt. Dies zeigt
uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Dabei handelt es sich weniger um
reines Sponsoring, sondern um Win-Win-Lösungen. Die Unternehmen investieren
jetzt, um morgen von dem erstklassigen Nachwuchs zu profitieren".
Technisch-wissenschaftliche Förderung hat Tradition bei Körber
Das Körber-Engagement für technisch-wissenschaftliche Ausbildungsgänge
besteht seit den 50er Jahren.
1956 gründete Kurt A. Körber das Tabak Technikum Hamburg (TTH) mit dem
Angebot eines sechssemestrigen Ingenieurstudiums (Erstausbildung) und eines
Aufbaustudiums für Ingenieure mit Berufserfahrung. Ihm folgte 1973 die
Bergedorfer Fachhochschule für Produktions- und Verfahrenstechnik, für die
Körber die Anschubfinanzierung leistete. 1965 gründete er das Lehr- und
Forschungsinstitut für industrielle Koordinierung (LFK). Ziel der
zweisemestrigen Zusatzausbildung für Ingenieure war die Vorbereitung
talentierter Nachwuchskräfte für Führungsaufgaben".
Mit diesen Initiativen verfolgte Körber die Absicht, die
ingenieurwissenschaftliche Ausbildung in Deutschland auf einer breiteren
Basis mit unternehmerischen Impulsen neu zu orientieren in der Erkenntnis,
dass für die Zukunftssicherung der industriellen Unternehmen die
Bereitstellung des geistigen Potentials wichtiger ist als die Rückstellung
finanziellen Kapitals" (Kurt A. Körber 1966).
Dieser Grundauffassung verdankte im übrigen die Kurt A. Körber-Stiftung 1959
ihre Entstehung mit dem Satzungsziel der Schaffung von Einrichtungen, die der
Bildung und der Förderung von Wissenschaft und Forschung dienen.
Die Parallelen zur heutigen Situation der ingenieurwissenschaftlichen
Ausbildung sind offenkundig, wie der Vorstandsvorsitzende der Körber AG,
Eberhard Reuther, erläuterte:
"Die veränderte Weltwirtschaft, rasante technologische Entwicklungen, neue
Wettbewerber auf angestammten Märkten und die damit verbundene internationale
unternehmerische Tätigkeit - all das stellt heute erweiterte und besondere
Anforderungen an den technisch-wissenschaftlichen Nachwuchs. Neben der
fachlichen Qualifikation verpflichtet sich der Ingenieur nun auch dem
Dienstleistungsgedanken - eine bis in die neunziger Jahre fast unvorstellbare
Entwicklung. Weltoffenheit, Toleranz, Anpassungsfähigkeit, fremdsprachliche
und mentale Flexibilität sind gleichrangig neben hoher Fachkompetenz zu
sehen. Um diesem Anforderungskatalog gerecht zu werden, müssen Wirtschaft und
Hochschulen ihre Vorurteile überwinden, zu Partnern werden und sich eine
gemeinsame funktionierende Ausbildungsbasis schaffen."
Deshalb zählte Körber 1992 zu den Förderern der privatisierten
Handelshochschule Leipzig und im gleichen Jahr zu den Gründungsmitgliedern
der privaten Nordakademie in Elmshorn. An dieser staatlich anerkannten
Fachhochschule werden in dualen Studiengängen Wirtschaftsingenieure,
Wirtschaftsinformatiker und Diplombetriebswirte ausgebildet. Die
Ausbildungsqualität stimmt: Die Nordakademie erhielt vor wenigen Wochen von
der Stiftung Warentest und dem Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) unter
insgesamt 91 bewerteten Fachhochschulen bundesweit die beste Beurteilung!
TUHH - Pressestelle
Ingrid Holst
E-Mail: pressestelle@tuhh.de