Von der Natur lernen - TUHH-Wissenschaftler als Experte für die "Weiße" Biotechnologie in Berlin

04.10.2004

Der Hamburger Wissenschaftler Prof. Dr. Garabed Antranikian war auf Einladung der Bundestagsfraktion der Grünen gemeinsam mit der Ministerin für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft, Renate Künast, Gast einer Podiumsdiskussion zur Zukunft der Biotechnologie. Antranikian forscht an der Technischen Universität Hamburg-Harburg (TUHH) und gilt weltweit als Experte auf dem Gebiet der "Weißen" Biotechnologie, die sich auf biotechnologisch-basierte Produkte und Industrieprodukte bezieht. Ziel ist die ökologische Optimierung industrieller Prozesse.
"Die Biotechnologie ist ein genialer Schlüssel zur Herstellung umweltfreundlicher Produkte und eröffnet für die industrielle Produktion neue und großartige Perspektiven", sagte Antranikian in Berlin. Man wolle von der Natur zu lernen, um für die Natur arbeiten zu können. Experten gehen von einem weltweiten Umsatzvolumen in der "Weißen" Biotechnologie bis zum Jahr 2010 von bis zu 200 Milliarden Euro jährlich aus. Nach Schätzungen der Unternehmensberatung McKinsey werden in diesem Zeitraum 60 Prozent aller Feinchemikalien auf biotechnischem Wege hergestellt.

Antranikian ist Leiter des Arbeitsbereiches "Technische Mikrobiologie" an der TUHH und forscht auf dem Gebiet der extremophilen Mikroorganismen. Die aus extrem heißen und kalten Quellen gewonnenen Einzeller enthalten Wirkstoffe, in der Fachsprache Biokatalysatoren genannt, die ein großes Potenzial für die umweltschonende Produktion von Arznei, Feinchemikalien, Vitaminen, Textilien, Papier enthalten. Biokatalysatoren ermöglichen eine integrierte Produktionsweise, bei der Abfälle während der Herstellung vermieden werden. Außerdem führt das umweltfreundliche Verfahren zur Reduktion des Treibhauseffekts.

"Die Enzym-Diversität der Natur bietet eine große Chance zur Entwicklung nachhaltiger Verfahren im Produkt- und produktionsintegrierten Umweltschutz", sagte Antranikian in Berlin. Für die auf dem Weltmarkt sehr gut positionierten europäischen Enzymhersteller und die in Deutschland tätigen Unternehmen der Life- Science-Branche ergäben sich gute Wachstumsmöglichkeiten bei gleichzeitig verringerten Umweltbelastungen.
Antranikian wurde Mitte des Monats in Baltimore/USA zum Präsidenten der internationalen Gesellschaft für Extremophile gewählt.


TUHH - Pressestelle
Jutta Katharina Werner
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